Technikchef: "Manchmal hebt ein Zelt eben ab"

Am Mittwoch startet das Tollwood-Festival. Biwi Labermeier ist seit fast 30 Jahren Technikchef, lebt auf dem Gelände, kämpfte mit Lothar und Jennifer – und verlor.
von  Jasmin Menrad
Johann "Biwi" Labermeier ist nie privat auf dem Tollwood - er wohnt vielmehr auf dem Gelände.
Johann "Biwi" Labermeier ist nie privat auf dem Tollwood - er wohnt vielmehr auf dem Gelände. © Bernd Wackerbauer

München - Seit 1989 ist Johann "Biwi" Labermeier beim Tollwood dabei – seit 1999 als technischer Leiter. Damals riss Sturm Lothar das ganze Festivalgelände um. Die AZ hat Biwi zum Interview getroffen.

AZ: Biwi, ist das eine technische Abkürzung, die etwas mit Ihrem Beruf zu tun hat?
JOHANN LABERMEIER: Nein, den Namen habe ich seit frühster Kindheit.

Was haben Sie 1989 auf dem Tollwood gemacht?
Da war ich Arbeiter, habe Hütten gebaut, die Stromversorgung gelegt oder die Garderobe für Künstler eingerichtet. Abends habe ich Eintrittskarten vor der Musikarena abgerissen.

Die damals wie groß war?
So 1.000 Leute werden da reingepasst haben. Heute sind es teilbestuhlt knapp 5.500 Zuschauer. Das war ein viel kleineres Zelt. Aber damals hat auch Helge Schneider vor 200 Leuten bei uns gespielt.

"Machen wir die Silvester-Party halt ohne Zelt"

Gibt’s Künstler, bei denen Sie sagen: Heute gehe ich aufs Konzert?
Nee, das habe ich noch nie gemacht. Mein Büro ist 20 Meter hinter der Musikarena, da höre ich die Musik sehr gut. Mit meinem Knopf im Ohr stelle ich mich mal ein, zwei Songs rein, aber ich war noch nie privat auf dem Tollwood.

Schade. Ist nämlich schön da.
Ja, ich weiß. Ich wohne mit meinem amerikanischen Wohnwagen zweimal zweieinhalb Monate im Jahr auf dem Gelände. Meine Wohnung ist zwar ums Eck beim Rotkreuzplatz, aber ich will immer ansprechbar sein. Manchmal allerdings gehe ich mit meiner Freundin am Mittag eine halbe Stunde essen, das ist dann so etwas wie Freizeit.

Wo essen Sie denn selbst am liebsten?
Wir haben eine eigene Kantine, aber beim Thailänder bin ich gerne, beim Chada Thai und seit Jahren bin ich auch beim Tandoori, das ist unser Inder.

Sind Sie auch während Sturm Lothar auf dem Gelände geblieben?
Selbstverständlich. Wir haben eine große Zeltaufbaumannschaft, die immer da ist. Bei so einem Sturm kann man schon noch was machen, Verankerungen befestigen, Planen wieder schließen. Aber man hat seine Erfahrung und irgendwann merkt man, dass nichts mehr geht, tritt zurück und wartet noch ein, zwei Minuten im Sturm und in der Nacht und im Regen, bis das Zelt abhebt. Unser Bazarzelt ist 100 Meter lang, das schaut schon aus.

Lothar war zwischen den Jahren. Gab’s 1999 ein Tollwood-Silvester?
Ja, wir haben Silvester auf der Theresienwiese gefeiert. 2002 hat uns zwischen den Jahren der Sturm ein Zelt weggerissen und da haben wir gesagt: Gut, machen wir die Party halt ohne das Zelt. Nach Silvester kam dann Orkan Jennifer und hat uns alle Zelte weggefegt.

Gibt’s etwas, das bei Tollwood immer kritisch ist?
Ja, das Wetter. Wobei das regnerische Tollwood-Wetter von der Presse erfunden wurde. Früher war Tollwood nur 14 oder 16 Tage, da hats schonmal durchgeregnet. Mittlerweile, vielleicht durch den Klimawandel, haben wir richtig heiße, trockene Festivals gehabt.

Ist die Carmina Burana auf der Seebühne eine Herausforderung? Pro Abend können ja 3.000 Münchner kostenlos das opulente Chorwerk sehen.
Natürlich, aber wir haben die Seebühne schon 1997 mit Robert Wilson bespielt und die Carmina ist wieder so eine aufwendige Produktion. Das wird gut.

Was machen Sie nach dem Tollwood?
Ich habe Anfang August Geburtstag, dann will ich auf einer Insel sitzen.

Nach zweieinhalb Monaten Tollwood dann zwei Monate Urlaub?
Jaaaaaa. Man kann dann wirklich niemanden mehr sehen und will mit niemandem sprechen – zum Winter-Tollwood dann wieder.

Lesen Sie hier: Ameisen im Tollwood-Büro: Das steckt dahinter

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