Mit der Streifenkarte von München nach Landsberg: Was der MVV plant – und was nicht

München - Der MVV boomt – und stößt doch an Grenzen. Weil nicht genug Geld für den Ausbau von Angeboten da ist, weil Busfahrer fehlen, weil Verbunds-Chef Bernd Rosenbusch unzufrieden mit seiner alten Busflotte ist. Die AZ gibt einen Überblick, was er für das neue Jahr plant.
MVV-Neuerung: Mit der Streifenkarte von München nach Landsberg
Nachdem der MVV im Dezember die größte Beitrittswelle seiner Geschichte umgesetzt hat - seitdem sind Tölz, Miesbach, Stadt und Landkreis Rosenheim und die Kochelseebahn im Landkreis Weilheim dabei – will Rosenbusch nun die nächsten Schritte zum XXL-Verbund gehen.
Der Beitritt von Weilheim-Schongau zum 1. Januar 2025 ist schon beschlossen, mit einer entsprechenden Entscheidung des Landkreises Landsberg am Lech rechnet er in diesen Tagen. Mühldorf hat den Beschluss noch einmal vertagt, als Nächstes sollen dann wohl Garmisch-Partenkirchen und Landshut an die Reihe kommen, wobei Rosenbusch für möglich (aber nicht ideal) hält, dass in Landshut die Stadt beitritt, der Landkreis aber nicht.

Kurzfristig bringen die Erweiterungen vor allem etwas, weil der Ticketkauf einfacher (und auf einer Fahrkarte möglich) ist – und weil sich die Fahrgastinformation sowohl auf dem Handy, als auch an den Haltestellen oft verbessert, sobald der MVV dabei ist. Rosenbusch erhofft sich aber auch Effekte, weil die Landkreise beginnen würden, den Ausbau des ÖPNV ernster zu nehmen. In Rosenheim will er schon eine andere Stimmung beim Thema bemerkt haben. Miesbach wolle auch etwas investieren. "Alle anderen brauchen noch Zeit", räumt er etwas zerknirscht auf AZ-Nachfrage ein.
MVV setzt auf Leihräder: Münchner Leihräder in Starnberg abgeben
Der MVV setzt voll auf Leihräder. Rosenbusch glaubt, dass ein besseres System den ÖPNV insgesamt attraktiver machen kann – weil man von der letzten Bahn-Station schneller ans Ziel kommt. Das städtische System MVG Rad wird abgewickelt (AZ berichtete), stattdessen wird weit über die Grenzen der Stadt hinaus ein neues System etabliert.
In 37 Kommunen sollen laut Rosenbusch 4300 mechanische Räder und 2500 Pedelecs bereitstehen, die meisten in München. Spannend für die Städter: Man kann bald etwa in Starnberg ein Rad leihen und nach München fahren und es hier abstellen. Oder eben umgekehrt. "Erste Räder sollen noch 2024 in Betrieb genommen werden", heißt es vom MVV, "der Großteil dann 2025".
Mit der MVV-App radeln abseits der Bundesstraßen
Der MVV will dabei helfen, dass man sich mit dem Rad auf angenehmen Wegen durchs Umland bewegen kann. In der App oder auf rad.mvv-muenchen.de kann man etwa angeben, ob man mit Rennrad oder Mountainbike unterwegs ist, auch die Öffentlichen nutzen will oder nur radeln - und kann sich dann etwa häufiger abseits von Bundesstraßen navigieren lassen.
2021 brannte in einem Londoner U-Bahnhof ein Elektroroller, 2023 explodierte in der Madrider U-Bahn der Akku eines Rollers, wobei der Waggon vollständig ausbrannte. Kürzlich hat sich die MVG entschieden, dass ab April in U-Bahnen, Bussen und Trambahnen die Mitnahme von Elektrorollern verboten ist. Rosenbusch aber zieht da nicht mit. Man habe sich mit der Bahn beraten und erlaube die Mitnahme in den S-Bahnen weiter, sagt er. "Das Risiko für Leib und Leben ist gering." Und in den MVV-Bussen? Werde es auch keine neuen Verbote geben.
MVV-Handytickets werden viel einfacher
"Swipe and Ride" oder auch "In and Out" – beim MVV mag man englischsprachige Begriffe. Was dahinter steckt: die Idee eines ganz einfachen Ticketkaufs. Der Fahrgast wischt beim Einsteigen in Bus oder Bahn in die eine Richtung übers Handy, beim Aussteigen in die andere – und kauft so das günstigste Ticket. In einem Pilotversuch des MVV sagten starke 92 Prozent der Kunden, sie würden diesen Ticketkauf weiterempfehlen.

Noch in diesem Jahr soll es nun regulär losgehen. "Einfacher geht es nicht", jubelt Rosenbusch, "Sie müssen nie wieder schauen, ob etwas in Zone 1, 2 oder 3 ist." Besonders stolz ist er auf einen neuen Kostendeckel. Der Ticketkauf sei nun vollkommen risikofrei – weil man garantiert niemals mehr zahlen würde, als eine Tageskarte für die Zonen kostet, in denen man sich an dem Tag bewegt hat.
Noch für dieses Jahr verspricht Rosenbusch, dass man sich Störungen per Push-Nachricht aufs Handy melden lassen kann – wenn man eine Linie "abonniert" oder mit einem genauen Suchauftrag. Haken für Münchner: Das klappt wohl erstmal nur im Umland, nicht bei den wegen Staus und Fahrermangel erschreckend unzuverlässigen MVG-Bussen.