Streik: Verdi schlägt am Mittwoch los

Kindertagesstätten und alle städtischen Kliniken und Altersheime sind betroffen. Der Winterdienst wird aber nicht bestreikt. Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr – ihren Mitarbeitern will sie nur 1,5 Prozent geben.
von  Abendzeitung
Krankenschwester Ingrid Greif organisiert den Streik im Klinikum Bogenhausen
Krankenschwester Ingrid Greif organisiert den Streik im Klinikum Bogenhausen © Ronald Zimmermann

MÜNCHEN - Kindertagesstätten und alle städtischen Kliniken und Altersheime sind betroffen. Der Winterdienst wird aber nicht bestreikt. Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr – ihren Mitarbeitern will sie nur 1,5 Prozent geben.

Dort, wo es richtig weh tut, schlägt Verdi heute mit den ersten Warnstreiks im öffentlichen Dienst los: In Kindertagesstätten und Krankenhäusern – und nicht in der normalen Verwaltung. „Die hohe Streikbereitschaft in den Krankenhäusern kommt von den katastrophalen Arbeitsbedingungen“, sagt die Krankenschwester Ingrid Greif. Nicht bestreikt wird dagegen der Winterdienst in München.

Bayern macht den Vorreiter. Hier beginnen heute die Streiks, am Donnerstag und Freitag werden sie in anderen Bundesländern fortgesetzt.

München ist dabei schon wieder besonders betroffen: Weil mehrere Kindertagesstätten und alle städtischen Krankenhäuser und Altenheime dabei sind. „Bei uns sind alle bereit rauszugehen“, berichtet Ingrid Greif, „weil die Arbeitsbedingungen nicht mehr tragbar sind“. Die Kollegen arbeiteten am Limit. Oft gebe es in der Schicht nicht eine Pause. Sie selbst ist 44 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und verdient im Schnitt mit allen Zulagen netto rund 1700 Euro.

Wieder einmal vom Streik betroffen: die Kindertagesstätten

Besonders betroffen sind dieses Mal im dritten Jahr nacheinander die Kindertagesstätten. Haben die Streikenden kein schlechtes Gewissen, weil Eltern und Patienten die Leidtragenden sind? „Haben die Arbeitgeber ein schlechtes Gewissen?“, fragt Greif zurück: „Weil sie uns ausnützen, schlecht bezahlen, und weil unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird?“

Verdi fordert für die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst (im Raum München sind das rund 50000) bei Bund und Kommunen ein Gesamtpaket, das fünf Prozent mehr ausmacht. Konkret kämpfen beispielsweise Krankenschwestern für eine Erhöhung des Nachtzuschlags von 1,28 auf 2,79 Euro. Wer aus der Freizeit zum Dienst geholt wird, soll zwölf statt acht Stunden entlohnt werden. Teilzeitbeschäftigte sollen von der ersten Stunde an Überstunden bezahlt bekommen.

"Kein Chaos"

In den Krankenhäusern und in den Altenheimen der städtischen Münchenstift sollen die Patienten und Senioren nichts von den Streiks merken: Ein Notdienst sei überall gewährleistet. „In München wird kein Chaos entstehen“, sagt Münchens Verdi-Chef Heinrich Birner: „Aber wir signalisieren den Arbeitgebern, dass es reicht.“ Die hätten bisher in zwei Verhandlungsrunden kein Angebot vorgelegt.

Und wie steht’s um die Leute, die bei Verdi arbeiten? Die Gewerkschaft verhandelt seit Monaten mit den eigenen Mitarbeitern um höhere Gehälter. Die Verdi-Mitarbeiter wollen fünf Prozent. Doch die Gewerkschaft will ihnen nur eine Einmalzahlung von 150 Euro für 2009 geben - und 1,5 Prozent für dieses Jahr. Streiks sind noch nicht geplant ...

Vielen Eltern reicht es, weil wieder Kindertagesstätten bestreikt werden. Deswegen ist auch der frühere Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Moosbauer nach 23 Jahren aus Verdi ausgetreten: „In der jetzigen Situation müssen alle zurückstecken, und dann kommt Verdi mit diesen Forderungen.“ Und Verdi-Mitglied OB Ude: „Einem völlig Nackerten kann man nicht noch mehr Geld aus der Tasche ziehen.“ Willi Bock

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