Süße Verführung: Pralinen-Manufaktur Elly Seidl in München feiert 100. Geburtstag
Der Erste Weltkrieg ist gerade vorbei: 1918 gründet eine starke Frau eine Feinkostfirma – in einer von Männern dominierten Geschäftswelt. Barbara Grathwohl eröffnet an der vornehmen Maximilianstraße ihren Laden. Der Name ist klangvoll: "Elly Seidl" – so heißt ihre kleine Tochter aus erster Ehe.
Das Geschäft floriert. Tochter Elly steigt bald in das Praliné-Business ein – und sie heiratet einen Konditormeister. Das Paar verlegt die Confiserie-Produktion nach Pasing, in die Gleichmannstraße.
100 Jahre später gibt es die Elly-Seidl-Urzelle in der Maximilianstraße nicht mehr. Dafür hat das Traditionsunternehmen mit 60 Mitarbeitern sechs Filialen, etwa die nahe dem Hofbräuhaus, am Pasinger Schützeneck, eine in Starnberg und den Hauptsitz im Gewerbegebiet Gräfelfing.
Links: Die Gründerin Barbara Grathwohl. Rechts: 1932 steigt Tochter Elly ein. Fotos: privat
Damit auch die nächsten 100 Jahre voll werden, sagt Geschäftsführer Maximilian Rambold (39): "Man muss jeden Tag dastehen, selber schauen, mitarbeiten. Es reicht nicht, am PC zu sitzen und die Maus herumzuschieben."
Das Erfolgsrezept von Elly Seidl? Hochwertige Sahne, hochwertige Kuvertüre
Sein Mitgeschäftsführer und älterer Bruder Oliver erklärt das Erfolgs-Rezept ihrer Edelpralinen so: "Mia nehma a hochwertige Sahne, a hochwertige Kuvertüre – dann samma beinand."
Die Lieblingspraline des 45-jährigen Konditormeisters ist übrigens: Butter-Maraschino-Marzipan. "Die liebe ich schon mein ganzes Leben!", sagt Pralinenkünstler Oliver Rambold und lacht.
Das große Fest zelebrieren die Brüder mit einer München-Box. Sie haben sich überlegt: "Was steht für München? Was macht München aus?" Die Lösung: Es sind die Leute.
Jutta Speidel ist auf einer Praline zu sehen. Privat mag sie Gurken
Als Gratulanten konnte Elly Seidl OB Dieter Reiter gewinnen, der sich seit Kindertagen mit der "süßen Elly" belohnt. Auch Schauspielerin Jutta Speidel ließ ihr Konterfei auf Kakaobutter drucken: "Ich bin eigentlich kein Pralinentyp. Ich bevorzuge saure Gurken. Aber ich habe mich sehr gefreut, eine Praline zu werden", sagt sie. Als "Nougat"-Variante habe sie nichts dagegen, "in einem hübschen Mund zu zerfließen".

Die München-Box mit Gratulanten – wie OB Reiter und Michaela May. Foto: anf
Mit ihr unterstützen weitere Promis das Traditionsgeschäft mit ihrem Gesicht in Schoko: darunter Ex-Skirennläuferin Christa Kinshofer und Schlagersänger Patrick Lindner. Der ist gelernter Koch – eine edle Praline schätzt er als "Nervennahrung".