Studenten bereiten weitere Protestaktionen vor

MÜNCHEN - Bayerns Studenten bereiten weitere Proteste gegen Missstände im Bildungswesen vor. Am kommenden Dienstag (17. November) ist im Rahmen eines bundesweiten „Bildungsstreiks“ eine große Demonstration in der Münchner Innenstadt geplant.
Auch in Augsburg, Nürnberg, Bayreuth, Coburg und Regensburg sind am gleichen Tag Demonstrationen oder andere Aktionen vorgesehen. „Wir machen weiter für einen heißen Herbst“, sagte Studentenvertreter Sebastian Urchs am Freitag in München zu den Planungen. In Würzburg soll am 1. Dezember demonstriert werden.
Vertreter der protestierenden Studenten in München forderten Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) auf, sich einer öffentlichen Debatte über die Hochschulprobleme zu stellen. Sie appellierten an den FDP-Politiker, zu den Studenten im weiterhin besetzten größten Hörsaal (Auditorium Maximum) der Münchner Ludwig- Maximilians-Universität zu kommen. Die Studenten erneuerten ihre Forderungen nach Wegfall der Studiengebühren, mehr Geld für die Hochschulen, mehr Professoren, Überarbeitung der Studiengänge sowie einer echten eigenen Mitsprache in der Ausbildung.
Heubisch äußerte erneut Verständnis für die Studenten-Proteste und kündigte an, Probleme beim Hochschulstudium werde man angehen. Er mahnte aber zugleich eine gewisse Zurückhaltung an. Eine Grenze müsse da gezogen werden, „wo andere Studierende am Studium gehindert werden“, sagte Heubisch der „Passauer Neuen Presse“ (Freitag).
Der Chef der bayerischen Jungen Union, Stefan Müller, räumte ein, die Studienbedingungen hätten sich durch die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge „nicht überall verbessert“. Er habe deshalb Verständnis für den Wunsch der Studierenden, auf ihre Situation aufmerksam zu machen, sagte Müller am Freitag in München. Hörsaal- Besetzungen seien allerdings „der falsche Weg“, kritisierte er.
Der Münchner Studentenvertreter Malte Pennekamp betonte, die Besetzung des Auditorium Maximum in München sei von der Hochschulleitung nachträglich genehmigt worden. Denn offenbar hätten auch die Professoren ein Interesse daran, dass in der Bildungspolitik neue Ausrufezeichen gesetzt würden, sagte Pennekamp. Die Bildung dürfe nicht weiter „totgespart“ werden, forderte Urchs. Man hoffe auf Unterstützung durch Lehrer, Eltern, Kindergärtnerinnen und Gewerkschaften.
Auch das Audimax der Julius-Maximilians-Universität Würzburg war am Freitag weiter besetzt. Einige Studenten hätten erneut die ganze Nacht über in dem Hörsaal ausgeharrt, sagte Unisprecher Gunnar Bartsch. „Als ich zuletzt reingeschaut habe, lagen da sechs, sieben Leute in Schlafsäcken und haben gepennt.“ Die Männer und Frauen wollen den Raum auch über das Wochenende blockieren, eine Räumung mit Hilfe der Polizei sei nicht vorgesehen. Bis Montag gebe es im Audimax sowieso keine Vorlesungen, sagte Bartsch.
Der Würzburger Hochschulpräsident Alfred Forchel hatte am Donnerstagabend mit etwa 500 Studenten über ihre Forderungen wie die Abschaffung der Studiengebühren diskutiert. Forchel sicherte erneut zu, sich der Schwierigkeiten bei den Bachelor- und Masterstudiengängen anzunehmen. Zudem sei bekannt, dass in einigen Bereichen die Belastung für die Studierenden sehr hoch sei. Daran solle gearbeitet werden.
dpa