Taxler mit Schal gewürgt: "Ich wollte Sie nicht töten!"

Eine 30-Jährige wegen versuchten Mordes auf der Anklagebank: Sie hatte einen Taxler mit einem Schal gedrosselt.
John Schneider |
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München - Eva P. (30, Name geändert) hat einen Zettel mit ihrer Aussage vorbereitet. Doch als die Angeklagte beim Vorlesen zur Beschreibung des Tatgeschehens kommt, stockt sie plötzlich. Die Erinnerung scheint die junge Frau zu überwältigen. Sie beginnt zu schluchzen, ihr Anwalt übernimmt und reicht seiner Mandantin gleichzeitig eine Packung Papiertaschentücher.

Der dreifachen Mutter wird vorgeworfen, am 13. März 2017 den Taxler Hubert K. (73) während der Fahrt nach Altomünster mit einem Schal gedrosselt zu haben. Um ihn zu töten, sagt die Staatsanwaltschaft. Die Ankläger gehen von versuchtem Mord aus. Eva P. widerspricht und sagt in Richtung ihres Opfers: "Ich wollte Sie nicht töten."

Die Alkoholikerin wurde rückfällig

Die Tat hat eine Vorgeschichte: Eva P. hatte sich mit ihrem Ehemann gestritten, verließ die Wohnung der Familie in Altomünster und begann zu trinken. Ein Rückfall, wie sie sagt. Die 30-Jährige ist seit ihrer Jugend wegen Depressionen, Angststörungen und Alkoholmissbrauch in Behandlung.

Nach zwei Tagen mit viel Bier kam ihr der Gedanke, dass sie nach Hause müsse, um sich um die Kinder zu kümmern. In einem Hotel in München bestellte Eva P. ein Taxi. Doch das wisse sie nur noch aus den Akten, erklärt sie.

Ihre eigene Erinnerung setze erst wieder ein, als sie im Taxi sitzt und auf einer Landstraße durch die Nacht rauscht. Sie habe den Taxler gefragt, wo sie sich befinden, doch der habe nicht geantwortet. Da habe sie Panik bekommen.

In ihrer Angst habe sie dann versucht, aus dem fahrenden Auto zu springen. Hubert K. steuerte das Taxi reaktionsschnell in die Fahrbahnmitte, um eine Kollision mit Begrenzungspfosten der Landstraße zu vermeiden.

Laut Anklage bot er der Frau an, an der nächsten Tankstelle zu halten. Doch Eva P. ließ sich nicht beruhigen. Laut Anklage rutschte sie hinter den Fahrersitz und warf ihren Schal um den Hals des Fahrers, zog dann die Schlinge zu.

Taxler kann sich befreien - und fährt die Täterin noch nach Hause

Ihre Erklärung: Sie habe an den Enden des Schals in der Hoffnung gezogen, dass das Auto anhalten und sie aussteigen könnte. Dass der Schal um den Hals den Mannes lag, habe sie dabei nicht wahrgenommen. Dass sie sich selbst dadurch gefährdete, habe sie erst später begriffen.

Laut Anklage konnte sich der Fahrer dank einer Vollbremsung befreien. Auch einen zweiten Angriff mit dem Schal wehrte er ab.

Er brachte die Frau sogar noch nach Hause zu ihrem Ehemann. Zwei Tage später stand die Polizei vor der Haustür und nahm Eva P. mit.

Hubert K. verfolgt den Prozess als Nebenkläger. Der 73-Jährige arbeitet noch immer Vollzeit als Taxler, sagt er. "Das muss ich auch schon allein wegen der Münchner Mieten."

Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll am 12. März verkündet werden.

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