Streit vor Gericht: Vaterstetten nimmt Angelverein den Weiher weg
Am Weiher bei Parsdorf sei es eine wahre Pracht im Frühjahr. "Da sprudelt das flache Wasser, wenn die Brachse und Karpfen laichen", schwärmt ein Hobby-Angler aus München. Als Mitglied des Vereins "Tölzer Sportfischer" steht er Mittwoch im Landgericht II seinen Vorständen bei – die um das Fischrecht am kleinen KTU Weiher in Parsdorf kämpfen.
Neben der Autobahn A 94, gegenüber von Segmüller, setzt der Angel-Verein (rund 100 Mitglieder) seit 1982 Jungfische ein, aber auch Zander, Bachforellen oder Hechte in fangfähiger Größe. Allein 2017 im Wert von 5000 Euro. Ein Bauwagen am Ufer dient den Sportfischern und Naturfreunden als "Vereinsheim" in ihrer kleinen Oase.
Nun werden die passionierten Angler Opfer der wachsenden Flächenversiegelung im Umland. Weil die Gemeinde Vaterstetten für eine geplante Umgehungsstraße Parsdorf/Weißenfeld ökologische Ausgleichsflächen ausweisen muss, hat sie den Weiher 2017 gekauft. Den Sportfischern wurde der Pachtvertrag gekündigt "Uns haben die Fischer nicht weiter gestört", sagt Martin Wagner, 2. Bürgermeister von Vaterstetten, "aber sie wussten, dass sie zurückstehen müssen, wenn es übergeordnete Belange gibt."
Aus dem Angler-Idyll in Parsdorf wird ein jetzt ein Flachwasser-Biotop
Vor Gericht bedauert der Bürgermeister, dass er den Hobby-Anglern ihr Gewässer entziehen muss: "Für die Umgehung müssen wir Öko-Punkte sammeln. Dafür brauchen wir diese Fläche. Eine andere haben wir nicht."
Martin Wagner, 2. Bürgermeister von Vaterstetten. Foto: Daniel von Loeper
Die Untere Naturschutzbehörde hat am Weiher mit dem Bau eines "hochwertigen Biotops" begonnen: Aus dem Angler-Idyll wird ein Flachwasser-Biotop: Erste Bäume sind schon gefällt. Ihre Stämme sollen bald im Wasser vermodern zum Nutzen der Tierwelt.
"Dabei haben wir hier Nistkästen und Feldermauskästen aufgestellt und das Ufer sauber gehalten", schimpft ein verärgerter Angler.
Vor Gericht haben Gemeinde und Sportfischer Mittwoch eine gütliche Einigung geplant: So dürfen die Angler noch bis Ende des Jahres fischen. Bernhard Baur, 2. Vorstand, hat aber starke Ängste: "60 Prozent unserer Mitglieder sind aus München. Die Gefahr ist sehr groß, dass wir uns ohne Gewässer nah an der Stadt auflösen."
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