Streik im Münchner Nahverkehr: Das sagen die Betroffenen

Zwar waren die Auswirkungen des Streiks im Nahverkehr in München am Vormittag überschaubar. Einige Münchner waren dennoch genervt. Das sagen die Betroffenen in der AZ-Umfrage.
von  Abendzeitung
Glück gehabt: Alexandra O. hat vom Streik kaum etwas mitbekommen
Glück gehabt: Alexandra O. hat vom Streik kaum etwas mitbekommen © Daniel von Loeper

MÜNCHEN - Zwar waren die Auswirkungen des Streiks im Nahverkehr in München am Vormittag überschaubar. Einige Münchner waren dennoch genervt. Das sagen die Betroffenen in der AZ-Umfrage.

„Was? Es wird gestreikt? Jetzt weiß ich, warum keine U-Bahn kommt!“ Nicht alle Münchner überrascht der MVG-Streik am Mittwochmorgen so wie die ältere Dame, die um 5.20 Uhr an der Münchner Freiheit vergeblich auf die U3 wartet. Der Großteil weiß Bescheid – und nimmt es gelassen. Wohl auch deshalb, weil das befürchtete Chaos im Berufsverkehr ausbleibt.

Mit Beginn der Frühschicht um vier Uhr treten rund 50 GDL-Organisierte in den Ausstand. Der Ernstfall für den Münchner Nahverkehr. Bereits vorher hatte die MVG vor Engpässen bei U-Bahnen, Bussen und Tram gewarnt, doch zumindest für den frühen Morgen wird Entwarnung gemeldet: Wenn auch mancher Zug voller ist als sonst – zum großen Verkehrskollaps kommt es nicht. Zu gut sind die Münchner auf den Streik vorbereitet. Um trotz Arbeitskampf pünktlich in Büros und Fabriken zu kommen, fahren sie einfach eher los, wie Peter R., der täglich aus Sauerlach nach München pendelt. Er steigt am Sendlinger Tor aus der U2: „Ich bin eine halbe Stunde früher zu Hause gestartet, hatte aber keinerlei Probleme. Da werde ich jetzt halt eine halbe Stunde zu früh im Büro sitzen.“

Von Riesenärger auf die Streikenden ist kaum etwas zu spüren. Im Gegenteil: Die Meisten zeigen sogar großes Verständnis. „Klar verstehe ich die Fahrer. Sie leiden unter den miserablen Arbeitsbedingungen“, sagt Dieter W. Der Angestellte ist wie jeden Morgen in sein Schwabinger Büro unterwegs und zwängt sich am Marienplatz in die U3. Dass es im Zug enger als sonst zugeht, stört ihn wenig. „Man kommt sich schon ein bisschen wie in einer Sardinenbüchse vor, aber Hauptsache, ich komme pünktlich in die Arbeit.“

Tatsächlich hätte mancher Zug kaum voller sein können: Am Sendlinger Tor drängen sich um 7.30 Uhr Schüler, Arbeiter und Besucher der Entsorgungsmesse IFTA in die U2 Richtung Riem. Immer wieder muss der Fahrer die Zugtüren öffnen, bis auch die letzte Tasche aus dem Spalt gezogen ist. Doch selbst die an die Fenster gepressten Gesichter strahlen noch einen gewissen Gleichmut aus. Ändern lässt es sich sowieso nicht.

Nur wenige werden richtig sauer, wie die BMW-Arbeiter, die um sechs Uhr früh nach der Nachtschicht nur noch heim wollen und wegen des Streiks länger als sonst auf die U-Bahn warten müssen. Oder wie Magdalena W. aus Großhadern. Sie sitzt an der Trambahnhaltestelle am Sendlinger Tor und klagt: „Seit zehn Minuten müsste ich in der Arbeit sein. Zuerst fällt die U6 aus und jetzt muss ich schon wieder warten.“ Endlich kommt auch ihre Tram, doch sie bleibt wütend. Bevor sich die Tür wieder schließt, ruft sie: „Für was zahle ich denn 52,50 Euro im Monat?“

R. Himpsl

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