Stickstoffdioxid in München: Zwischenmessung - Luft in der Stadt wird besser

München - Ein von hitzegeplagten Großstädtern viel getaner Ausspruch in den vergangenen Tagen: Mei, ist das heute wieder stickig! Da kriegt man ja gar nicht mehr richtig Luft. Wer dieser Tage zu Fuß durch die heiße City gehetzt ist, wird dieses Gefühl sicher nachvollziehen können. Allerdings: Es hat wohl tatsächlich mehr mit den hohen Temperaturen zu tun. Denn stickig: Da ist München eigentlich wieder auf dem Weg der Besserung.
Wie das städtische Umweltreferat am Montag mit spürbarer Erleichterung mitgeteilt hat, sind die Stickstoffwerte in den vergangenen drei Monaten in vielen Straßenzügen der Stadt weiter gesunken. Bei den 20 Standorten, an denen die Stadt zu Jahresbeginn eigene Messstellen eingerichtet hat, werden die EU-Grenzwerte nur noch an vier Punkten überschritten. Im ersten Quartal 2018 waren die Werte noch an zehn Standorten zu hoch.
Münchens Umweltreferentin Stephanie Jacobs (parteifrei) wertet diese Ergebnisse als Hoffnungsschimmer. So kommt man am Ende nämlich vielleicht doch noch um die leidigen Dieselverbote herum. "Sollten sich diese vorläufigen Zwischenwerte auch im dritten und vierten Quartal verfestigen“, sagt Jacobs, „könnten die Werte am Jahresende signifikant besser ausfallen als ursprünglich berechnet.“
Umweltreferentin Jacobs: Rasche Umsetzung des Luftreinhalteplans
Richtig Anlass zum Durchatmen sind die Messergebnisse aber freilich nicht. Denn zum einen werden die zulässigen Höchstwerte an den beiden Messpunkten am Mittleren Ring (Tegernseer Landstraße/Chiemgaustraße) mit 57 und 58 Mikrogramm je Kubikmeter Luft immer noch deutlich überschritten. Erlaubt sind im Jahresmittel lediglich 40 Mikrogramm. Zum anderen deutet sich schon jetzt an, dass am Jahresende auch an anderen Stellen in der Stadt der erlaubte Durchschnittswert gerissen wird. Wie das Ingenieurbüro Gevas erst kürzlich im Auftrag der Stadt berechnet hat, wird in München voraussichtlich auch 2020 noch auf 52 Kilometern im Hauptverkehrsnetz dicke Luft herrschen – momentan ist das noch auf 123 Straßenkilometern der Fall.
Die neue Euro-Diesel-Norm 6d und die allgemeine Software-Nachrüstung für Diesel-Motoren lässt also eine kontinuierliche Verbesserung erwarten. Von durchgehend sauberer Luft wird München aber auch in den nächsten Jahren nur träumen können. Umweltreferentin Jacobs pocht deshalb auf eine rasche Umsetzung des Luftreinhalteplans. Dieses erst vergangene Woche beschlossene Paket beinhaltet unter anderem einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, viele zusätzliche Radwege und eine bessere Förderung von E-Fahrzeugen. "Wir müssen die Belastungssituation an den hoch frequentierten Hauptverkehrsstraßen weiterhin ernst nehmen", so Jacobs.