"Surf & Style" am Flughafen: Die (fast) perfekte Welle
München - Der Münchner Sommer kommt inzwischen recht altweiberhaft daher. Man könnte auch sagen: Er ist vorbei. Nur ein letztes Refugium beansprucht er noch für sich – am Flughafen. Hier wird noch bis zum 9. Oktober die größte künstliche Welle der Welt geritten. "Surf & Style", nennt sich die Veranstaltung. Also nichts wie hin.
Wobei: Welle? Surfen? Ich? Mir ist klar, dass ich vermutlich mehr Zeit im Wasser, als auf dem Brett verbringen werde. Ob Snow-, Skate- oder Surfboard: alles Neuland für mich. Mein Ziel: ein paar Sekunden Wellenreiten.
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Erst schaue ich noch kurz zu. Bei manchen Sportlern sieht es schon richtig gut aus, aber ein paar Anfänger sind dann doch auch dabei.
Also rein in den Neoprenanzug, der kurzen Einweisung gelauscht – dann geht's schon aufs Wasser. Das Brett wird gereicht, ich werde gehalten – betreutes Surfen sozusagen.
Die Welle ist so stark wie noch nie
In der Realität ist es dann aber doch sehr viel schwieriger, als es sich in der Theorie zuvor angehört hat. Die Welle hat richtig Kraft, mit 13 Pumpen ist sie heuer so stark wie noch nie.
Noch während ich gehalten werde, zerrt das Wasser an mir. Als der freundliche Mitarbeiter dann loslässt, wird das Brett augenblicklich mitgerissen und ich liege im kalten Nass. Zweimal geht das so. Einfach nach hinten treiben lassen, aufstehen und weiter geht’s.
Ich gebe mein Bestes um das Gleichgewicht zu halten – vergeblich. Das Brett kippt immer wieder seitlich weg, dann ziehe ich meine Arme vor das Gesicht, so wie es mir eingetrichtert wurde, damit ich mir keine Kopfverletzung zuziehe. Dafür schlage ich mir bei einem Versuch das Knie am Beckenboden an. Auch schon egal. Irgendwie muss das hier doch funktionieren!
Trotz blauer Lippen: Spaß macht's!
Wie es aussehen könnte, bekomme ich immer wieder vorgeführt. Mittlerweile stehen mit mir nur noch "Profis" an. Leute, die das richtig gut können, es so einfach, ja fast schon spielerisch aussehen lassen. Leicht fällt mir das hier aber wirklich nicht. Immerhin feuern sie mich an, muntern mich auf.
Es wird auch tatsächlich etwas besser. Ein paar Sekunden kann ich mich halten, bevor mich das Wasser mitreißt. Aber vom einen Rand zum anderen surfen? Keine Chance.
Nach 40 Minuten schließlich mein letzter Versuch. Und: Ich kann stehen. Fast zehn Sekunden!
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Mit blauen Lippen und einem breiten Grinsen geht's aus dem Wasser. Spaß gemacht hat's jedenfalls. Irgendwann komme ich bestimmt wieder und versuche noch etwas länger auf dem Wasser zu stehen. Nächstes Jahr vielleicht.
Anmelden muss man sich jedoch sehr zeitig. Die Surfstunden sind immer rasend schnell ausgebucht. Aber auch zuschauen lohnt sich. Besonders wenn am 8. und 9. Oktober die Europameisterschaften stattfinden. Da tummeln sich dann zahlreiche Topsportler am Flughafen.
So bringt die Welle kurz vorm Advent ein Stück Hawaii-Feeling vor die Stadt. Und einen ganz kleinen Rest Sommer.
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