Streik am Münchner Flughafen!

Der Ausstand wird ausgeweitet: Der Flughafen im Erdinger Moos ist einer von drei Streikorten. Um 13 Uhr soll es heute losgehen.
MÜNCHEN/FRANKFURT - Es war wie Russisch Roulette für Flugreisende: Welcher Flughafen wird diesmal bestreikt? Wie die AZ am späten Montagabend erfuhr, ist auch München heute von der Streikwelle betroffen – als einer von drei Orten.
Nicoley Baublies von der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo kündigte an: Ab 13 Uhr wird am Flughafen im Erdinger Moos die Arbeit niedergelegt. Damit ist das Chaos am immerhin zweitgrößten Drehkreuz Deutschlands programmiert. Bis zum Ende des Tages, also bis Mitternacht, soll die Aktion dauern.
In Frankfurt, wo man die größten Ausfälle erreichen kann, sollte der heutige Ausstand bereits um sechs Uhr morgens beginnen und bis zum Nachmittag andauern. In Berlin standen die Zeichen ab fünf Uhr morgens auf Arbeitskampf. Dort sollte nach Angaben des Ufo-Sprechers bis 13 Uhr gestreikt werden.
Schon im Vorfeld hatte die Gewerkschaft angekündigt: Die Streiks werden größer als beim vorigen Mal. Am vergangenen Freitag war das Drehkreuz Frankfurt lahmgelegt worden. Die Lufthansa musste 190 Flüge streichen und etwa 26 000 Passagiere anders ans Ziel bringen. Es fielen rund zehn Prozent des gesamten Lufthansa-Flugplans aus. Den Schaden kann Europas größte Fluggesellschaft noch nicht abschätzen.
Baublies erwartet für dieses Mal noch heftigere Auswirkungen: „Wenn man sich anschaut, was allein eine Station ausgelöst hat, dann ist davon auszugehen, dass wir jetzt an allen deutschen Flughäfen Ausfälle haben werden.“
Die Lufthansa beklagte die Informationspolitik der Gewerkschaft. Sie hatte gefordert, die Passagiere 24 Stunden vorher zu warnen. Doch die Ufo gab bloß mit einem Vorlauf von sechs Stunden Bescheid. Der Sprecher der Lufthansa, Andreas Bartels, bezeichnete die Streiktaktik als „sehr fluggastfeindlich“. Das kurze Zeitfenster lasse kaum eine Chance, die Passagiere rechtzeitig zu informieren. Baublies, Chef der Kabinengewerkschaft Ufo, lehnte die 24 Stunden Vorlaufzeit ab: „Dann müssten wir den Streik ausweiten und 24 Stunden bundesweit in den Ausstand gehen.“ Das wolle man noch vermeiden.
Die Tarifverhandlungen ziehen sich bereits seit 13 Monaten hin. Nachdem die Ufo drei Jahre lang Nullrunden akzeptiert hat, fordert sie jetzt unter anderem fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen Job-Auslagerungen. Die Lufthansa bietet 3,5 Prozent Lohnerhöhung, den Verzicht auf Leiharbeit und betriebsbedingte Kündigungen. Die Jobauslagerungen wollen sie aber nicht ausschließen: Geplant ist eine eigene Billigsparte. Bis 2014 möchte man 1,5 Milliarden Euro einsparen, mehr als 500 Millionen beim Personal. Mit dem Geld sollen dringend benötigte Flugzeuge gekauft werden. Für viele der Ziele der Fluggesellschaft zeigt Baublies zwar Verständnis, er wehre sich aber gegen die „Schleckeriesierung“ der Arbeitsplätze.
Bislang gibt es keine Hinweise auf neue Verhandlungen.