Streik im Nahverkehr: „Keine Bewegung“
Der Ausstand der MVG-Fahrer hält an, wann wieder gestreikt wird ist aber unklar. Streit auch zwischen den Gewerkschaften. Auch zum Schulanfang oder zum Auftakt der Jubiläumswiesn ist ein Streik nicht ausgeschlossen.
MÜNCHEN Der Arbeitskampf im öffentlichen Nahverkehr hält an. Wann die Streiks in München weitergehen, ist aber noch unklar. Auch zum Schulanfang oder zum Auftakt der Jubiläumswiesn ist ein Streik nicht ausgeschlossen. Bei der Münchner Verkehrsgesellschaft bezweifelt man allerdings die Schlagkraft der Lokführer-Gewerkschaft GdL. Denn zum ersten Mal streikt nur ein Teil der Fahrer.
„Der Streik am Freitag war der Überraschungsgong zum Auftakt“, heißt es bei der Tarifunion dbb, die die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) vertritt. „In Zukunft werden wir die Öffentlichkeit aber rechtzeitig informieren“.
Zwar kamen viele Pendler am Freitag zu spät zur Arbeit, das große Chaos blieb aber aus. Denn viele MVG-Angestellten sind in der Gewerkschaft Verdi organisiert, sie sich mit den Arbeitgebern bereits auf eine Lohnerhöhung um 3,5 Prozent geeinigt hatte. Den Fahrern, die in der GdL organisiert sind, ist das aber nicht genug. Sie fordern bessere Arbeitszeiten und Ausgleich für die überlangen Pausen zwischen den Schichten.
Die Arbeitgeber bleiben hart: „Keine Bewegung, keine Gespräche, keine Angebote“. MVG-Chef Herbert König sieht’s trotzdem gelassen. „Dutzende GdL-Mitglieder sind dem Streikaufruf erklärtermaßen nicht gefolgt und haben Dienst geleistet.“
Diese Gelassenheit teilt Andreas Nagel vom Aktionsbündnis Münchner Fahrgäste nicht: „Ich gehe davon aus, dass die Gewerkschaft am Anfang noch nicht so streng war, damit es auch noch eine Steigerung geben kann. Ich glaube nicht, dass es so glimpflich weitergeht“ Er fürchtet, dass dann U-Bahnhöfe aus Sicherheitsgründen geschlossen werden, wenn der Andrang zum Beispiel von der Wiesn zu groß wird, aber weniger Bahnen fahren.
Laut Tarifunion haben am Freitag 40 Prozent ihrer Mitglieder in München die Arbeit niedergelegt. Wie groß der Anteil der GdL-Mitglieder bei der MVG ist, ist unklar. Laut Gewerkschaft sind es gut die Hälfte der 1300 U-Bahn-, Bus- und Tram-Fahrer. Die MVG teilte aber mit, es seien wesentlich weniger. Bei der Gewerkschaft Verdi sieht man den Streik äußerst kritisch: „Durch die Spaltung wird die Durchsetzungsfähigkeit der Fahrerschaft geschwächt. Langfristig werden die Fahrer die Verlierer sein.“ Einen Streik zur Wiesn kann sich Verdi-Chef Heinrich Birner aber nicht vorstellen: „Wenn man den Münchnern ihr Oktoberfest bestreikt, hätte man alle Sympathien verspielt, das wissen die Fahrer.“ J. Jauernig