Streik! Dafür gibt’s fast keine Strafzettel

Jetzt kommt’s knüppeldick. In der Warnstreik-Runde des öffentlichen Dienstes heißt es: Blockade in der Stadtverwaltung und vielen Behörden mit Parteiverkehr. Verdi bläst zum Großangriff!
von  Abendzeitung
Boandlkramer im Ausstand: Wer heute nicht beerdigt werden kann, kommt aus der Aussegnungshalle zurück in die gekühlte Aufbahrung.
Boandlkramer im Ausstand: Wer heute nicht beerdigt werden kann, kommt aus der Aussegnungshalle zurück in die gekühlte Aufbahrung. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Jetzt kommt’s knüppeldick. In der Warnstreik-Runde des öffentlichen Dienstes heißt es: Blockade in der Stadtverwaltung und vielen Behörden mit Parteiverkehr. Verdi bläst zum Großangriff!

„Es ist wahnsinnig viel Druck im Kessel“, sagt Verdi- Chef Heinrich Birner, der mit der Gewerkschaft nach wie vor acht Prozent mehr Lohn fordert, „so eine Dynamik habe ich in 25 Jahren Gewerkschaftsarbeit nie erlebt, sogar Unorganisierte machen mit!“ Um 11 Uhr treffen sich die Streikenden zur Kundgebung am Orleansplatz.

Ausstand also heute in dutzenden Bereichen – von der Straßenbeleuchtung überMeldestellen bis zum Wohnungsamt, den Sozialbürgerhäusern, die Zulassungs- und Führerscheinstelle, Tourismusbüro und Gartenbau. Auch die kommunale Parkraumüberwachung streikt – weniger Strafzettel also! (Achtung Autofahrer: die vom Freistaat bezahlten Politessen sind trotzdem unterwegs). Und sogar die 200 Bestatter auf den 27 Friedhöfen sind zum Streik aufgerufen – das wird bitter.

Rund 50 Beerdigungen stehen am Dienstag auf dem Plan, die meisten am Nord, West- und Ostfriedhof. Für jede braucht’s einen Aufbahrer, zwei Grabmacher, vier Sargträger und einen Aufseher. „Ich kann nicht garantieren, dass wir genügend Leute da haben werden“, sagt Herbert Huber, Chef der städtischen Friedhofsverwaltung. Der Notfallplan: Wer mangels Boandlkramern nicht beerdigt werden kann, muss zurück in die gekühlte Aufbahrung. Huber: „Wir suchen dann einen neuen Termin.“

Standesamt darf nicht streiken

Wer Hochzeit feiern will, hat hingegen Glück: Die Mitarbeiter im Standesamt sind Beamte, die streiken nicht mit. In der Kfz-Zulassungsstelle allerdings hilft die Menge an Beamten nicht weiter: Ausgerechnet an den Kassen arbeiten sechs Angestellte. Und die werden den Betrieb für Stunden lahm legen. Blockade auch in den 13 Münchner Sozialbürgerhäusern. Dort ist dienstags zwar kein Parteiverkehr. Doch legen in jedem Haus mehrere Dutzend Mitarbeiter die Arbeit nieder: Anträge auf Hartz 4 oder Wohngeld bleiben liegen.

Eng könnte es auch im Ausländeramt im Kreisverwaltungsreferat werden, wenn ab 11 Uhr Schalter dicht gemacht werden. Zudem in der Meldestelle und in den fünf Bürgerbüros (Orleansplatz, Leonrod-, Riesenfeld-, Frankenthaler Straße und Forstenrieder Allee). „Die Bürger müssen sich bis 14 Uhr auf längere Wartezeiten und kurzfristige Schließungen einrichten“, sagt KVR- Sprecher Christopher Habl. Wer warten muss, hat noch eine Chance: Dienstags ist langer Parteiverkehrtag im KVR, die Schalter sind (statt bis 12 Uhr) bis 18.30 Uhr auf.

Am Donnerstag geht die Warnstreik-Serie schon wieder weiter: Da sollen die Beschäftigten der rund 500 Kindergärten, Krippen und Horte die Einrichtungen schließen. Eltern planen das besser jetzt schon mit ein.

Irene Kleber

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