Telekom: Kein Anschluss für Behinderten
MÜNCHEN - Stefan Doblinger (44) aus Freimann wartet seit fast vier Monaten auf eine feste Leitung. Dabei braucht er das Telefon - denn er ist schwerbehindert. Seit knapp vier Monaten hat er Ärger mit der Telekom: "Ich fühle mich verarscht".
In der ersten Auftragsbestätigung steht das Wort „reibungslos“. Stefan Doblinger kann heute nur noch drüber lachen. Seit knapp vier Monaten hat er Ärger mit der Telekom. Der Schwerbehinderte wohnt seit September mit seiner Frau Janka in Freimann. Er kann kaum aus dem Haus, weil sein rechter Fuß kaputt ist. Doblinger würde deshalb gerne seine Mutter, seine Familie und Freunde anrufen. Gerade an Weihnachten ist das für ihn sehr wichtig.
Das ist bis jetzt aber unmöglich. Stefan Doblinger hat keinen Telefonanschluss – weil die Telekom ihm keinen legt. Der 44-Jährige ist stinksauer: „Ich fühle mich verarscht.“
Am vergangenen Freitag sah es noch gut aus: Ein Techniker sollte ein Kabel legen. Das hatte Doblinger nach monatelangen Anrufen, Klagen und Bitten erreicht. „Die sind aber nicht gekommen.“
Die Telekom schiebt die Schuld auf den Ex-Anbieter
So geht das seit September. Doblinger wechselt während seines Umzugs zur Telekom, will aber seine alte Nummer behalten. Die Telekom sichert ihm zu, alles zu erledigen und verspricht einen „reibungslosen“ Ablauf. Der vorherige Anbieter schickt aber falsche Daten, es gibt ein langes Hin und Her. Am 21. Oktober bekommt Doblinger einen weiteren Brief von der Telekom: Er soll einen neuen Antrag stellen. Macht er – und wieder passiert nichts.
Mitte November: ein neuer Brief von der Telekom. Die Sache liege jetzt beim Baureferat, in Doblingers Straße gäbe es ja gar keine Telefonleitung. Wenn Doblinger aus dem Fenster schaut, sieht er aber das Kabel an einem Masten hängen. „Meine Nachbarn haben jedenfalls Telefon.“ Am 9. Dezember fragt Doblinger beim Baureferat nach – der Sachbearbeiter sagt, der Vorgang liege seit dem 17. November wieder bei der Telekom. Die Leitung sei ja da. Stefan Doblinger ruft also wieder bei der Telekom an – und bekommt für den 11. Dezember den Termin mit einem Techniker. „Ich war so froh, dass es endlich hinhaut – und dann war wieder nichts.“ Warum der Techniker nicht kam, hat er bis heute nicht erfahren.
Stefan Doblinger verzweifelt langsam am rosa Riesen: Soll seine Frau ihre slowakische Familie mit dem Handy anrufen? Das ist für das Ehepaar auf Dauer viel zu teuer. Er ist seit sieben Jahren wegen eines Autounfalls arbeitsunfähig, er bekommt nur eine kleine Rente.
Die AZ fragte bei der Telekom nach. Sprecher Udo Harbers: „Der frühere Anbieter hat eine falsche Eingabe gemacht – Herr Doblingers Daten passen nicht zusammen.“ Der Vorgang der Rufnummerübertragung laufe automatisch, deshalb habe es so lange gedauert, das Problem zu lösen. Jetzt hat die Telekom laut Harbers den früheren Anbieter gebeten, die Nummer freizugeben.
Bis dahin soll Stefan Doblinger eine neue Nummer von der Telekom bekommen. „Der Anschluss wird dann am 24. Dezember freigeschaltet“, sagt Harbers – buchstäblich in allerletzter Minute.
Thomas Gautier
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