Kritik

Taylor Swift in München: Besonderer Moment für jungen Fan

Taylor Swift nimmt mit einer beeindruckenden Show das Olympiastadion in München ein. Für einen jungen Fan ist ein Moment der Show ein ganz besonderer. Unsere Kritik.
von  Julia Wohlgeschaffen
Taylor Swift live auf der Bühne im Olympiastadion.
Taylor Swift live auf der Bühne im Olympiastadion. © Jens Niering

Es ist ein unauffälliger, schwarzer Wagen voller Wischmops, der am Samstagabend plötzlich eine Welle der Euphorie im Olympiastadion auslöst. Tausende Menschen jubeln und applaudieren, als zwei Männer ihn zur Hinterbühne schieben.

Die eingeschworenen Fans wissen wohl: Hier wird so kurz vor Konzertbeginn nicht mehr die Bühne geschrubbt – in diesem kuriosen Gefährt, versteckt unter Putzutensilien, wird gerade niemand geringeres als Taylor Swift zur Bühne befördert.

Olympiaberg ist voller Fans

Im Rahmen der "Eras"-Tour reist die amerikanische Sängerin aktuell mit ihrer Crew um die ganze Welt, seit Mai spielt sie auch in Europa. Zuletzt etwa in London, Paris, Lissabon - und nun zum ersten Mal auch in München. Das erste Wort, das die 34-Jährige an ihr bayerisches Publikum richtet, ist ein verschmitztes "Servus!" – sehr zur Freude der unzähligen Zuschauer: Swift schafft es nicht nur ein ganzes Stadion mit mehr als 70.000 Zuschauern zu füllen, sondern auch den benachbarten Olympiaberg, sodass kaum mehr ein Fleck Rasen zu sehen ist.

Schon am Nachmittag ist der Olympiaberg gut besucht. Während der Show war der Berg komplett voll mit Fans.
Schon am Nachmittag ist der Olympiaberg gut besucht. Während der Show war der Berg komplett voll mit Fans. © Julia Wohlgeschaffen

Das ist auch der Verursacherin des enormen Andrangs nicht entgangen, die ihre Fans nach der bairischen Begrüßung auf Englisch zu ihrem Konzert willkommen heißt – auch diejenigen "in a park outside the stadium" (deutsch: in einem Park vor dem Stadion).

Was spielt Swift im Überraschungs-Teil der Show?

Es ist keine gewöhnliche Tour, bei der ein neues Album im Fokus steht: Swift spielt Lieder von zehn ihrer Alben, denen sie bei ihrer Show jeweils eine "Era" (deutsch: Epoche) widmet. Das Konzert wird zur Zeitreise durch den Swift-Sound, bei der der Facettenreichtum der Sängerin deutlich wird. Mal gibt sie sich girly und romantisch, etwa wenn sie im goldenen Fransen-Kleid Lieder wie "Love Story" aus der "Fearless"-Era singt, mal tough im schwarz-rot funkelnden Ganzkörperanzug mit Songs aus ihrem Album "Reputation".

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Ein besonderer Teil des Konzerts ist der Überraschungs-Teil, wenn Swift alleine singt und Gitarre und Klavier spielt, ohne von der Band begleitet zu werden. In diesem Moment der Show singt sie in jeder Stadt andere Lieder, um jedes Konzert einmalig zu machen. In München gehörten "You are in Love" aus dem Album "1989" und "Ivy"  aus dem Album "Evermore" dazu.

Armbänder werden unter Fans getauscht

Die Tour hat unter den "Swifties", den Fans, weltweit eine starke Eigendynamik entwickelt. So ist es etwa zur Tradition geworden, dass sie untereinander selbst gebastelte Freundschaftsarmbänder austauschen – in München ist kaum ein Zuschauer ohne Perlenbändchen um das Handgelenk zu sehen.

Bunte Armbändchen so weit das Auge reicht.
Bunte Armbändchen so weit das Auge reicht. © Martha Schlueter

Manche haben mehr als hundert Stück dabei. Eines davon trägt Swift am Ende des Abends selbst: Ein junger Fan bekommt traditionsgemäß beim Lied "22" von der Sängerin eine Umarmung am Bühnenrand – und ihren Hut. Das kleine Mädchen, das diese Rolle in München einnehmen darf, streift Swift dabei eines ihrer Armbänder über. Es kann sein Glück sichtlich kaum fassen.

Ein nahbarer Superstar

In Momenten wie diesen, in denen Swift engen Kontakt zu ihren Fans aufbaut, auch etwa, wenn sie den Swifties in den vorderen Reihen immer wieder zuwinkt und ganz bewusst ins Publikum schaut, wirkt sie sehr nahbar. Authentizität gewinnt sie auch durch die Konzeption des Show, die nicht überladen ist, im Gegenteil: Oft steht Swift einfach alleine mit ihrer Gitarre auf der Bühne und singt.

Für die Ballade "Champagne Problems", bei der sie sich am Klavier selbst begleitet hat, bekommt sie nicht enden wollenden Applaus. "Ich liebe euch alle!", sagt sie nach mehreren Minuten frenetischen Beifalls auf Deutsch.

Kleiner Regenschauer am Ende des Konzerts

Zeit für Pausen genehmigt sie sich während ihres dreistündigen Konzerts kaum – wenn sie einmal für zwei Minuten von der Bühne verschwindet, dann offenbar nur, um sich umzuziehen und kurz darauf wieder im neuen Funkel-Dress, passend zur nächsten "Era" weiter zu singen.

Ihre Kondition beim Singen, beim Tanzen – und beim Lachen – ist bewundernswert. Selbst am Ende des Konzerts springt die Sängerin noch über die Bühne, als hätte es gerade erst begonnen, auch von einem kleinen Abschieds-Schauer lässt sie sich nicht aus dem Konzept bringen. Über den Regen lacht sie amüsiert und macht unbeirrt weiter, wie schon den ganzen Abend. Nach dem letzten Lied verlässt sie schließlich die Hinterbühne und macht sich auf den Weg aus dem Stadion – diesmal ohne Wischmop-Tarnung, aber umgeben von demselben euphorischen Jubel wie zu Beginn. 

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