Streit von Ärzten und Krankenkassen: Patienten leiden

MÜNCHEN - Beratungsstellen für Patienten haben kein Verständnis für den Honorarstreit zwischen Ärzteverbänden und AOK: „Versicherte müssen weiterhin ohne Vorkasse kostenlos behandelt werden“
Der Streit von Ärzten und Krankenkassen um die Höhe der einzelnen Behandlungshonorare spitzt sich weiter zu: Jetzt droht der Konflikt sogar auf dem Rücken von Patienten ausgetragen zu werden. „Das kann nicht sein“, ärgert sich Peter Friemelt von der Patientenstelle München. Sieben Fachärzteverbände in Bayern hatten, wie berichtet, kurz vor Weihnachten angekündigt, AOK-Patienten ab Januar „nur noch gegen Vorkasse und Kostenerstattung“ zu behandeln.
Eindringlich warnt Friemelt vor den Folgen für die Versicherten: „Bei der Kostenerstattung bleiben die Patienten auf einem Teil der Kosten sitzen.“ Deshalb sollten AOK-Versicherte unbedingt auch bei Fachärzten auf dem „Sachleistungsprinzip“ bestehen: „Patienten haben über ihren Kassenbeitrag einen Anspruch darauf, von ihren Ärzten kostenlos behandelt zu werden.“
"Kommen Sie zur Vernunft!"
Die angekündigten „flächendeckenden Protestaktionen“ der Fachärzte sind eine Reaktion auf den Abschluss eines exklusiven Vertrages zwischen dem Bayerischen Hausärzteverband und der AOK. Kinder- und Jugendärzte, Internisten, Kardiologen, Dermatologen, Pneumologen und Frauenärzte sehen sich dadurch bei der Honorarverteilung benachteiligt. Ihr Vorwurf: Die AOK treibe als Bayerns größte Krankenkasse eine Monopolstellung der Hausärzte voran.
Kein Verständnis für den Streit innerhalb der Ärzteschaft haben die Patientenberatungsstellen München und Oberbayern: „Wir können die jetzige Situation nicht nachvollziehen.“ Der Kassenbeitrag sei am 1. Januar auf 15,5 Prozent gestiegen. Ein Grund für die Erhöhung sei ein deutlicher Anstieg der Honorare der niedergelassenen Ärzte. „Kommen Sie zur Vernunft, behandeln Sie ihre Patienten ohne Vorbedingungen und verhandeln Sie vernünftig“, lautet der Appell der Patienten-Beratungsstellen.
Michael Backmund