Taxi schleift Informatiker mit - tot!
Ein Taxifahrer (49) steht wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor Gericht. Ein Fahrgast (31) war mit seiner Jacke am Taxi hängen geblieben. Er starb vor den Augen seiner Freunde.
München - Für Petra K. (Namen geändert) sind es bittere Momente. Allein sitzt die 26-Jährige vor dem Gerichtssaal im Münchner Justizzentrum, wartet darauf, ihre Zeugenaussage zu machen. „Ich muss funktionieren“, sagt sie. Ihr Blick ist tieftraurig, sie wirkt resigniert.
Ihre Traurigkeit hat einen Grund: Am Neujahrstag 2013 wurde ihre große Liebe, der 31-jährige Informatiker Hans T. in Pöcking vor ihren Augen von einem Taxi überrollt und getötet. Der Taxifahrer Paul H. (49) steht deshalb seit gestern wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Schwurgericht.
Laut Anklage hat sich der tödliche Unfall so abgespielt: Hans T. kam mit seiner Freundin und einem Freund am 1.Januar 2013 um 2.38 Uhr von einer Silvesterparty. Die drei hielten in der Ferdinand-Miller-Straße in Niederpöcking ein vorbeikommendes Taxi an, wollten nach Starnberg gebracht werden. Doch der Taxler erklärte, er sei bereits von anderen Kunden bestellt worden. Er könne sie nicht mitnehmen.
Es kommt zum Wortgefecht. Hans T. beschwert sich, dass die Lampe auf dem Taxidach des Mercedes Viano brannte. Ein Zeichen, dass das Taxi noch nicht besetzt gewesen war. Der Taxler lässt nicht mit sich reden, fährt an, obwohl er laut Anklage bemerkt haben muss, dass der 31-Jährige noch im Türbereich der Schiebetür gewesen war. Das mache er öfter so, wenn Fahrgäste zudringlich werden, erklärte der 49-Jährige gestern.
Richard R., der Freund des Opfers, beobachtete, dass dessen „linker Oberkörper noch im Taxi war“ als dieses anfuhr. Was er nicht gesehen hatte: Die Jacke seines Freundes hatte sich in der Schiebetür verhakt. „Hans ist neben dem Taxi hergelaufen und hat „Stopp“ geschrien“, berichtet Richard R.. Sein Freund stürzte und geriet mit dem Kopf unter das rechte Hinterrad. Er starb noch an der Unfallstelle. Vor den Augen seiner Freunde.
Petra K. ist seitdem in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung. Sie leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch der Taxler stand nach dem Unfall unter Schock und ist in Behandlung. Er bedauere das Geschehene zutiefst. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht dran denken muss.“
Der Konditor, der im Nebenjob Taxler war, hat aber eine andere Version des Unfalls. Er gibt an, dass er bei seinem Automatik-Fahrzeug nur kurz von der Bremse gegangen sei und sich dann die Schiebetür geschlossen habe. Davon habe er sich mit einem Blick über die Schulter vergewissert. „So jetzt ist die Tür zu, jetzt kann ich anfahren“, habe er noch gedacht. Erst dann habe er nach links auf die Straße geschaut und sei losgefahren. Dann habe er ein Geräusch gehört, einen schwarzen Schatten im rechten Rückspiegel gesehen. Daraufhin habe er gebremst.
Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt.
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