Tacho-Betrug: So schützen Sie sich

Sechs Milliarden Euro erbeuten Betrüger jährlich mit Manipulationen an Kilometerzählern. Die AZ erklärt die Masche und gibt Tipps, wie Sie sich beim Autokauf schützen können.
von  Anne Kostrzewa
Ein Gerät, mit dem der Tachostand eines Fahrzeuges manipuliert werden kann. Das Gerät wird an die Diagnosebuchse im Fahrzeug angesteckt.
Ein Gerät, mit dem der Tachostand eines Fahrzeuges manipuliert werden kann. Das Gerät wird an die Diagnosebuchse im Fahrzeug angesteckt. © ADAC/dpa

Sechs Milliarden Euro erbeuten Betrüger jährlich mit Manipulationen an Kilometerzählern. Die AZ erklärt die Masche und gibt Tipps, wie Sie sich beim Autokauf schützen können. 

München - Die Zahlen sind alarmierend: Sechs Milliarden Euro Schaden entstehen der Volkswirtschaft jährlich durch Tacho-Betrug. Das geht aus einer Studie des ADAC und der Uni Magdeburg hervor, die am Montag in München vorgestellt wurde.

Je nachdem, wie weit Betrüger den Kilometerstand eines Wagens manipulieren, könnten sie den Verkaufswert um Tausende von Euro steigern (siehe Grafik in der Bilderstrecke).

Einer Erhebung der Münchner Polizei zufolge sind rund 30 Prozent aller Gebrauchtwagen von dem gefährlichen Schwindel betroffen.

Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Welche Fahrzeuge sind betroffen? „Richtig sicher ist kein Auto“, meint Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Technikzentrums in Landsberg. Es treffe zwar vor allem Gebrauchtwagen, die mehr Geld einbringen sollen, als sie wert sind.

Aber auch bei Neuwagen wird gefälscht. Im Internet kursieren bereits Geräte, die damit werben, sogar 2014er-Modelle manipulieren zu können. Der ADAC vermutet zudem, dass bei vielen Neuwagen längere Probefahrten vor dem Verkauf einfach „wegretuschiert“ werden.

Warum ist Tacho-Betrug so gefährlich? Bei bestimmten Kilometerständen sind Kontrolluntersuchungen des Fahrzeugs und die Erneuerung von Bauteilen nötig, etwa der Bremsbeläge. Ist der Kilometerstand gefälscht, werden Checks und der Austausch von Verschleißteilen viel zu spät durchgeführt.

ADAC-Technik-Vize Thomas Burkhardt warnt: „Dadurch steigt das Unfallrisiko.“

Wie erkenne ich eine Fälschung? Ist der Kilometerstand erst mal manipuliert, kann der ursprüngliche Kilometerwert nicht mehr ermittelt werden. Wie alt ein Gebrauchtwagen ist, lässt sich jedoch anhand einiger Anhaltspunkte schätzen (siehe unten). Beim Autokauf sollten Sie hier besonders aufmerksam sein.

Wie kann ich mich beim Kauf vor Betrügern schützen? Wichtig ist, was bezüglich des Kilometerstands im Kaufvertrag steht. Ulrich May, Leiter der Juristischen Zentrale des ADAC: „Beim Tacho-Stand darf auf keinen Fall die Formulierung ,wie abgelesen’ oder ,wie vereinbart’ stehen. Sonst ist der Händler nicht haftbar zu machen."

Ein Tipp des Experten: „Kauft man beim Händler, so kann es sinnvoll sein, sich zunächst an den Vorbesitzer zu wenden und ihn nach dem Kilometerstand zu fragen, mit dem er den Wagen verkauft hat.“

Wie funktioniert die Tacho-Manipulation? Im Internet werden Geräte zur Tacho-Manipulation bereits für unter 200 Euro angeboten. Diese werden an eine Buchse unter dem Lenkrad angesteckt und haben so Zugriff auf alle relevanten Steuergeräte des Fahrzeugs.

Vom Eintippen des gewünschten neuen Kilometerstands bis zur Änderung in der Anzeige des Wagens dauert es keine zehn Sekunden.

Wie könnte man dem Tacho-Betrug den Garaus machen? Ein Speicher-Chip unter dem Lenkrad könnte den Kilometerstand und weitere wichtige Fahrzeugdaten zugriffssicher speichern. Bei neueren Fahrzeugen sind diese Chips laut ADAC oft schon eingebaut, aber nicht aktiviert.

Der Autoclub sieht deshalb klar die Hersteller in der Pflicht.

Das Problem: „Die Vermutung liegt nahe, dass der Schaden die Industrie nicht trifft“, so Technik-Vize Burkhardt. Deshalb sehe man dort offenbar bislang keinen Handlungsbedarf.

 


Abnutzung, Plaketten, Inspektions-Aufkleber: Darauf sollten Sie beim Autokauf achten. Die AZ erklärt, wie's geht.

Ob der Kilometerstand gefälscht ist, lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Deshalb gilt: Den Gebrauchtwagen vor dem Kauf genau unter die Lupe nehmen! So erkennen Sie, ob das Auto älter ist, als der Tacho Ihnen weißmachen will.

Abnutzung: Ist der Fahrersitz durchgesessen, das Lenkrad abgegriffen? Zieht sich der Sicherheitsgurt des Fahrers nur schwer wieder ein oder ist an den Rändern ausgefranst? Wie deutlich ist das Profil auf den Pedalen noch zu erkennen? Wie sieht das Sitzpolster aus?

Deutliche Abnutzungserscheinungen und ein niedriger Kilometerstand sollten Käufer stutzig machen.

Plaketten im Motorraum: Beim Wechseln von Öl und Kühlwasser wird der Kilometerstand üblicherweise auf einer entsprechenden Plakette im Motorraum notiert.

Ist der vermerkte Kilometerstand höher als der auf den Tacho, ist Skepsis angebracht.

Inspektions-Aufkleber: Nach einer Inspektion wird auf der Innenseite des Türramens ein kleiner Aufkleber angebracht, der den Kilometerstand bei Inspektion anzeigt. Auch hier genau prüfen!

 

 

 

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