Taylor Swift tritt in München auf – Konzertveranstalter kritisiert Superstar: "Das ist Abzocke"
München - US-Sängerin Taylor Swift hat in den letzten Wochen hierzulande für viel Aufregung in Deutschland gesorgt: Am 12. Juli startete der Vorverkauf für ihre insgesamt sieben deutschen Konzerte, zweimal tritt die 33-Jährige auch in München auf.
Tickets zu bekommen war kompliziert: Dabei kam ein Wartesystem zum Einsatz, das es so in Deutschland noch nie gab. "Das führt das ganze Konzertgeschäft ad absurdum" kritisiert Konzertveranstalter Berthold Seliger dieses Vorgehen in der AZ. "Das Pop-Event des Jahres ist nicht mehr das Konzert, sondern die Taylor-Swift-Presale-Organisation."
Hohe Ticketpreise für Taylor-Swift-Konzerte: "Warum kann man nicht die Fans fair behandeln?"
Doch nicht nur an dem Prozess für den Ticketverkauf übt Seliger, der unter anderem in Fürstenfeldbruck aufgewachsen ist und mittlerweile in Berlin lebt, Kritik. Auch die hohen Preise findet er unangemessen. Zwar kosten die Karten für die beiden Konzerte von Taylor Swift im Juli 2024 in München weit weniger als die anderer Superstars wie Beyoncé oder Madonna – für die zum Großteil jungen "Swifties", wie man die Fans der Sängerin nennt, sind die Preise der Tickets (z.B. 125 Euro für einen Stehplatz) dennoch sehr hoch.
Abzocke, findet Berthold Seliger: "Im Grunde ist alles, was über 100 Euro hinausgeht, Abzocke." Und weiter: "Es ist ein merkwürdiges Konzept. Sie ist Multimillionärin oder gar eine Milliardärin – man erwartet, dass das die größte Tour aller Zeiten wird mit über einer Milliarde Dollar Ticketumsätzen –, warum kann sie dann nicht günstigere Tickets anbieten für 60 oder 80 Euro für einen Stehplatz und so die Fans fair behandeln?"

Tickets für ein Taylor-Swift-Konzert kosten durchschnittlich mehr als 200 Euro
Denn es sind die Künstler, deren Management oder Agenten, die das Sagen haben wie billig – oder in diesem Fall teuer – die Konzertkarten sind, erklärt Seliger: "Die Superstars könnten es sich ohne Weiteres erlauben, von ihren Fans günstigere Ticketpreise zu verlangen. Dass sie das nicht tun, bedeutet lediglich, dass sie es nicht wollen. Die Fans sind den Superstars offensichtlich egal, sie wollen auf dem Markt einfach Superprofite erzielen." Er finde "alles unter 100 Euro" fair.
Laut der US-amerikanischen Branchenzeitschrift "Pollstar" ist man bei der derzeitigen "Eras Tour" von Taylor Swift von diesen Preisen weit entfernt: 253 Dollar (umgerechnet rund 225 Euro) müssen Fans durchschnittlich für eine Karte zahlen. Zum Vergleich: Bei der Tour 2018 waren es noch 119 Dollar (106 Euro), 2011 nur 83 Dollar (74 Euro). Berthold Seliger: "Zwar wird alles teurer – die Produktion, die Stadien, das Personal, die Energie – aber hier haben wir mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zur letzten Tour, das ist schon enorm."
Wieviel Fans rund um die Tour ausgeben, um bei der "Eras Tour" dabei zu sein, hat das unabhängige Forschungsinstitut Common Sense berechnet: Demnach könnte die Tour alleine in den USA, wo Taylor Swift 44 Mal auftritt, zu Verbraucherausgaben in Höhe von 4,6 Milliarden Euro führen. Dazu zählen nicht nur die Konzertkarten und Merchandise, sondern auch Hotelübernachtungen oder Restaurantbesuche.
"Man sieht daran, wie Taylor Swift ihre Fans behandelt"
Schon in seinem Buch "Vom Imperiengeschäft", das 2019 erschienen ist, schrieb Seliger über Taylor Swift – und wie weit sie geht. Für ihre USA-Tour habe sie sich ein sogenanntes Boost-System ausgedacht. Fans, die in der Warteschlange des Vorverkaufs waren, konnten ihren Platz demnach durch den Kauf von Merchandise-Produkten verbessern. Zur AZ sagt Berthold Seliger dazu: "Man sieht daran, wie Taylor Swift ihre Fans behandelt."
Zwar wurde dieses System in Deutschland bei der "Eras Tour" nicht angewendet – um ihr Ticket mussten die "Swifties" aber auch hier kämpfen.