Tanz in den Mai: Die Feste in München
Der Brauch geht auf den bäuerlichen Kalender zurück – und ist längst auch in der Stadt Kult: Die AZ erklärt, welche Maibaum-Feste stattfinden, wie Maibaum-Wachen und die Diebstähle laufen
München - Sechs Jahre lang haben sie gekämpft, haben ihre Vision vom bayerischen Brauchtum mitten in
Die Maifeste im Landkreis München und im Umland:
Hier eine Auswahl der Maibaumfeiern im Umland
Grünwald: Schon am Montag stellt der Burschenverein „Einigkeit“ den Maibaum auf dem Marktplatz auf. Am 1. Mai laden die Burschen dann ab 13 Uhr zum Maitanz.
Planegg: 30 Meter hoch ist der Maibaum, der am Marktplatz gelupft wird. Garching: Ab 12 Uhr stellt der Heimatverein Garching einen Baum auf.
Ismaning: Der Spar- und Heimatverein Grüne Heide ist Organisator der Maibaum-Feier.
Dornach: Zum Maibaumaufstellen spielt die Blasmusik Aschheim.
Rottach-Egern: Hier wird der Baum ab 10 Uhr vorm Rathaus aufgestellt. Starnberg: Ab 8 Uhr wird der Maibaum per Kran am Tutzinger Hofplatz aufgestellt, ab 14 Uhr wird gefeiert und getanzt.
Perchting: Ab 9.30 Uhr wir der Maibaum per Hand aufgestellt, dann: Maifeier.
Pähl: Die Feuerwehr stellt ab 10 Uhr den weiß-blauen Baum in Kerschlach auf. Lenggries: Ab 9 Uhr traditionelles Maibaumaufstellen beim Gasthof Pfaffensteffl.
Maibaum-Wache mit Karteln und Besuch
Die Grünwalder haben im Schichtbetrieb aufgepasst – damit sie am 1. Mai feiern können
GRÜNWALD Orangensaft, Kaffee, Red Bull. Wer wacht, darf eben nicht schlafen, und Getränke helfen gegen die Müdigkeit. „Bier gibt’s natürlich auch“, sagt Ingo Wellm. Ist ja ein Burschenverein.
Zwei Wochen weiße Nächte haben die Grünwalder Burschen hinter sich, und sie haben sich gelohnt: Ihr Maibaum ist noch da. Heute, Montag, wird er auf dem Grünwalder Rathausplatz aufgestellt. Morgen folgt ein Maitanz.
Männlich, ledig, boarisch – und ständig auf der Hut. Die 72 Mitglieder des Burschenvereins „Einigkeit“ haben sich im örtlichen Bauhof ganze Nächte um die Ohren geschlagen. Jeder half mit, das Stangerl vor anderen Burschen zu verteidigen, vom Jüngsten (16) bis zum Ältesten (42), „vom Arztsohn bis zum Zylinderdreher“, sagt Kassier Ingo Wellm (34). Aber, bitte auch: alle ledig – die Vereinssatzung schreibt’s vor.
Unter der Woche ging die erste Schicht von 19 bis 1 Uhr, die zweite bis 7 Uhr morgens. Hilfsmittel gegen die Langeweile: iPod (auf der Playlist: „Metallica“, „Spider Murphy Gang“) und Schafkopf-Karten. Oder Gäste, bis zu 20 Leute jeden Abend. „Eltern, Verwandte, sogar Freunde aus der Stadt haben vorbei geschaut“, sagt Wellm.
Dann kochten sie. Oder lernten Schuhplatteln. Oder entrindeten und bemalten den Baum. Tagsüber hielten die Mitarbeiter des Bauhofs, wo der Maibaum lag, ein Auge offen. Arbeiten oder studieren, das müssen sogar Burschen im Frühling.
„Am Wochenende war aber toujours einer da – 24 Stunden lang“, sagt Wellm. Abends wurde der Bauhof zur Dorf-Disco: Jeden Samstag Tanzboden mit Boarischen oder Walzer, „zum Üben für den Maitanz“. Zu den beiden Madl-Wachen, bei denen Frauen den Baum bewachen, mussten sie ein Zelt mit Biertischen draußen aufstellen. 150 hatten drinnen einfach keinen Platz.
Der Maibaum übrigens auch nicht: Er ist 42 Meter lang. „Den kann keiner klauen“, sagt Wellm. „Er wiegt verdammt viel.“ Sie hätten also daheim bleiben können. Es wäre bloß halb so schön gewesen. tg