Täglich 1000 Flieger über München

MÜNCHEN Wer hochschaut, sieht sie: Flugzeuge, Flugzeuge, Flugzeuge. Zum Glück so weit oben, dass man vom Lärm in der Stadt nicht allzu viel mitbekommt – meistens zumindest. Hier lesen Sie, was sich täglich an unserem Himmel abspielt:
Seit wann wird geflogen?
Der erste Münchner Flug fand am 10. Oktober 1820 statt, als Wilhelmine Reichardt auf der Theresienwiese mit einem Wasserstoffballon in die Luft ging. Auf dem Flugplatz in Puchheim führte man 1910 erste Flugversuche durch.
Dürfen über Ballungszentren überhaupt Flugzeuge fliegen?
Ja, der Luftraum ist frei, es gibt kein Überflugverbot. Zur Wiesn beispielsweise gelten spezielle Regeln: Fliegen unter 600 Metern ist verboten, Jets überfliegen aber trotzdem die Stadt.
Welchen Anteil hat der Flugverkehr an der Feinstaubbelastung?
Flugzeuge hinterlassen bei der Verbrennung des Treibstoffs hauptsächlich Kohlendioxid und Wasser. Der Anteil des Flugverkehrs an der Feinstaubbelastung beträgt nur ein Prozent. Belastender sei der Autoverkehr um den Flughafen, erklärt das Umweltamt. Die Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs ist vielmehr ein globales, nicht ein lokales Problem, teilt Greenpeace mit.
Wer entscheidet, wo die Flugzeuge fliegen?
Alle Flugzeuge müssen sich an die von der Deutschen Flugsicherung (DFS) veröffentlichten Flugrouten halten, denn der Himmel ist in Navigationspunkte eingeteilt. Die Lotsen sagen den Piloten, welche dieser Fixpunkte sie durchfliegen müssen. Laut Christine Margraf vom BUND Naturschutz können sich die Piloten zwischen den Punkten jedoch frei bewegen.
„Als die Flugrouten geplant wurden, hat man das auf einem weißen Papier gemacht und betroffene Städte nicht berücksichtigt“, klagt der Grünen-Abgeordnete Christian Magerl. Südlich von München liegt der Navigationspunkt „Obaxa“, der in der Hallertau heißt „Lasmi“. Wohin vom Münchner Flughafen aus geflogen wird, ob nach Ost oder West, hängt von der Windrichtung ab, weil die Piloten von den Start- und Landebahnen immer gegen die Windrichtung starten.
Nehmen die Münchner eher die An- oder die Abflüge wahr?
Abflüge finden immer unterhalb der Anflüge statt, das heißt die Maschinen fliegen tiefer, bewegen sich auf etwa 2100 Metern. Abflüge werden auch als lauter wahrgenommen, deshalb versuchen man dicht besiedelte Gebiete nicht zu überfliegen. Die Flugzeuge machen darum bei Ostwind einen Schlenker um den Münchner Süden. Bei Westwind gibt es eine Route nördlich von Dachau, die dann zwischen Unterföhring und Ismaning verläuft.
Wann bemerken wir die landenden Flugzeuge?
Gerade bei Ostwind, der in diesem Jahr häufig war, kommen die Flieger tiefer über München an, weil die Flugstrecke bis zum Flughafen kürzer ist. Sie bewegen sich dann auf 1200 bis 3600 Metern Höhe.
Welche Gebiete überfliegen die meisten Maschinen?
Grundsätzlich ist das ganze Stadtgebiet betroffen. Besonders häufig bewegen sich Flugzeuge über dem Norden: Die Bewohner von Freimann, Feldmoching, Milbertshofen, Garching, Ismaning und Fröttmaning bekommen relativ viel Verkehr mit. Aber auch der Westen wie Pasing, Hadern, Aubing, Gräfelfing wird oft überflogen.
Wie viele sind in der Luft?
Im Jahr 2010 sind insgesamt 378914 Flieger am Airport gestartet und gelandet. Das sind 1038 Flugzeuge täglich, die sich im Großraum München bewegen! In den Vorjahren waren es sogar noch mehr, 2010 gab es aber einen Passagierrekord mit 34,7 Millionen Fluggästen. Grund: Die Flugzeuge sind größer geworden.
Wann verkehren die meisten Flugzeuge über München?
40 Prozent der Passagiere fliegen zwischen Juli und Oktober. Die Zahlen für 2010 zeigen, dass es zwischen Januar und August 9,6 Prozent mehr Flugbewegungen als im Vorjahr gab.
Wohin fliegen die Maschinen?
Die meisten Passagiere, 13,2 Prozent, zieht’s nach Spanien. Danach folgen Italien, Großbritannien, die Türkei, Frankreich und Griechenland.
Gibt es ein Nachtflugverbot?
Von Mitternacht bis 5 Uhr sind nur Postflüge und Vermessungsflüge der DFS zugelassen. Ausnahmen bilden Rettungsflüge, Landungen aus Sicherheitsgründen sowie Flüge in begründeten Einzelfällen, die der Freistaat bewilligt.
Werden über München auch Warteschleifen geflogen?
Nein. Generell werden Flugzeuge nur in Warteschleifen gehalten, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Etwa wenn bei starkem Schneefall die Landebahn geräumt werden muss oder bei Unfällen. Es gibt eine Warteschleife zwischen Herrsching und Starnberg, sowie Adlkofen und Dingolfing.
Kann jeder nachschauen, wer wann in der Luft war?
Ja. Die DFS veröffentlicht auf dfs.de unter „Fliegen und Umwelt“ die Flugverläufe der vergangenen zwei Wochen.
Ist Fluglärm in München ein Problem?
Eine Grafik des Flughafens zeigt, dass der Fluglärm in der Umgebung zunimmt. Da in der Stadt zu viele Nebengeräusche auftreten, kann hier nicht gemessen werden. Doch gerade in der Nacht wird Fluglärm als sehr laut wahrgenommen. Fluglärmbeauftragter ist Robert Biberberger. Er ist unter 21762587 erreichbar.