Tarifverhandlungen: MVV-Streik zur Wiesn?

MÜNCHEN - Highnoon bei den Tarifverhandlungen für die U-Bahn-, Bus- und Tramfahrer: Sie wollen rund10 Prozent mehr, die Arbeitgeber bieten aber nur 3,5 Prozent.
Am Freitag gehen die Tarifverhandlungen für die U-Bahn-, Bus- und Trambahnfahrer in Bayern in die entscheidende Runde: Wenn sich die Positionen nicht annähern, kommt es nach den Ferien zum Streik. „Dann streiken wir während der Wiesn“, hatte ein Arbeitnehmervertreter schon bei der vorigen Verhandlungsrunde gedroht. Die S-Bahn ist nicht betroffen.
Die hatten die Gewerkschaften am 26. Juli unterbrochen, weil sie ihre wichtigste Forderung ignoriert fanden: Sie wollen für die 6500 Mitarbeiter städtischer Verkehrsbetriebe auch Verbesserungen im Manteltarif. Die Arbeitgeber wollen nur über Lohn reden.
Die Gewerkschaften Verdi und dbb Tarifunion (Beamtenbund und Gewerkschaft der Lokführer, GDL) fordern: Fünf Prozent mehr Lohn ab dem 1.Juli 2010, Verbesserungen bei der Umsetzung der Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden. Denn durch Schichtbesonderheiten kämen Fahrer faktisch schon auf bis zu 44 Stunden. Weitere Forderungen: eine Ausweitung bei Nachtarbeitszuschlägen, Dynamisierung der Schicht- und Wechselschichtzulagen und eine bessere Honorierung bei „Geteilten Diensten“ – wenn Fahrer stundenlange Pausen machen müssen. Außerdem soll es einen Tag Bildungsurlaub geben. Laufzeit: ein Jahr.
„Mit diesen Nebenforderungen wären das über zehn Prozent“, hält Reinhard Büttner entgegen. Er ist Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Personalchef der Stadtwerke München. Die Arbeitgeber bieten bei einer Laufzeit von zwei Jahren eine gestaffelte Lohnerhöhung von 3,5 Prozent an – 1 Prozent ab dem 1.Juli, 1,2 Prozent ab dem 1. Januar 2011 und 1,3 Prozent ab dem 1. Januar 2012. Plus einer Einmalzahlung. Und der Manteltarif? Den wollen die Arbeitgeber nicht antasten.
Aber dann können die Verhandlungen scheitern. „Wenn sie nur Geld bieten, sind die Verhandlungen ganz schnell vorbei“, sagt Thomas Gelling, Verhandlungsführer der dbb-Tarifunion. Die Kollegen seien streikbereit, denn die Verkehrsgesellschaften hätten die Rationalisierung auf dem Rücken der Mitarbeiter betrieben. Gelling: „Die Belastung ist nicht mehr zu ertragen.“
„Wir gehen optimistisch in die Runde“, meint Verdi-Verhandlungsführer Frank Riegler: „Sonst wird es nach den Ferien Warnstreiks geben.“ – Dann ist Oktoberfest. W. Bock