Tanz in den Mai: Die Feste in München

Der Tanz in den Mai ist längst auch in der Stadt München Kult: Die AZ erklärt, welche Maibaum-Feste stattfinden, wie Maibaum-Wachen und die Diebstähle laufen.
von  Rudolf Huber

Der Brauch geht auf den bäuerlichen Kalender zurück – und ist längst auch in der Stadt Kult: Die AZ erklärt, welche Maibaum-Feste stattfinden, wie Maibaum-Wachen und die Diebstähle laufen

München -  Sechs Jahre lang haben sie gekämpft, haben ihre Vision vom bayerischen Brauchtum mitten in Laim gegen alle Widerstände verteidigt. Und am Dienstag wird’s ernst bei den Maibaumfreunden Laim: Mitten in ihrem Stadtviertel, auf dem Laimer Anger, stellen sie ab 11.30 Uhr einen Maibaum auf.

Und der hat es in sich: Als offizieller Münchner Christbaum tat er Ende letzten Jahres schon Dienst auf dem Marienplatz, wurde dann optisch ein wenig modifiziert – und auch gleich noch aus dem Maibaumlager der Laimer gestohlen (AZ berichtete). Ein zweiter Klau-Versuch konnte gerade noch vereitelt werden. Vereinsvorstand Hans Rotter und seine Mitstreiter freuen sich jetzt auf ein schönes Fest.

Auch in Solln wird vor dem Gasthaus Schützenlust ein neuer Maibaum aufgestellt. In Neuaubing wird das Stangerl nach einem Festzug um 13.45 Uhr auf dem Kirchplatz St.Markus gelupft. Und in Untermenzing ab 13 Uhr vor der Pfarrkirche St. Martin – per Hand, wie die Organisatoren betonen.

Um 14 Uhr ist das neue Stangerl im Augustinerkeller dran – ein großes Fest mit viel Musik und Kabarett. Eine tierische Maifeier gibt es im Tierpark Hellabrunn. Um 11 Uhr startet der Mai-Festzug: In Begleitung von Lamas und Ponys geht es vom Flamingo-Eingang zum 14 Meter hohen Maibaum im Kindertierpark.

Um 14 Uhr geht’s zur „Maibaumaufstellung im Pfarrhof“ von St. Clemens, Renatastraße 7. Danach wird gemütlich gefeiert. Erst am Samstag, 5. Mai, kommt der neue Maibaum auf den Viktualienmarkt. Exakt 50 Jahre zuvor wurde dort das erste Traditionsstangerl aufgestellt. Nach stundenlangen Vorarbeiten wird es um kurz nach zehn Uhr ernst: Ein Kran der Feuerwehr stellt das 37 Meter lange und 5,6 Tonnen schwere Ungetüm auf. Und der Freibier-Ausschank beginnt dann um 11 Uhr.

Der Maibaum-Brauch entstand übrigens im 16. Jahrhundert: Mit dem 1. Mai wurde nach dem bäuerlichen Kalender der offizielle Sommerbeginn gefeiert.

Die Maifeste im Landkreis München und im Umland:

 

Hier eine Auswahl der Maibaumfeiern im Umland 

Grünwald: Schon am Montag stellt der Burschenverein „Einigkeit“ den Maibaum auf dem Marktplatz auf. Am 1. Mai laden die Burschen dann ab 13 Uhr zum Maitanz.

Planegg: 30 Meter hoch ist der Maibaum, der am Marktplatz gelupft wird. Garching: Ab 12 Uhr stellt der Heimatverein Garching einen Baum auf.

Ismaning: Der Spar- und Heimatverein Grüne Heide ist Organisator der Maibaum-Feier.

Dornach: Zum Maibaumaufstellen spielt die Blasmusik Aschheim.

Rottach-Egern: Hier wird der Baum ab 10 Uhr vorm Rathaus aufgestellt. Starnberg: Ab 8 Uhr wird der Maibaum per Kran am Tutzinger Hofplatz aufgestellt, ab 14 Uhr wird gefeiert und getanzt.

Perchting: Ab 9.30 Uhr wir der Maibaum per Hand aufgestellt, dann: Maifeier.

Pähl: Die Feuerwehr stellt ab 10 Uhr den weiß-blauen Baum in Kerschlach auf. Lenggries: Ab 9 Uhr traditionelles Maibaumaufstellen beim Gasthof Pfaffensteffl.

 

Maibaum-Wache mit Karteln und Besuch

Die Grünwalder haben im Schichtbetrieb aufgepasst – damit sie am 1. Mai feiern können

GRÜNWALD Orangensaft, Kaffee, Red Bull. Wer wacht, darf eben nicht schlafen, und Getränke helfen gegen die Müdigkeit. „Bier gibt’s natürlich auch“, sagt Ingo Wellm. Ist ja ein Burschenverein.
Zwei Wochen weiße Nächte haben die Grünwalder Burschen hinter sich, und sie haben sich gelohnt: Ihr Maibaum ist noch da. Heute, Montag, wird er auf dem Grünwalder Rathausplatz aufgestellt. Morgen folgt ein Maitanz.

Männlich, ledig, boarisch – und ständig auf der Hut. Die 72 Mitglieder des Burschenvereins „Einigkeit“ haben sich im örtlichen Bauhof ganze Nächte um die Ohren geschlagen. Jeder half mit, das Stangerl vor anderen Burschen zu verteidigen, vom Jüngsten (16) bis zum Ältesten (42), „vom Arztsohn bis zum Zylinderdreher“, sagt Kassier Ingo Wellm (34). Aber, bitte auch: alle ledig – die Vereinssatzung schreibt’s vor.

Unter der Woche ging die erste Schicht von 19 bis 1 Uhr, die zweite bis 7 Uhr morgens. Hilfsmittel gegen die Langeweile: iPod (auf der Playlist: „Metallica“, „Spider Murphy Gang“) und Schafkopf-Karten. Oder Gäste, bis zu 20 Leute jeden Abend. „Eltern, Verwandte, sogar Freunde aus der Stadt haben vorbei geschaut“, sagt Wellm.

Dann kochten sie. Oder lernten Schuhplatteln. Oder entrindeten und bemalten den Baum. Tagsüber hielten die Mitarbeiter des Bauhofs, wo der Maibaum lag, ein Auge offen. Arbeiten oder studieren, das müssen sogar Burschen im Frühling.

„Am Wochenende war aber toujours einer da – 24 Stunden lang“, sagt Wellm. Abends wurde der Bauhof zur Dorf-Disco: Jeden Samstag Tanzboden mit Boarischen oder Walzer, „zum Üben für den Maitanz“. Zu den beiden Madl-Wachen, bei denen Frauen den Baum bewachen, mussten sie ein Zelt mit Biertischen draußen aufstellen. 150 hatten drinnen einfach keinen Platz.
Der Maibaum übrigens auch nicht: Er ist 42 Meter lang. „Den kann keiner klauen“, sagt Wellm. „Er wiegt verdammt viel.“ Sie hätten also daheim bleiben können. Es wäre bloß halb so schön gewesen. tg

 

 

 

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