Tanze Tango mit mir

Tanzen ist wieder in - Tanzschulen setzten auf Pop-Musik und klassische Tänze.
von  Abendzeitung
Kurze Slow-Fox-Einlage: Elisabeth Resch (24) und Eric Pietras (49) aus Paris.
Kurze Slow-Fox-Einlage: Elisabeth Resch (24) und Eric Pietras (49) aus Paris. © Gregor Feindt

Tanzen ist wieder in - Tanzschulen setzten auf Pop-Musik und klassische Tänze.

Heute ist im Aufsteigerkurs 5 eine neue Figur im Cha-Cha-Cha dran. „Wenn’s die Herren können, dann sind sie beim Führen besser, das ist doch der Sinn“, ruft Tanzlehrer Eric Pietras (49) mit französischem Akzent. Der Song „It’s Nice To Have A Man Around The House“ von Della Reese läuft derweil passend im Hintergrund. Doch ein Herr versagt gerade beim Führen. Die Dame mit rotem Oberteil dreht sich vor dem Spiegel etwas zu heftig, taumelt plötzlich, verliert den Halt – aber Tanzlehrer Pietras reagiert, und fängt sie auf.

„Das war die erste akrobatische Einlage für heute“, rettet der gebürtige Pariser die Situation. Die acht Paare im Studio 7 der Tanzschule am Deutschen Theater haben ihren Spaß. Beim Disco-Fox lernen sie die „Grüß-Gott-Haltung“, wobei der Herr seiner Dame einfach statt der linken die rechte Hand reicht – wie beim Grüßen – und sie so in eine neue Figur schieben kann.

Gesellschaftstanz wieder salonfähig

Gesellschaftstanz ist wieder in, weil auch die Tanzschulen umdenken. „Wir lassen die Leute starten wie sie wollen und die Lehrer sind nicht mehr so im Mittelpunkt wie früher“, erklärt Pietras, der seit 25 Jahren in München lebt. Salsa und Tango Argentino sind zurzeit total im Trend. Viele Schüler fangen aber mit einem klassischen Tanzkurs an und spezialisieren sich danach. „Bei Rock´ n´ Roll ist Null Interesse da, genauso ist Paso Doble total out – vor 15 Jahren war das noch anders.“ Auch Hip-Hop wird seit Jahren von Kindern ab sechs Jahren und Erwachsenen nachgefragt.

Viele Tanzschulen spielen auf ihren Partys längst moderne Pop-Musik, die auch im Radio läuft. So ist zum Beispiel der Song „It’s Raining Men“ von den Weather Girls ein lupenreiner Disco-Fox, während der Titel „Schöner Fremder Mann“ von Connie Francis ein Jive ist.

In Tanzschulen finden Singles in fast jedem Alter eine Art Ersatzfamilie. „Am Anfang sind viele in unseren Singlekursen noch gehemmt, aber das legt sich schnell“, hat Eric Pietras beobachtet. Nach der ersten Stunde gehen die Teilnehmer noch gemeinsam etwas trinken. „Ich habe einmal erlebt, dass sich aus einem Single-Paar eine feste Partnerschaft entwickelt hat – und sogar ein Kind entstanden ist. „Ich habe als Franzose indirekt etwas für die deutsche Geburtenrate getan, das ist schon ein Erlebnis.“

Tanzen ist nicht nur fürs Liebesleben gut. Man frischt seine grauen Zellen auf: „Manchmal wenn die Leute frei tanzen, dann üben sie zwei Aktionen und versuchen, diese Figuren zu kombinieren. Dabei müssen sie sich konzentrieren.“

Tanz als Form des Gesundheitsbewusstseins bei Älteren

Ein neuer Trend sind Senioren-Partys. „Bevor sie alleine zu Hause sind, haben sie Bewegung, Unterhaltung und begegnen anderen Menschen – das kann Depressionen vorbeugen.“ Auch steigert dieser Sport das Selbstbewusstsein, indem man neue Tänze, Schritte, Figuren zeigen und sich als Paar präsentieren kann. Für viele hat das auch positive Folgen für das Arbeitsleben: Wenn man sich in der Freizeit gut fühlt und sein Selbstbewusstsein unter anderem aus dem Tanzen zieht, haben viele auch mehr Lust auf die Arbeit.

Und: „Viele Manager und Angestellte kommen zu uns, die sagen, dass sie tanzen müssen, weil das der Arbeitgeber bei Bällen erwartet, sie wollen sich nicht blamieren, weil sie mit der Frau des Chefs tanzen muss.“

Sebastian Müller

Hier können Einsteiger und Anfänger übers Parkett gleiten: Undosa Seerestaurant Tanztee, Mi, 17-21, So, 15-19 Uhr, Seepromenade 1, Starnberg, Tel. 08151/99 89 30 www.undosa.de

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