SUV-Verbot in München: "Leute sind weiter als die Politik"
München - Nicht nur der Briefkasten der Abendzeitung war nach der SUV-Schlagzeile voll mit Leserpost.
Ein City-Verbot für große Spaß-Motoren hatten zwei Grüne da gefordert. Auch bei den Initiatoren des ungewöhnlichen Aussperr-Versuchs selbst stand das Handy in den Tagen darauf natürlich kaum mehr still.
Über E-Mail, Whatsapp und vor allem über Facebook – von überall her seien Reaktionen gekommen, sagt Dieter Janecek. Diese seien "unterschiedlichster Natur" gewesen, so der Bundestagsabgeordnete. Insgesamt habe er aber schon eine starke Zustimmung vernommen. Natürlich habe es auch kritische Stimmen gegeben, sagt Janecek. Der ein oder andere aus der Partei-Basis habe die Sorge geäußert, die Grünen könnten nach der Pleite mit dem Veggie-Tag wieder in eine große Verbotsnummer reinschlittern. So kurz vor der Bundestagswahl wäre das fatal. Das Gros der Rückmeldungen sei aber durchaus positiv gewesen. "Die Leute sind da vielleicht weiter als die Politik – vielleicht sogar als die Grünen", sagt Janecek.
Auch Florian Roth, der Chef der Stadtratsfraktion und Mit-Initiator des SUV-Manifests, hat sich in den vergangenen Tagen ein Bild von der Stimmung machen können. Auf den Vorstoß habe es "ein sehr großes Echo" gegeben, sagt er. Pi mal Daumen würde er schätzen, die Verteilung pro und kontra würde bei etwa fünfzig zu fünfzig liegen. "Das Thema ist halt auch sehr emotional", sagt Roth.
Ein Porsche Cayenne oder ein Audi Q7 – diese ganzen großen Autos seien eben immer noch ein gewisses Statussymbol. Wenn man da sprichwörtlich am Lack kratze, provoziere man eben auch entsprechende Reaktionen. In einem Positionspapier, das der AZ exklusiv vorlag, hatten Janecek und Roth Möglichkeiten diskutiert, wie man zum Schutz vor unnötigem Lärm große Motoren aus der Innenstadt aussperren kann.
Die beiden Grünen-Politiker denken da in erster Linie an ein Sperrgebiet analog zur Umweltzone. Übermotorisierte Autos, deren Motorlärm eine bestimmte Dezibel-Grenze überschreitet, dürften dann nicht mehr in die City einfahren. Zumindest aber, so Janecek und Roth in ihrem Papier, müsste man Fahrern von großen Gelände- oder Sportwagen die Park-Privilegien nehmen. Ein günstiges Anwohner-Parkticket für jemanden, der mit seiner lauten Luxuskarosse die Nachbarn ärgert – das dürfe es nicht mehr geben.
In der Stadtregierung ist man derzeit noch überaus skeptisch, ob ein solches SUV-Verbot durchsetzbar ist. Bei CSU und SPD herrschen vor allem rechtliche Bedenken. So schnell wollen die Grünen aber nicht lockerlassen. Der Diesel habe in seiner jetzigen Form ausgedient – und der SUV eben auch, so Janecek. "Ich erwarte, dass wir das zum Thema machen."
Momentan herrscht im Rathaus zwar Sommerpause. Sobald der Betrieb dort aber wieder Fahrt aufnimmt, wollen auch die Grünen noch einmal nachlegen. Florian Roth will dann mit seinen Fraktionskollegen reden und die bisherigen Ideen in einen Stadtrats-Antrag gießen. Eine zunächst vielleicht abstrus anmutende Idee wäre dann mitten in der Stadt angekommen.
Lesen Sie hier: Golf gegen Porsche - Diese Autos sind nur noch Schrott