Der Spezialeffekte-Spezialist und Trickmodellbauer (49) fertigt maßgeschneiderte Finnen fürs Flusssurfen. Er lebt in Schwabing.
Von Wolfrik Fischer
Mein Wochenende beginnt mit einem Abstecher zum Eisbach. Einen gescheiten Pickel braucht man bei den Temperaturen, die Ufer sind irre zugefroren. Aber es geht. Ich kenne die Eisbachwelle so gut, mir reicht nachts das Licht von der Straße, um mich auf ihr zu orientieren. Wann immer ich Zeit finde, schwinge ich mich aufs Rad und springe rein.
Ich mache Special Effects und Ausstattung für Werbefilme bis zu Produktionen wie „Das Parfüm, oder ich baue meine „Driftwood Fins“: Finnen, speziell für das
Surfen auf Flüssen konzipiert.
Nach dem Eisbach-Abstecher Freitagnachmittag gehe ich zum Aufwärmen schnell in die
Goldene Bar im Haus der Kunst auf einen Kaffee. Die bietet sich an, weil sie nah ist, außerdem sie ist entspannt. Die neuen Betreiber haben die Verbindung von etablierten Kunstbetrieb und junger, szeniger Lokalität geschafft. Was ich liebe, ist der große Holztisch in der Mitte.
Abends habe ich einen Termin: Ich bin ein Gründungsmitglied der IGSM, der Interessensgemeinschaft Surfen in
München, und wir treffen uns an unseren Stammtisch im
Arts ’n’ Boards in der Belgradstraße unter den Surfbrettern. Das Lokal hat eine Lässigkeit, wie man sie von Surferläden auf der ganzen Welt kennt. München ist wirklich zu einer Surferstadt geworden.
Und es gibt Wichtiges zu besprechen: Wir versuchen, die Welle an der Floßlände zu retten. Seit drei Jahren kann man da nicht mehr richtig surfen, weil die Stadtwerke das Wasser abgedreht haben. Es ist zu flach dort. Die Floßlände ist weltweit die erste Flusswelle, auf der gesurft wurde – und extrem wichtig. Denn der Eisbach ist zu gefährlich für Anfänger. Und natürlich wollen nicht nur die Profis in der Stadt surfen. Der Abend mit der IGSM kann länger werden, manche werden weiterziehen, andere sind müde von der Woche.
Ich gehe ganz gern ins
Crux in der Ledererstraße, die Partyreihe „Doin’ it“ mag ich. Die Muffathalle hat ein hochkarätiges Programm, auch das
Chaca Chaca am Maximiliansplatz hat spannende Sets.
Samstag und Sonntag gehe ich gern mit meiner Frau spazieren. Jeder hat seine Routen durch die Stadt, die er lebt. Eine meiner Routen führt mich zum Beispiel immer am
Milchhäusl an der Veterinärstraße dabei, da stoppe ich in meinem Neoprenanzug nach dem Surfen für einen Cappuccino. Und gleich bei meiner Wohnung gibt’s in der Hohenzollernstraße eine
Segafredo Espresso Bar, an der ich immer anhalte. Die beiden Chefs machen das Café mit einer Inbrunst und Freude, das ist einfach herrlich. Und sie haben tolle Sprizz und Hugos.
Aber wenn ich spazieren gehe, versuche ich die Stadt mit den Augen eines Fremden zu sehen, aus neuen Perspektiven. Zu entdecken und wiederzuentdecken. Sich treiben zu lassen, das gehört für mich zum München-Gefühl.
Abends gehe ich gern mit meiner Familie essen. Ins
Koriander in der Nordendstraße zum Beispiel, ein netter Familienbetrieb mit vietnamesischer Küche. Samstag ist auch ein guter Tag für Kino – die kleinen Filmkunsttheater wie das Isabella, das ABC, das Arena und das Rio sind förderungswürdig. München ist mit einem unvergleichlichen Kulturangebot gesegnet, da muss man nur blind die Hand in den Sack stecken und etwas für sich herausziehen.
Nach dem Surfen am Sonntag will ich zum
Tutzinger Keller: Ein uraltes Haus, gutbürgerliche, aber spannende Küche und ein feines Kulturprogramm, im Moment stellen vier junge, grafische Künstler aus. Das Lokal ist gerade der Abrissbirne entkommen: Gentrifizierung ist in München der Tod der Kultur. Und der Tutzinger Keller wird am Sonntag meine anarchische Landpartie.