Streit um DNA des "Vampirs"

Ein genetischer Fingerabdruck belastet Ismat O. im Prozess um den Mord an eine Rentnerin schwer – genau das stellt sein Anwalt nun vor Gericht in Frage: Der Abdruck sei „nicht einmalig“
München - Im so genannten Vampir-Mord kommt es zum Streit um das DNA-Material. Die Staatsanwaltschaft hält Ismat O. (45) für den Mörder der Rentnerin Elisabeth Goscinska (†<TH>63). Vor 23 Jahren habe man am Tatort den so genannten genetischen Fingerabdruck des Angeklagten sichergestellt – doch passt sie überhaupt auf ihn?
Ismat O. soll am 8. September 1990 als 22-Jähriger nachts die Rentnerin, die alle „Kitty“ nannten, vor deren Wohnungstür so heftig in den Hals und Brust gebissen haben, dass sie verblutete.
Unter den Fingernägeln und an der abgebissenen Brustwarze stellt die Polizei später DNA-Material sicher – das 2011 einen Treffer auf Ismat O. ergibt. Wegen eines anderen Strafverfahrens muss er damals zum Speicheltest (AZ berichtete).
Sein Anwalt Marco Noli äußert nun starke Zweifel, dass das DNA-Beweismaterial seinen Mandanten als Täter überführt: „Am BH der Toten wurden Spuren von drei verschiedenen Männern gefunden.“ Weiter behauptet Noli, dass der an der Brustwarze ermittelte DNA-Typ auf 10<TH>000 Personen passe: „Er ist nicht einmalig.“ Noli und sein Kollege Ulrich Ziegert beantragen aus diesem Grund ein neues Spurengutachten.
Ismat O. lernte die Rentnerin angeblich in der Münchner Gaststätte „Vollmond“ in der Schleißheimer Straße kennen. Laut Staatsanwaltschaft habe der Angeklagte im Lokal „bereits den Entschluss gefasst, Frau Goscinska nach Hause zu begleiten, um sexuelle Befriedigung zu finden.“ Sollte sie sich ihm widersetzen, habe er den Plan gefasst, sie zu töten.
Ismat O., der nach einer Schreinerlehre als Fliesenleger tätig ist, bestreitet die Tat: „Ich kannte damals viele junge und hübsche Polinnen. Sex mit so einer alten Frau habe ich nicht nötig gehabt.“
Sein ehemaliger Chef Klaus-Peter Sch. (47) beschreibt ihn als angenehmen Kollegen: „Er ist sehr zuverlässig gewesen.“ Er habe sich immer gefragt, wie Ismat O. als Analphabet über den Stadtplan die Baustellen finden konnte.
Einmal sei er bei ihm zum Essen eingeladen gewesen: „Mir fiel auf, dass er keine große Meinung von Frauen hat. Seine Frau saß nicht mit uns am Tisch. Sie musste in der Küche bleiben.“ Das Verfahren wird am 15. Oktober fortgesetzt. [AUTOR_ENDE]<QM>Torsten Huber [/AUTOR_ENDE]