Insolvenz bei Süßigkeiten-Riese – auch eine Traditionsfirma aus München hängt mit drin

Keine gute Nachricht für eine Traditionsfirma aus München: Zum zweiten Mal seit 2021 hat Eilles Insolvenz anmelden müssen – wie auch Hussel und Arko.
von  Nina Job, Anna-Maria Salmen
Die Filiale von Eilles im OEZ.
Die Filiale von Eilles im OEZ. © Daniel von Loeper

München - Verlockend stapeln sich Pyramiden aus Pralinen in der Glasvitrine. In den Wandregalen stehen Dutzende Teepackungen ordentlich in Reih und Glied. Und in einem Extra-Bereich erinnern rosa und rot verpackte Pralinenschachteln daran, dass bald Valentinstag ist. Doch so rosarot wie das Papier ist die Lage derzeit nicht. Die Eilles GmbH & Co. KG, die den Laden im OEZ und fünf weitere in München betreibt, hat vor wenigen Tagen Insolvenz angemeldet. Schon wieder kämpft ein Unternehmen mit traditionsreichem Namen ums Überleben.

Noch sieht man in der Filiale am OEZ nicht, dass Insolvenz angemeldet wurde.
Noch sieht man in der Filiale am OEZ nicht, dass Insolvenz angemeldet wurde. © Daniel von Loeper

Der Name Eilles ist in München seit über 150 Jahren mit feinem Tee verbunden. Später kamen Schokoladen und Pralinen dazu. Joseph Eilles hatte 1873 in der Residenzstraße, vis-à-vis von der Oper sein erstes Spezialitätenhaus eröffnet, darin bot er Feinkost aus Übersee an. Eilles galt als einer der Mitbegründer der Teekultur in Deutschland. Er wurde Hoflieferant von König Ludwig II. und eröffnete weitere Läden.

Eilles GmbH & Co. KG meldet Insolvenz an: Traditionelles Unternehmen aus München in Gefahr

Heute, Generationen später, gibt es noch 18 Eilles-Geschäfte in Süddeutschland. Mit den Nachkommen des Gründers haben sie allerdings nichts mehr zu tun. Die Läden gehören zusammen mit den Süßwaren- und Kaffee-Riesen Arko und Hussel zur Deutschen Confiserie Group. Insgesamt gehören 224 Filialen in Deutschland und Österreich mit 1.200 Mitarbeitern dazu. In der noblen Residenzstraße, wo einst alles begonnen hatte, ist das Unternehmen schon seit Jahren nicht mehr. In der Pandemie musste die Confiserie Group 2021 schon einmal Insolvenz anmelden, damals konnte das Unternehmen aber erfolgreich saniert werden.

Nun ist die Confiserie Group mit ihren Eilles-, Arko- und Hussel-Fachgeschäften schon wieder in finanzielle Schieflage geraten. Vor wenigen Tagen hat der Süßwaren-Riese für die ganze Gruppe Insolvenz angemeldet. Nicht davon betroffen ist die Marke Eilles. Denn diese gehört schon seit Mitte der 1980er Jahre der J. J. Darboven Gruppe - die nicht insolvent ist.

Confiserie Group in finanziellen Schwierigkeiten: Zukunft der Eilles-Fachgeschäfte in München unsicher

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin teilte mit, verschiedene "makroökonomische Effekte" Ende 2023 hätten die Stabilisierungserfolge, die im ersten Sanierungsverfahren gelungen waren, "wieder neutralisiert". Die Mitarbeiter bekommen nun drei Monate Insolvenzgeld, der Geschäftsbetrieb in den Filialen soll erst mal weiterlaufen wie bisher. Noch im Februar will der vorläufige Insolvenzverwalter mit der Suche nach einem neuen Investor beginnen. Am 1. April soll das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet werden, so die derzeitige Planung.

Nach Ausverkauf oder Geschäftsaufgabe sieht es bei Eilles im Olympia-Einkaufszentrum nicht aus. Im Gegenteil: Im Schaufenster hängt ein Schild, das über die Suche nach einem neuen Verkäufer oder einer Verkäuferin in Vollzeit informiert.

Auch die Verkäuferin, die am Montagnachmittag an der Kasse steht, wirkt nicht beunruhigt. Auf die Insolvenz angesprochen, zuckt sie mit den Schultern. Nein, so schnell werde hier nicht geschlossen. "Uns gibt es schon noch weiter", meint sie. Und wenn sich doch etwas ändere, seien die Verkäuferinnen sowieso die letzten, die etwas davon erfahren würden.

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