Studie: Koblenz kokst mehr als München

München - Mit einer Analyse des Abwassers wollte die Hochschule Koblenz herausfinden, wie viele Kokain-Rückstände sich in den Klärwerken Koblenz und Neuwied I finden lassen. Mit dem überraschenden Ergebnis: Koblenz übertrumpft sogar die Münchner Werte.
Das Forschungsteam analysierte neben den Kokain-Rückständen im Abwasser auch die Benzoylegonin (BE)-Werte. BE ist ein Abbauprodukt von Kokain. Etwa 45 Prozent des Kokains, das durch die Nase aufgenommen wird, wird im Urin als BE ausgeschieden.
So ist der Münchner Kokain-Konsum im Vergleich zu Koblenz
Laut einer Abwasseruntersuchung der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) befanden sich im Jahr 2021 236,17 mg Benzoylegonin (BE) pro Tag, pro 1.000 Einwohnern im Münchner Abwasser. Die Koblenzer und Neuwieder Messungen kamen auf einen Wert von 276,18 mg BE pro Tag, pro 1.000 Einwohnern.
Spitzenreiter beim Kokainkonsum sind nach wie vor Dortmund und Hamburg mit jeweils über 400 BE mg/Tag/1.000 Einwohner.
Wieso wurde nur nach Kokain gesucht?
Bei der Studie aus Koblenz wurde darauf verzichtet, das Abwasser auf Drogen wie Cannabis, Opiate und Amphetamine zu untersuchen. Diese Stoffe kommen im medizinischen Bereich legal zum Einsatz, genaue Rückschlüsse auf illegalen Konsum lassen sich daher nicht schließen.
Die Mischung macht's
Anders sieht es bei dem Stoff Levamisol aus, auch nach diesem wurde im Abwasser gesucht. Das Entwurmungsmittel aus der Veterinärmedizin wird in der Drogenszene gerne zum Strecken von Kokain verwendet,
In Deutschland ist das Mittel nicht zugelassen und deutet auf illegalen Drogenkonsum hin.
Kokain, das mit Levamisol gestreckt wurde, stellt ein noch größeres Gesundheitsrisiko dar als die Droge an sich. Das Mittel kann zu Veränderungen und Entzündungen der Blutgefäße führen oder ein Herzversagen auslösen.
München: Trauriges Hoch bei den Drogentoten
Mittel wie Levamisol könnten auch für den Anstieg der Drogentoten verantwortlich sein, über den das Gesundheitsreferat im Oktober informierte.
"Bisher fehlen eindeutige Hinweise auf die Gründe für diesen massiven Anstieg. Aussagen von Drogenkonsumierenden deuten auf gestiegenen Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen bzw. Beimischungen zu den Substanzen hin, etwa zu Heroin oder Kokain", erklärte auch Bürgermeisterin Verena Dietl.
Sicherer Drogenkonsum dank Check-Programm?
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek sprach sich im Oktober für ein "Drug-Checking-Programm" aus: "So ein Programm kann Leben retten, denn es reduziert das Risiko des Substanzmissbrauchs, dem abhängige Menschen durch den Einkauf auf dem kriminellen Schwarzmarkt ausgeliefert sind."
Das Drug-Checking bietet Konsumierenden die Möglichkeit, die Drogen vor dem Einnehmen auf gefährliche Zusatzstoffe untersuchen zu lassen. Um das Angebot in München einzurichten, brauche es allerdings klare gesetzliche Regelungen, die die Beteiligten vor strafrechtlichen Folgen schützt.