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Suizid vorgetäuscht? Mordprozess startet 25 Jahre nach der Tat in München

Er soll seine Frau getötet und ihren Suizid vorgetäuscht haben. 25 Jahre nach der mutmaßlichen Tat hat nun der Prozess gegen den Mann begonnen. Der 57-Jährige schweigt.
von  John Schneider
Die türkische Übersetzung fehlte, ein neuer Termin wurde gesucht: Die Anwälte Ömer Sahinci (l) und Adam Ahmed (r) stehen beim ersten Prozessauftakt im Dezember 2024 bei ihrem Mandanten im Gerichtssaal.
Die türkische Übersetzung fehlte, ein neuer Termin wurde gesucht: Die Anwälte Ömer Sahinci (l) und Adam Ahmed (r) stehen beim ersten Prozessauftakt im Dezember 2024 bei ihrem Mandanten im Gerichtssaal. © Peter Kneffel/dpa

München - Es sah zunächst wie ein Suizid aus, aber die Polizei hatte Zweifel an dieser Version, ermittelte im Jahre 2000 gegen den Ehemann (heute 57) des 28-jährigen Opfers. Der Mann wanderte damals auch kurz in U-Haft, wurde aber bald wieder frei gelassen. Der Verdacht konnte nicht erhärtet werden.

Prozess am Landgericht München I: Hat der Angeklagte die Tat gestanden? 

Doch dann die Wende: Viele Jahre später meldete sich ein Zeuge bei der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte soll sich ihm gegenüber offenbart haben. Mit den Worten "Ich habe sie getötet, sie ist tot. Es ist vorbei" habe er die Tat gestanden.

Die These der Ermittler 25 Jahre nach der Tat: Der Angeklagte soll ihr mithilfe eines Komplizen eine Schlinge um den Hals gelegt und diese an einem Schrank befestigt haben, um einen Suizid vorzutäuschen.

Statement: Anwalt des Angeklagten äußert Zweifel an Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft

Sein mutmaßliches Motiv: Die Mutter seiner vier Töchter, die von ihm und seiner Familie wie eine Sklavin behandelt wurde, hatte die gemeinsame Wohnung verlassen und einen neuen Partner.

Der Angeklagte, der von den Anwälten Ömer Sahinci und Adam Ahmed vertreten wird, sagt nichts zu den Vorwürfen. Ahmed aber hat ein Einführungsstatement vorbereitet, das er zu Beginn des Prozesses verliest. Darin meldet er Zweifel an der Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft an.

Prozess sollte eigentlich seit Dezember 2024 laufen

Unter anderem sei im Jahre 2000 lediglich wegen Totschlags ermittelt worden, jetzt aber wegen Mordes. Ein wichtiger Unterschied, denn Totschlag verjährt nach 20 Jahren, Mord nicht.

Der Prozess hatte im Dezember vergangenen Jahres schon einmal begonnen, war aber direkt nach dem Start ausgesetzt worden. Grund dafür war ein Antrag der Verteidigung, die unter anderem fehlende Sprachkenntnisse des seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Angeklagten geltend gemacht und eine Übersetzung der 207-seitigen Anklageschrift gefordert hatte.

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