Street-Art in München: Ein kurzes Leuchten fürs Fina-Parkhaus
München - Zwischen Maximilianstraße und Tal werkeln die Bagger. Seit Ende März hat die Hofbräuhaus-Parkgarage neben dem Fünf-Sterne-Hotel Mandarin Oriental geschlossen.
Im September wird das Gebäude abgerissen
Die Teer-Oberfläche der Parkdecks in der Hildegardstraße ist abgefräst. Bis zum September wird das Hochparkhaus in der Altstadt abgerissen. "Wer einen Parkplatz sucht, dem stehen nur 100 Meter weiter 500 Tiefgaragen-Plätze im Parkhaus Thomas-Wimmer-Ring zur Verfügung", erklärt Fabian Häusler von Wöhr + Bauer, dem Eigentümer beider Garagen.

Weil eine attraktive Stadt "Kreativität und Vielfalt" brauche, möchte der Bauherr, wo dies möglich ist, Zwischennutzungen Wirklichkeit werden lassen. Im alten Parkhaus hat er dem Münchner Graffiti-Kollektiv "Broke Today" Experimentierflächen und "Möglichkeitsräume" gegeben, mit den Worten: "Ihr könnt hier machen, was ihr wollt."
Sieben Künstler haben sich ausgetobt
Und sie wollten - sprayen! Unkompliziert und rapide haben sieben Berufskünstler, Sprayer und ein Tape-Artist, also ein Künstler, der mit Klebeband arbeitet, Böden, Wände unter Neonröhren und Betonflächen in einem Wochenende zum Leuchten gebracht.

"Wenn jemand einen Ort zum Sprayen an Land zieht, wie etwa das leerstehende Wohnhaus in der Steinheilstraße, werden die Flächen brüderlich geteilt. Orte des Konsums transferieren wir in Orte der Kultur, wie in einer Zwischennutzung am Marienplatz", sagt Fillin Guas, Sprecher der Gruppe.
Werke mit Feuerlöschern und Klebeband
Er selbst hat sechs Feuerlöscher aus dem Parkhaus mit einem Messer aufgestochen, Farbe eingefüllt - und sie mit 18 bar Druck spektakulär auf einer Betonmauer verteilt. Das hat Kraft: Den Vereinsfarben von FC Bayern und Sechzig sind die Töne entlehnt. Sie ergeben einen "Sonnenaufgang an der Allee".

Sein Kollege Dinomaat ist ein junger Tape-Artist aus München. Mit neon-pinken Klebstreifen hat er auf dem Dach das Klebeband-Werk "Level up" kreiert.
"Für mich zählt der Prozess des Schaffens"
Es soll dazu anregen auf vielen Ebenen zu denken: "Meine Kunst ist keine Leinwand- und Museumskunst, sondern Straßenkunst. Sie ist temporär. Für mich zählt der Prozess des Schaffens", sagt der 30-Jährige. Er freut sich, dass Firmen und die Stadt seiner Kunst zur Zeit einen extra Raum geben.

Kritisch setzt sich Gerald Jegal mit der Architektur seiner Heimatstadt auseinander: Sein Werk zeigt zwei Motive aus der Antike: die Kombination von Nützlichkeit und Schönheit als Grundsatz der Architektur. "Die Schönheit wird bei den Neubauten heute weggelassen", konstatiert der Sprayer aus Großhadern.

Auch Corona wird künstlerisch aufgegriffen
Das aktuellste Thema, Corona, hat Graffiti- und Tatto-Künstler Shamey ABC (46). Sein Werk "Der Tänzer" ist ein Skelett nach mexikanischen Motiven. Die Flamme soll die Zukunft symbolisieren. Blumen stehen für den Wunsch, dass die Münchner ihre "Happyness" behalten.

Anschauen kann man die Kunst leider nicht - das Parkhaus ist eben Baustelle. Aber einen Film der Sprayarbeiten gibt es, und den soll es bald in der neuen Parkgarage des Bauherren zu sehen geben.
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