SWM: Norweger gegen Windkraftwerke

Um mehr Ökostrom zu gewinnen, wollen die Stadtwerke München an der Küste weitere Windräder bauen. Die Bewohner in Norwegen protestieren.
von  Irene Kleber
Ein Windpark in Trondheim, Norwegen.
Ein Windpark in Trondheim, Norwegen. © SWM

Um mehr Ökostrom zu gewinnen, wollen die Stadtwerke München an der Küste weitere Windräder bauen. Die Bewohner in Norwegen protestieren.

München - Windparks in Frankreich, Spanien, Schweden, Norwegen – für die Münchner Stadtwerke-Stromkunden klingen die SWM-Projekte im Ausland, die Ökostrom bescheren, nach einer feinen Sache. Die Anwohner vor Ort sind weniger begeistert, sie müssen sich die Landschaftsverschandelungen nämlich anschauen und mit den Folgen für Natur und Artenvielfalt klarkommen.

SWM wollen Windkraftanlagen in Norwegen bauen

Gerade regt sich Widerstand von Naturschützern aus Norwegen, wo die SWM bereits vier Windparks mit 51 Windturbinen rund um Trondheim betreiben. Denn die Stadtwerke, die bis 2025 so viel Strom aus regenerativer Energie gewinnen möchten, wie München verbraucht, wollen hier weiter investieren: Vier zusätzliche Windparks wollen sie zusammen mit dem kommunalen Unternehmen "TrønderEnergi" bauen: auf der Insel Frøja vor der norwegischen Westküste (14 Turbinen), in Stokkfjellet (21 Turbinen), Sørmarkfjellet (31) und Hundhammerfjellet (14). Die Rede ist von rund 300 Millionen Euro an Investitionen.

Wenn die neuen Trondheimer Anlagen fertig sind, gewinnen die SWM über 70 Prozent des Münchner Stromverbrauchs aus erneuerbarer Energie. Genehmigt sind die neuen Windparks längst. Doch Gegner werfen den SWM und TrønderEnergi vor, zuvor nicht angehört worden zu sein.

Wiederstand der Anwohner: Schutz von indigenem Volk

Auf der Insel Frøja beschweren sich beispielsweise Anwohner, die Ferienhäuser vermieten: Die Windräder würden ihnen den Blick aufs Meer verbauen. Andere Windkraftgegner argumentieren, es müssten die Samen geschützt werden, ein indigenes Volk in Norwegen. Drei der vier neuen SWM-Windparks liegen dort, wo Samen das Recht haben, ihre Rentiere zu weiden.

In zwei Gebieten habe man sich schon geeinigt, melden die SWM auf eine Anfrage der Rathaus-Grünen – über Entschädigungszahlungen. In Stokkfjellet, wo zehn Samen-Familien rund 5.000 Rentiere halten, werde noch verhandelt. Dort soll eine Stromleitung zum Umspannpark mitten durch ihr Weidegebiet führen. Man wolle aber in der Zeit, in der die Rentiere kalben, keine Bauarbeiten durchführen. Auch "seltene oder besonders schützenswerte Arten" seien vor der Genehmigung in die Entscheidung einbezogen worden.

SWM plant noch mehr Windparks im Ausland

Die Werke wollen freilich zu einer friedlichen Einigung kommen – es geht ja auch ums Image, das möglichst glänzen soll. Denn die SWM planen, weitere 72 Windparks im In- und Ausland anzukaufen. Dass sie dafür einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag" hinlegen dürfen, hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung des Wirtschaftsausschusses diese Woche schon mal genehmigt.

Gegen die Stimmen von Linken und FDP. "Fragwürdig und viel zu risikoreich angesichts der Ferne" findet FDP-Stadtrat Michael Mattar solche Investitionen. "Die SWM sollten sich lieber in der Region betätigen."

Lesen Sie hier: SWM wollen Windpark in Polen

Lesen Sie hier: Stadtwerke München verdienen Millionen mit Bohrinseln

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.