Studie enthüllt: So zahlen Pendler drauf

  Weil München so teuer ist, ziehen viele raus aufs Land, was in vielen Fällen gar keine gute Idee ist. Wer täglich zur Arbeit pendeln muss, zahlt unterm Strich oft mehr als ein Städter  
Julia Lenders |
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Je dunkler, desto teurer: Die Grafik zeigt, wo die Summe der Wohn- und Mobilitätskosten für eine Familie mit einem Schulkind, die eine Doppelhaushälfte angemietet hat, am meisten kostet.
Büro Gertz Gutsche Rümenapp Je dunkler, desto teurer: Die Grafik zeigt, wo die Summe der Wohn- und Mobilitätskosten für eine Familie mit einem Schulkind, die eine Doppelhaushälfte angemietet hat, am meisten kostet.

Weil München so teuer ist, ziehen viele raus aufs Land, was in vielen Fällen gar keine gute Idee ist. Wer täglich zur Arbeit pendeln muss, zahlt unterm Strich oft mehr als ein Städter.

München - Rausziehen lohnt sich in den meisten Fällen – nicht. Das ist das kurz gefasste Ergebnis einer umfangreichen Studie, die jetzt von der Obersten Baubehörde veröffentlicht worden ist. Die höheren Kosten für die Mobilität – also fürs Auto, MVV- oder Zugticket – fressen den finanziellen Vorteil auf, der durch niedrigere Wohnkosten entsteht. Mitunter kommt Pendeln sogar deutlich teurer, als zentraler zu wohnen.

Der gedankliche Fehler, den viele machen: Wer ins Grüne ziehen will, vergleicht oft nur die Wohnkosten. Hauptsache die Miete ist billig. Dass aber auch längere Wege ins Geld gehen, wird oft unterschätzt. Zusammen betrachtet, schmelzen die Kosten-Unterschiede zwischen Stadt und Umland, zwischen Gemeinden mit und ohne Bahn-Anschluss dahin.

Der Effekt ist von einem Hamburger Planungsbüro im Detail aufgeschlüsselt worden. 18 Haushaltstypen und 223 Standorte in der Region München haben die Experten untersucht. Wobei sie zugunsten der Vergleichbarkeit unterstellt haben, dass die Wohnfläche der Haushalte immer die gleiche ist. Obwohl sich die meisten in Wirklichkeit vergrößern wollen oder eine Stadt-Wohnung gegen ein Häuschen tauschen, wenn sie rausziehen. „Dann wird es draußen deutlich teurer als drinnen“, fasst Jens-Martin Gutsche, Mitverfasser der Studie, zusammen (siehe rechts).

Der obenstehenden Grafik ist ein Haushalt mit zwei erwerbstätigen Erwachsenen und einem Schulkind zugrunde gelegt. Die Vergleichs-Familie hat ein mittleres Einkommen und lebt in einer gemieteten Doppelhaushälfte. Der AZ liegt eine Liste mit Daten aller 223 Gemeinden vor. Einige Rechenbeispiele daraus: Ebersberg ist rein finanziell betrachtet schon mal keine Alternative: Fürs Wohnen in der Kreisstadt alleine kalkulieren die Experten 947 Euro ein, die Mobilitätskosten (Anschaffungs- und Fixkosten des/der Autos, Zug- und MVV-Ticket) liegen bei 735 Euro – macht 1682 Euro.

Das ist sogar etwas mehr, als die Familie in mehreren Münchner Stadtbezirken bezahlen müsste: In Au-Haidhausen etwa liegen die Wohnkosten mit 1238 Euro zwar deutlich höher – dafür spart der Haushalt beim Kostenfaktor Verkehr und landet insgesamt bei 1658 Euro. Wer auf der Schwanthalerhöhe lebt, kann für beide Posten noch weniger einplanen: 1617 Euro. Interessant auch die Beispiele Dietramszell (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) oder Altomünster (Kreis Dachau): Da sind, wie in vielen anderen Gemeinden, die Mobilitätskosten sogar höher als die Ausgaben für die Doppelhaushälfte.

Als allergünstigsten Wohnort weist die Liste übrigens Frauenneuharting aus – eine 1500-Seelen-Gemeinde im Landkreis Ebersberg (1397 Euro für Wohnen und Mobilität). Am teuersten ist, wenig überraschend, Bogenhausen (2099 Euro) – dicht gefolgt von Grünwald.

Welche allgemeingültigen Regeln haben die Verfasser der Studie aus all dem destilliert? Wenn der genannte Haushaltstyp zentral oder mit Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr wohnt, stehen die Kosten für Wohnen und Mobilität im Verhältnis 3:1. Wer abgelegener wohnt, muss für beide Posten etwa den selben Betrag einplanen. Das führt dazu, dass das Wohnen in gut erschlossenen Orten alles in allem nicht teurer kommt als in der Peripherie. Im Gegenteil. Oft zahlen Pendler sogar drauf.

 

 

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