Suppenküche am Viktualienmarkt: Mehrweg in der Mittagspause

München - Beim Kaffee für unterwegs hat sich das Konzept längst bewährt: Man bringt seinen eigenen Becher für den Kaffee mit. Oder man nutzt das Pfandsystem Recup, das es mittlerweile in 324 Münchner Cafés und Bäckereien gibt. Das Prinzip: Man zahlt einen Euro Pfand. Bei Rückgabe bekommt man entweder einen neuen Becher für den Kaffee mit – oder den Euro zurück.
Vergleichbar funktioniert ein neues System, das die Suppenküche jetzt in ihren Filialen in der Stadt – und an ihrem Standl am Viktualienmarkt – anbietet. Denn dort gibt es Suppe, Eintopf und Curry ab sofort in der Rebox. Dabei handelt es sich um eine Mehrweg-Box aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET).
Wiederverwertbare Box gegen zehn Euro Pfand
Gegen zehn Euro Pfand können sich Kunden der Suppenküche ihr Essen in eine der wiederverwertbaren Behälter abfüllen lassen. Bei Rückgabe gibt es (vergleichbar wie bei Recup) entweder zehn Euro zurück – oder eine neue Box.
"Unsere Kunden sind in letzter Zeit immer häufiger mit eigenen Boxen gekommen", sagt Geschäftsführer Manfred Kneifel. Das habe ihm den Anstoß gegeben, nach alternativen Lösungen zum Wegwerf-Behälter zu suchen. Für den Anfang hat der Geschäftsführer jedes der fünf Restaurants mit je 150 Rebox-Behältern ausgestattet.

"Vor allem für die Mittagspause eine super Lösung", lobt OB-Kandidatin Kristina Frank. Die CSUlerin ist nicht nur als Kommunalreferentin für den Viktualienmarkt, sondern als Chefin des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWM) im wahrsten Sinne des Wortes auch für den Müll der Stadt zuständig.
Viele Läden in München sind Teil der Aktion "Einmal ohne bitte"
Deshalb weiß sie: "Derzeit produziert die Stadt noch so viel Verpackungsmüll, dass man damit pro Woche einen Turm der Frauenkirche komplett füllen könnte." Auf dem Viktualienmarkt sei die Rebox bei der Suppenküche ein weiterer Schritt, der bei der Müllvermeidung helfe. Eine andere Aktion ist "Einmal ohne bitte". Das Konzept: Ein bunter Sticker an Läden oder an Standln signalisiert Kunden, dass sie hier mit eigenem Beutel oder Tupperbox einkaufen können.
Insgesamt machen seit der Einführung im April 320 Läden und Standl bei "Einmal ohne bitte" mit. Frank hofft, dass die Rebox genauso erfolgreich wird – denn derzeit gibt es diese in München nur bei der Suppenküche.

Der Kaffeebecher-Anbieter Recup sagt der AZ, dass von ihnen derzeit in sechs Münchner Restaurants ein ähnliches Konzept getestet wird: die Rebowl. Natürlich gebe es die Hürde, Pfand zu bezahlen, aber, findet Frank: "Wenn man auf Plastik verzichten möchte, keine sehr große."
OB Reiter: München soll bis 2025 einwegplastikfrei sein
Die CSU-Fraktion hat bereits im Dezember 2018 einen Antrag gestellt, in dem sie die Entwicklung einer stadtweiten Kampagne für ein Pfandsystem wiederverwendbarer Boxen fordert. Fraktionschef Manuel Pretzl weist zudem darauf hin, dass die EU jüngst ein Verbot von Einwegplastik beschlossen hat, das bis 2021 umgesetzt werden soll. Auch OB Dieter Reiter (SPD) hat sich Müllvermeidung jüngst auf die Fahne geschrieben. Er wünscht sich, dass München bis 2025 vollständig einwegplastikfrei ist.
Und Kristina Frank? Die hat die nachhaltige To-Go-Verpackung gleich getestet und sich eine Gulaschsuppe mitgenommen – auf dem Radl, versteht sich. "Die Rebox hat den Härtetest überstanden", berichtet sie später am Telefon. "Trotz Kopfsteinpflastern hat die Box die Fahrt super ausgehalten."
Lesen Sie hier: Einwegbecher für Kaffee & Co. - ein Umweltproblem "to go"