Surfbretter, Rum und Brezn-Snacks: Lokal kauft sich's besser

 Fünfzig Münchner Marken stellen im Hirmer in der Kaufingerstraße ihre Produkte vor. Ob Mode, Essen oder Sport, bei Kauf Lokal ist alles „made in Munich“. Die AZ hat vier junge Unternehmer getroffen.
von  Jasmin Menrad, Linda Jessen
Johannes Schlemmer mit zwei seiner Spirituosen.
Johannes Schlemmer mit zwei seiner Spirituosen. © Daniel von Loeper

Nicht nur Siemens Gefriertruhen, BMW und das Hofbräu-Bier kommen aus München, auch viele kleine und große Marken. Fünfzig von Ihnen stellen bis zum 11. März im Hirmer in der Kaufingerstraße ihre Produkte vor. Ob Mode, Essen oder Sport, bei Kauf Lokal ist alles "made in Munich". Die AZ hat vier junge Unternehmer getroffen.

München - Der Eisbach war wie Methadon – die Ersatzdroge, weil’s in München halt kein Meer gibt“, beschreibt Philipp Ertel seine Anfänge vom Surfen in der Stadt vor rund zehn Jahren. Nur ein Problem gab es: klassische Surfbretter sind für das Meer ausgelegt. Im Fluss herrscht aber ein anderer Wasserdruck, außerdem paddelt man die Welle nicht an, sondern springt direkt darauf.

Ein spezielles Board dafür gab es aber einfach nicht, also hat der 31-Jährige es mit seinem Spezl Heiko Pfister selbst entwickelt. Am Computer wird jedes der "PT-Surfboards" extra auf Gewicht und Können des Kunden abgestimmt entworfen und dann gefräst – und nach dem jeweiligen Geschmack optisch designt. Die Kosten liegen pro Brett zwischen 585 und rund 800 Euro.

Vodka und Gin aus der Heimat

Alkohol stellt die Familie Schlemmer schon seit 1907 mit eigenem Getreide her. Nach einigen Umstrukturierungen wegen dem Wegfall des Bundesbranntweinmonopols produziert Johannes Schlemmer (29) mit seinem Bruder Christian (31), der den Hof führt, Vodka – Spirit of Bavaria heißt er. "Sogar Michail Gorbatschow hat ihn am Tegernsee probiert und meinte, dass er nie gedacht hätte, dass so ein guter Vodka von hier kommt", sagt Johannes Schlemmer.

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Limonig-zitronig schmeckt’s beim Probieren Vom 5cl-Fläschen bis zur 9-Liter-Flasche nummerieren die Brüder die Flaschen per Hand durch. "Die Magnumflasche ist mundgeblasen und kostet 900 Euro. Etwa alle zwei Monate verkaufen wir eine", sagt Schlemmer.

Auch einen Gin mit limonig-zitroniger Note haben sie und seit diesem Jahr den Rum Pirate of Bavaria (0,5l für 38 Euro). Die Zuckerrohr-Melasse kommt aus Martinique. "Es ist ein Mischrum, den ich gerne als Mojito trinke", sagt Schlemmer.

Wo jeder Knopf sitzen muss

Amsel ist der Spitzname von Alexandra von Frankenberg (33). Vor einigen Jahren hatte sie angefangen – erst für sich und dann für Freunde – opulente Couture zu nähen. Ihr Mann Philipp (37), der das Marketing macht, erinnert sich: "Die Kleider sahen aus, als würde Marie Antoinette Tracht tragen." Dann bestickte sie Hüte, die in einem kleinen Laden beim Platzl verkauft wurden.

"Als ein Kaufhaus darauf aufmerksam wurde und fragte, ob wir auch Dirndl schneidern, hat meine Frau mit einer Praktikantin nächtelang durchgearbeitet. Das war der Startschuss von Amsel Fashion", sagt Philipp von Frankenberg. Vor fünf Jahren kam Philippos Melachrinos (36), der Bruder von Alexandra, aus Australien zurück und übernahm die Geschäftsführung.

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Immer noch entwirft Alexandra jedes Dirndl und jeden Janker selbst, entscheidet über jeden Knopf und jede Rüsche. Auch wenn’s ihre Tracht mittlerweile nicht nur im eigenen Laden in der Adalbertstraße (geöffnet Di. bis Sa.), sondern in großen Kaufhäusern wie dem Hirmer gibt.

Die Münchner Antwort auf Nüsschen

Florian Wilke arbeitet seit vielen Jahren in der Gastronomie und mag Erdnussschälchen gar nicht: "Die mag man als Gast nicht bekommen und als Barkeeper auch nicht wirklich rausgeben." Um die trinkenden Gäste trotzdem nicht ohne salzige Begleitung an der Bar hocken zu lassen hat er sich mit seinem Stammgast Jenk Saborowski eine Münchner Antwort auf die Nüsschen ausgedacht: Zerstückelte Brezn, nochmal gebacken und fein gewürzt.

Die Tradition wird 500 Jahre alt: Die Schäffler tanzen – außerplanmäßig

"Wir haben ein Jahr lang rumprobiert mit dem Rezept und immer wieder Barkeepern Proben gegeben – zum Testen an den Gästen", erzählt der 33-jährige Florian Wilke. Herausgekommen ist ein Knabbersnack, weicher als die bekannten Minisalzbrezen und mit dem Namen Munich Munch versehen.

Damit es sich sowohl zu Gin Tonic als auch zu Bier passend knabbern lässt, gibt es die Sorten Rosmarin und Chipotle (geröstete Chilis). Und weil sie Schickeria halt auch zu München gehört: Trüffelbreznstückerl passen zum Schampus.

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