Tamo, der ehrliche Finder

MAXVORSTADT - 13-Jähriger gibt eine Handtasche mit 1000 Euro, 400 US-Dollar und 100 kanadischen Dollar bei der Polizei ab. Dafür bekam der Bub aus der Maxvorstadt jetzt 500 Euro als Finderlohn.
Wem hätte es da nicht einen Moment in den Fingern gejuckt – das Geld einstecken und die Handtasche einfach in den nächsten Mülleimer werfen? Doch der 13-jährige Tamo widerstand der Versuchung und lieferte seinen Fund bei der Polizei ab. Dafür bekam der Bub aus der Maxvorstadt jetzt 500 Euro als Finderlohn.
Unbeachtet lag die Damenhandtasche im Innenhof eines Mietshauses in der Gabelsbergerstraße in einem Gebüsch. Der Postbote, die Mieter – drei Tage lang liefen ungezählte Menschen an den Sträuchern vorbei, ohne dass jemand Notiz von der Tasche nahm.
Am Dienstagabend stolperte Tamo zufällig über das gute Stück. Er hatte sich gegen 20 Uhr mit ein paar Freunden zum Spielen verabredet. Plötzlich stand er vor der Damenhandtasche. Neugierig öffnete der Schüler den Verschluss. Ihm stockte der Atem – im Inneren lag eine Geldbörse mit Kreditkarten, 1000 Euro in bar, 400 US-Dollar und 100 kanadischen Dollar. Dazu ein Handy und eine Kamera.
Statt die Wertsachen heimlich einzustecken, oder unter seinen Freunden aufzuteilen, entschloss sich Tamo, den Fund zu melden. Er brachte die Tasche zur Polizeiinspektion 12 in die Türkenstraße.
Aufgrund der Kreditkarten fanden die Beamten ruckzuck heraus, wer die Besitzerin war – eine Kanadierin. Unklar war nur, wie die Tasche nach München gekommen war und wo die Eigentümerin steckte.
Tamos Vater konnte das Rätsel lüften. Als ihn die Polizisten über den Fund informierten, fiel dem Münchner sofort ein, dass eine seiner Nachbarinnen in der Gabelsbergerstraße erst kürzlich Besuch von einer Freundin aus Übersee bekommen hatte.
Die Beamten hörten sich in dem Mietshaus um – und siehe da, der Fall war gelöst.
Die Besitzerin der Handtasche, eine 49-jährige Touristin, hatte tatsächlich am Samstag eine Freundin besucht. Als sie wieder aufbrach, erlitt die Diabetikerin im Innenhof des Hauses einen Schwächeanfall infolge eines Zuckerschocks. Dabei verlor sie ihre Tasche.
Kurz vor Abflug bekam die Touristin ihr Hab und Gut zurück. Die Kandierin brach vor Freunde in Tränen aus und schenkte Tamo 500 Euro. Eine großzügige Geste. Normalerweise sind nur drei Prozent Finderlohn üblich – in diesem Fall wären das rund 50 Euro gewesen
.Ralph Hub