Streik ab Mittwoch: Keine U3 zu U2?

Ausgerechnet während des Bayern-Spiels und des U2-Konzerts Streik bei Bussen, Tram und U-Bahn: Die Arbeitsniederlegungen sollen am Mittwoch mit der Frühschicht in Nürnberg, Augsburg und München beginnen.
von  Abendzeitung
Der Streik im Münchner Nahverkehr soll noch bis Sonntag dauern.
Der Streik im Münchner Nahverkehr soll noch bis Sonntag dauern. © Petra Scrhamek

MÜNCHEN - Ausgerechnet während des Bayern-Spiels und des U2-Konzerts Streik bei Bussen, Tram und U-Bahn: Die Arbeitsniederlegungen sollen am Mittwoch mit der Frühschicht in Nürnberg, Augsburg und München beginnen.

Den ganzen Tag, 24 Stunden Streik im öffentlichen Nahverkehr: Auf Chaos bei der MVG müssen sich die Münchner am Mittwoch einstellen. Auch mit dem Auto könnte es im Berufsverkehr nur langsam vorwärts gehen. Es kommt einiges zusammen. Der Urlaub ist vorbei, die Schule hat begonnen und dann noch zwei Große-Events: Und da ruft die dbb Tarifunion zum Streik. Sowohl die über die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) organisierten Fahrer von Bussen, Trams und U-Bahnen als auch Mitarbeiter beim Service und der Fahrkartenkontrolle sind zum Ausstand in München, Nürnberg und Augsburg aufgerufen.

Das Timing der Streiks könnte vor allem in München nicht unpassender sein. In der Allianz Arena empfängt der FC Bayern zum Auftakt der Champions-League-Saison den AS Rom. 66000 Zuschauer werden das Stadion füllen. Und im Olympiastadion rockt U2. Rund 70000 Fans wollen kommen.

Bereits vor Ankündigung der Streiks hatte die MVG deshalb vor „Kapazitätsengpässen“ bei der U3 und der U 6 gewarnt. Die Engpässe würden durch die Streiks „weiter verschärft“, räumte die MVG gestern ein. Man gehe davon aus, „dass es zu Überlastungen in den betroffenen U-Bahnhöfen sowie zu Überfüllungen in den Zügen“ kommt.

Auch, dass ganze Bahnhöfe komplett gesperrt werden, ist laut MVG wahrscheinlich. „Soweit möglich, wird die MVG den An- und Abtransport von oder zum Olympiastadion mit zusätzlichen Bussen unterstützen“, teilte die MVG lapidar mit.

Beim Busverkehr rechnet die MVG zudem mit „Verspätungen“ und „Fahrzeugausfällen“ – trotz privater Ersatzbusse die die Ausfälle ein wenig abmildern sollen.

Bei Trams und U-Bahnen werde der Fahrplan im Zweifel ausgedünnt, teilt die MVG weiter mit - je nach Umfang der Streiks würden so genannte Verstärkerzüge als erstes entfallen. Die Tramlinie 21 etwa wäre dann betroffen.

Schon ab vier Uhr in der Früh treten die Fahrer von U-Bahnen, Trams und Bussen in den Ausstand, hat die dbb Tarifunion bereits gestern angekündigt.

Dass ganze Linien ausfallen, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Wie stark die Schlagkraft der GDL ist, wird sich zeigen. Streiken dürfen längst nicht alle MVG-Angestellten: Ein Großteil ist über die Gewerkschaft Verdi organisiert – der Rest entweder über die GDL, oder aber die Angestellten sind unabhängig. Für sie gilt der Tarifvertrag, den Verdi bereits mit dem kommunalen Arbeitgeberverband verhandelt hatte.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) den öffentlichen Nahverkehr in München bestreikt. Es kam wie berichtet jedoch nur teilweise zu Ausfällen von bis zu 30 Minuten. Die MVG spricht von etwa 50 Fahrern, die am Freitag im Ausstand waren.

Diesmal wollen die über die GDL organisierten Fahrer aufstocken, droht der zweite dbb-Vorsitzende Will Russ, der im Vorstand die aktuellen Tarifverhandlungen in Bayern verantwortet. Laut dbb Tarifunion sind in Bayern etwa 1000 der insgesamt 6500 Beschäftigten über die GDL organisiert. Von den rund 1300 U-, Tram- und Busfahrern sind es laut der dbb Tarifunion „mehr als die Hälfte“.

Heute, wenn die dbb Tarifunion wie angekündigt „hundert Prozent“ geben will – laut Russ waren es beim Ausstand vom Freitag nur etwa vierzig Prozent der eigentlich mobilisierbaren Gewerkschaftler – könnten also mindestens 650 Fahrer in den Ausstand gehen. Die MVG geht allerdings davon aus, dass der Organisationsgrad deutlich geringer ist.

Russ hatte nach den Streiks vom Freitag von einem „lauen Lüftchen“ gesprochen. „Die Arbeitgeber haben diesen Warnschuss offenbar überhört“, sagte Russ gestern. Morgen ab 11 Uhr wollen die Gewerkschaftler in der Innenstadt demonstrieren.

Anne Hund

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