Streit eskaliert: Auto schleift 17-Jährige 80 Meter weit mit

München - Ihrem Peiniger will die heute 18-jährige Frau nicht mehr begegnen. Ihre Anwältin Christina Keil beantragt deshalb beim Beginn des Prozesses gegen einen 51-jährigen Bekannten des Opfers, dass ihre Mandantin am Donnerstag per Videovernehmung vom Gericht befragt wird. So muss sie sich nicht in einem Raum mit dem Mann aufhalten, der sie lebenslang entstellt haben soll.
Unfallopfer will Angeklagten nicht sehen
Nach einem Streit hatte der Mann sie und zwei ihrer Verwandten überfahren. Die Frau wurde 80 Meter weit mitgeschleift und erlitt schwerste Verletzungen, unter anderem Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Sie wird laut Anklage "lebenslang entstellende Verletzungen in Form von Narben" auch im Gesicht davon tragen. Ein Finger musste ganz amputiert werden, andere wurden teilweise amputiert. Die junge Frau braucht zudem psychotherapeutische Behandlung, da sie unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet.
Der Angeklagte lässt seine Anwältin an seiner statt eine Erklärung zu den Geschehnissen abgeben. Demnach habe man die Familie der Opfer gekannt und mit ihnen an jenem Septemberabend vor einem Jahr in deren Domizil in Bad Tölz gefeiert. Es sei viel Alkohol getrunken worden. Der 51-Jährige selber habe aber nicht getrunken, unter anderem, weil er seine Familie ja noch nach Hause fahren musste.
Dann sei es zum Streit zwischen den Familien gekommen. Worüber, wisse er nicht. Staatsanwältin Melanie Lichte, die von versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung ausgeht, erklärt in der Anklage, dass es zu wüsten Beschimpfungen und schließlich auch zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sei.
Zwei Männer der Tölzer Familie wurden dabei zu Boden geschlagen und blieben vor dem Auto ihrer Gäste bewusstlos liegen. Dies habe der Angeklagte auch bemerkt. Genauso wie er laut Anklage auch gesehen hat, dass an der rechten Seite des Autos das damals 17-jährige Opfer stand, um zu verhindern, dass die Gäste mit ihrem BMW davon fuhren.
Angeklagter: "Ich habe sie nicht gesehen"
"Ich habe sie nicht gesehen", erklärt dagegen der Angeklagte. Genauso wenig wie er mitbekommen haben will, dass er mit dem startenden Auto die am Boden liegenden Männer überfuhr. Auch sie wurden schwer verletzt. Es habe Chaos und Panik geherrscht, versucht der 51-Jährige zu erklären, warum er ohne Rücksicht auf die drei Opfer losgefahren war. Es tue ihm leid.
Dem Vorsitzenden Richter Thomas Bott reicht diese Erklärung nicht. Er vermisst eine Aussage, die deutlicher macht, dass der Angeklagte die volle Verantwortung für das grausame Geschehen übernimmt.