Streit um Parklücke: Lagerist dreimal angefahren!

Tatort vor dem Hotel Bayerischer Hof: Enrico C. (47) weist einen Laster ein und wird von einem Smart-Fahrer (61) dreimal angefahren.
MÜNCHEN Der Kampf um eine Parklücke endete für Lagerist Enrico C. (47) auf dem OP-Tisch. Sein Kontrahent Martin M. (61) steht jetzt wegen des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr vor dem Münchner Amtsgericht. Der Kaufmann beteuert: „Ich habe niemanden angefahren.“
9. Februar 2011, 13.10 Uhr, Hotel Bayerischer Hof am Promenadeplatz: Enrico C. versucht, seinen Kollegen Sven R. (28) im Mercedes Sprinter in die enge Parklücke vorm Hotel einzuweisen. „Wir waren für ProSieben da, lieferten Scheinwerfer und Geräte für den ,best brands award 2011’, der im Hotel veranstaltet worden ist“, erinnert sich Enrico C. vor Gericht.
Plötzlich kommt Martin M. mit seinem Smart an, setzt den Blinker und will einparken. Enrico C. stellt sich ihm in den Weg. Der Smart-Fahrer lässt das Seitenfenster runter, schimpft: „Was soll das? Parkplätze kann man nicht reservieren.“ Manchmal aber schon: Wegen der chronischen Parkplatz-Not in der Altstadt hat die Veranstaltungstechnik-Firma einen Abstellplatz über das Kreisverwaltungsreferat (KVR) gegen eine Gebühr von 40 Euro reserviert.
Allerdings gilt das Parkverbot erst ab 15 Uhr. Deshalb versucht der Kaufmann weiterhin, in die Parklücke zu kommen. Laut Anklage soll Martin M. den Lageristen mindestens drei Mal mit dem Kotflügel angefahren haben, um Enrico C. praktisch an die Seite zu schieben. Das Opfer: „Er stand sogar einen Moment mit dem linken Vorderrad auf meinem linken Fuß.
Dabei verletzte ich mir beide Knie. Ich musste am Meniskus operiert werden und gehe heute noch an Krücken.“ 15000 Euro an Arzt und Taxikosten hat der gebürtige Italiener bereits ausgeben müssen. „Früher habe ich viel Sport gemacht, mit Leidenschaft Squash gespielt und bin Mountain-Bike gefahren. Das geht alles nicht mehr. Meine Lebensqualität ist dadurch richtig eingeschränkt.“
Dem Gericht liegt ein ärztliches Attest vor. Diagnose: Schürfwunden an den Beinen, an Sprunggelenk und Armen, Prellungen an der Hüfte sowie an den Beinen. Quetschungen des linken großen Zehs und Fußrückens. Der Angeklagte schüttelt den Kopf: „Der ist ständig ums Auto rumgehüpft. Ich wollte schon wegfahren.
Plötzlich behauptet er, ich hätte ihn angefahren. Ich sagte, dass wir die Polizei holen müssen, um die Sache zu klären.“ Der Angeklagte weiter: „Der hat schon an der Parklücke vor der Polizei so richtig simuliert.“ Verteidiger Martin Kämpf stellt die Vorwürfe in Frage und sagt: „Der Smart besteht nur aus Plastik.
Das Material gibt nach. Ich glaube nicht, dass die Verletzungen des Herrn C. Folge des Parkplatzstreits ist.“ Jetzt soll ein biomechanisches Gutachten erstellt werden. Es soll beweisen, dass sein Mandant mit dem Smart nicht diese schweren Verletzungen verursacht haben kann.