Tauben im Stachusuntergeschoss: Hillary hilft

München - Brezn-Brösel am Boden oder größere Krümel, die vom knusprigen Pizzastück herunterfallen. Sie haben sie bis ins Stachus-Untergeschoss hineingelockt: die gemeine Stadttaube. Den unbeliebten "Bäh"-Vögeln gefällt es dort, "weil es hoch, warm und übersichtlich ist", erklärt Falkner Günter Rau.
Um diese Münchner Tauben-Kolonie von den Simsen und Nischen im Untergeschoss zu vertreiben, haben die Geschäftsleute Rau zusammen mit seinem Wüstenbussard-Weibchen "Hillary" engagiert: als effektiven Taubenschreck. Am Mittwoch startete der braune Greifvogel mit dem kräftigen gelben Schnabel zum dritten Anti-Taubeneinsatz in der Laden-Ebene.
300.000 Passanten täglich - und ein Wüstenbussard
Damit sich möglichst wenige der 300.000 Passanten täglich, darunter viele S- und U-Bahngäste, sich von einem jagenden Greifvogel überrascht fühlen, patrouilliert der 58-Jährige erstmal um sechs Uhr früh am Stachus. Erblickt die wendige Hillary eine Taube, jagt sie selbstständig. Vom Leder auf Raus Arm fliegt sie los – nur drei Meter weit oder auch 30 - verschreckt und verscheucht die Stadt-Tauben: "Das ist Instinkt. Ich lasse den Bussard ein wenig auf Hunger eingestellt, sonst hat er keine Lust. Dass Hillary hier unten aber wirklich eine Taube erwischt ist unwahrscheinlich."

Die aufgeschreckte Tauben-Population vom Stachus gibt dann den unruhigen, gefährlichen Ort auf – so hat das 2016 bei den Hofstatt-Passagen an der Sendlinger Straße geklappt, auch dort jagte das achtjährige Weibchen. Das Center-Management der Stachus-Passagen, der Kreis der Geschäftsleute, bezahlt den auf Taubenvergrämung spezialisierten Falkner: "Es ist hier nicht geglückt, lästige Tauben mit Ultraschall oder Falkenschreien zu vertreiben", weiß Günter Rau: "Mein Wüstenbussard, ihr natürlicher Feind, ist die mildeste und schonendste aller Abwehrmaßnahmen."
40 Mal soll Hillary noch fliegen
Flügelschlagend und in Kopfhöhe fliegen immer wieder Tauben durch das Stachus-Untergeschoss. Sie hinterlassen auch Kot, was unhygienisch ist. So bekommt das außergewöhnliche Günter-Hillary-Team eigentlich nur positive Rückmeldung: "Es passiert schon, dass sich jemand erschreckt. Plakate informieren die Münchner aber demnächst über unseren Einsatz. Ich erlebe, dass jeder Münchner froh ist, wenn die Tauben fort sind."
In den nächsten 60 Tagen sind 40 Hillary-Einsätze geplant.