Streiks ab sofort möglich

Busse, Trams und U-Bahnen in München können jetzt stillstehen. Denn die Gewerkschaft der Lokführer tritt in den Ausstand. Besonders brisant: Die Streiks dauern womöglich bis zur Wiesn.
MÜNCHEN Jetzt wird’s eng auf Münchens Straßen: Wer mit Bus, Tram oder U-Bahn unterwegs ist, muss ab sofort mit massiven Verzögerungen oder sogar Stillstand rechnen. Denn seit gestern Nachmittag steht fest: Die Mitglieder der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) treten in den Ausstand.
Das ergab die Urabstimmung, bei der gestern 98,7 Prozent der unter dem Dach der dbb-Tarifunion organisierten Beschäftigen des Bayerischen Kommunalen Nahverkehrs für die Streikmaßnahmen stimmten. In München ist das die MVG unter dem Dach der Stadtwerke. Nicht von den Streiks betroffen ist die S-Bahn.
Wo und wann genau gestreikt wird, war gestern noch nicht bekannt. Doch dbb-Sprecherin Britta Ibald warnte bereits: „Rein theoretisch ist mit diesem Ergebnis alles möglich.“ Sprich: Es kann jederzeit – und schon vor Dienstag – losgehen. Am Dienstagmorgen will der zweite Vorsitzende der dbb-Tarifunion, Willi Russ, Stellung nehmen. Im Vorstand verantwortet Russ die Tarifverhandlungen in Bayern. Er hatte noch vor wenigen Tagen gedroht: Auch während der Wiesn schließt die dbb-Tarifunion Streiks nicht aus. An diesem Szenario hält die Gewerkschaft offenbar weiter fest.
Der Verkehrskollaps in München ist gewiss: Von den insgesamt 1300 Fahrern in Bussen, U- und Trambahnen sind laut dbb-Tarifunion mehr als die Hälfte über die dbb-Mitgliedsgewerkschaft GDL organisiert. Die Rede ist also von mehr als 650 Fahrern, die sich allein in München an den Streiks beteiligen. Insgesamt organisiert der dbb unter seinem Dach bayernweit rund 1000 der rund 6500 Beschäftigten, die meisten davon sind Bus-, Tram-, und U-Bahnfahrer. Von einem Ausstand könnten neben München auch Nürnberg und Augsburg betroffen sein. Auch Streiks in Dachau sind jetzt möglich. Auch dazu wollte sich die dbb-Tarifunion gestern noch nicht äußern.
Die GDL will fünf Prozent mehr Geld und einen Ausgleich für die langen Pausen der Fahrer. Die dbb Tarifunion führt als Dachverband im Auftrag der GDL die Verhandlungen mit dem Verband der kommunalen Arbeitgeber in Bayern. Mit Verdi hatten diese eine Tarifeinigung erzielt, wonach die Beschäftigten 3,5 Prozent mehr Geld erhalten. Die GDL blieb stur. MVG-Chef Herbert König dazu: „Ich glaube, dass der größte Teil unserer Mitarbeiter nicht bereit ist, die Münchner gegen sich und das kommunale Unternehmen aufzubringen.“ A. Hund