Stromausfall: Dieses Ding war schuld!

Blackout-Nachlese: Nach einem Kurzschluss hätte eine Sicherung anspringen müssen. Das tat sie nicht. Warum? Darüber wird weiter gerätselt  
von  Rudolf Huber
Dieser „Leistungsschalter“ in Föhring funktionierte nicht und verursachte so den Stromausfall am 15. November mit massiven Behinderungen bei der MVG.
Dieser „Leistungsschalter“ in Föhring funktionierte nicht und verursachte so den Stromausfall am 15. November mit massiven Behinderungen bei der MVG. © SWM

Blackout-Nachlese: Nach einem Kurzschluss hätte eine Sicherung anspringen müssen. Das tat sie nicht. Warum? Darüber wird weiter gerätselt

MÜNCHEN Vier Wochen seit dem großen Stromausfall in München – und noch immer sind Fragen offen. Ein Experten-Team um den Aachener Uni-Professor Armin Schnettler überprüft im Auftrag der Stadtwerke, warum ein eher gewöhnlicher Kurzschluss an einer Hochspannungsleitung am 15. November eine folgenschwere Kettenreaktion auslöste.

Die Analyse der fatalen Ereignisse ist weit fortgeschritten. Schnettler: „Die Ursache für den Stromausfall war zweifelsfrei ein Kurzschluss auf der rund 45 Kilometer langen 111000-Volt-Freileitung von München nach Moosburg.“ Durch einen herunterfallenden Ast oder durch einen Vogel kam es zu einem Spannungsüberschlag von einer Leitung zur Erde oder zum Mast – genau feststellen lässt sich der Auslöser nicht mehr.

Normalerweise wäre so ein Kurzschluss durch ein ausgeklügeltes Absicherungs- und Umschaltsystem folgenlos geblieben. Doch am 15. November machte auch noch ein wichtiges Bauteil schlapp: Der „Leistungsschalter“, mit dem die Leitung im Hauptumspannwerk Föhring abgeschaltet werden sollte, hatte keinen Strom. Deswegen konnte sich die Störung ungehindert ins Netz ausbreiten – und machte viele Stadtteile stromlos.

„Es gab eine Kettenreaktion in Bruchteilen von Sekunden“, so der Uni-Professor. Dass die Defekte zusammenhängen, ist offensichtlich. Aber nicht, warum sie aufgetreten sind. Schnettler: „Da arbeiten wir dran.“

Der fragliche Schalter ist jedenfalls nach wie vor funktionstüchtig. Er wurde inzwischen doppelt abgesichert. Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Schwarz: „Wir sind noch nicht bis zum Kern der Ursache gedrungen, aber wir sind auf der Spur.“ Die bisherige Analyse zeige aber, dass die Ursache für den Stromausfall ein „technisches Versagen war, das wir nicht beeinflussen konnten“.

Im Umfeld des Kurzschlusses kam es noch zu diversen Kollateralschäden, etwa zu einer Explosion im Umspannwerk Bogenhausen und zu einem Defekt an einem Trafo in Aubing. Kosten des Blackouts bisher: rund eine Million Euro. Kann so etwas wieder passieren? „Nach derzeitigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass sich ein solches Ereignis nicht wiederholt“, meint Professor Schnettler

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.