Streik in München: Großdemo auf Marienplatz, Einigung nicht in Sicht

Der Marienplatz war ein Meer aus Trillerpfeifen. 100 Männer der Stadtentwässerung öffneten einen Kanaldeckel um mit schlechtem Geruch zu demonstrieren. Zwischen 4000 (Polizei) und 9000 (Verdi) Menschen protestierten in München für mehr Lohn im öffentlichen Dienst. Doch eine Einigung ist vorerst nicht in Sicht.
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Streik in München und Großdemo auf dem Marienplatz.
dpa Streik in München und Großdemo auf dem Marienplatz.

MÜNCHEN - Der Marienplatz war ein Meer aus Trillerpfeifen. 100 Männer der Stadtentwässerung öffneten einen Kanaldeckel um mit schlechtem Geruch zu demonstrieren. Zwischen 4000 (Polizei) und 9000 (Verdi) Menschen protestierten in München für mehr Lohn im öffentlichen Dienst. Doch eine Einigung ist vorerst nicht in Sicht.

Der Gestank ist bestialisch: Beim Großstreik am Donnerstag öffneten rund 100 Männer der Stadtentwässerung einen Kanaldeckel in der Rosenstraße, um zu demonstrieren, wie es in München riechen würde, wenn sie ihren Job nicht täten. „Ohne Wartung bildet sich im Kanal schnell ein Rückstau. Bei Starkregen kann das dazu führen, dass es das Abwasser zurück in die Häuser drückt – wenn nichts dagegen getan wird", sagt Verdi-Mann Roland Groß.

Dieses Szenario ist nicht unwahrscheinlich. Denn die Demo am Donnerstag war der letzte Streik im öffentlichen Dienst. Wenn die Verhandlungen mit den Arbeitgebern am Freitag nicht zu einer Einigung führen, wird wohl zu unbefristeten Streiks aufgerufen.

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst wären mehr als bereit zu längeren Ausständen. „Wir haben die Nase voll", sagt Erzieherin Pia W. zur AZ. „Wir wollen auch mal in den Urlaub fahren, aber mit unserem Gehalt ist das nicht drin." Andere erzählen, sie bräuchen zum Job noch einen Nebenjob fürs Überleben.

4000 (laut Polizei) bis 9000 (laut Verdi) Demonstranten aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes zogen am Donnerstag von der Schwanthalerstraße zum Marienplatz – und provozierten ein Verkehrschaos, weil die Sonnenstraße im Berufsverkehr komplett gesperrt werden musste.

Der Marienplatz wurde derweil zu einem Meer aus Trillerpfeifen, rot-weißen „Nicht mit uns"-Shirts und selbstgebastelten Transparenten: „Wir sind sozial – aber nicht blöd" stand da geschrieben, oder „40 Stunden sind ein Hohn was wir brauchen, ist mehr Lohn". „Die da oben genehmigen sich eine Gehaltserhöhung nach der anderen, und wir müssen für ein paar Euro auf die Straße gehen!" ärgert sich einer, dessen Hund in eine Verdi-Fahne gehüllt ist.

Der Chauffeur von OB Ude, Manfred Haugg, war übrigens auch dabei am Marienplatz. „Allerdings nur aus Solidarität. Das Direktorium war ja nicht zum Streik aufgerufen", so Haugg zur AZ. „Wären wir aufgerufen worden, hätte ich sofort mitgemacht, mich aber um eine Fahrgelegenheit für den OB gekümmert."

Und wie geht's jetzt weiter? Am Freitag gibt's letzte Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern, aber die Fronten sind verhärtet. Zunächst würde ein Schlichtungsverfahren folgen, und wenn auch das zu keiner Einigung führt, wird zur Urabstimmung aufgerufen. Ab der zweiten Aprilwoche drohen dann unbefristete Streiks. So viel Entgegenkommen wie Chauffeur Haugg für Ude an den Tag legen würde, dürfen die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst dann nicht erwarten. Daniela Transiskus

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