Sterneköche in München als Genussbotschafter: Wenn Oliven nach Tomaten schmecken

Immer mehr Produzenten von Lebensmitteln nutzen den Einfluss von Sterneköchen. Sigi Schelling wirbt für Heumilch, Dominik Käppeler für spanisches Olivenöl.
von  Ruth Frömmer
V.l.: Christiane Mösl, die österreichische Geschäftsführerin der ARGE Heumilch, Sterneköchin Sigi Schelling und Markus Fischer, Vorsitzender der ARGE Heumilch Deutschland im Werneckhof. Im Hintergrund ein duftender Heuhaufen.
V.l.: Christiane Mösl, die österreichische Geschäftsführerin der ARGE Heumilch, Sterneköchin Sigi Schelling und Markus Fischer, Vorsitzender der ARGE Heumilch Deutschland im Werneckhof. Im Hintergrund ein duftender Heuhaufen. © ARGE Heumilch/ Volker Debus

München — Wer verkaufen will, muss kreativ werden. Warum sollte ein Kunde im Supermarktregal ausgerechnet zur Heumilch greifen? Oder das italienische Olivenöl links liegen lassen und mal das spanische probieren? Die Europäische Union hat die Initiative Olivenöle aus Spanien finanziell unterstützt, um genau das zu erreichen.

Teil der Kampagne sind Presse- und Influencer-Termine mit Olivenöl-Verkostung und Showkochen. In München hat die Initiative für den Abschluss ihrer dreijährigen weltweiten Werbetour den Koch Dominik Käppeler (Showroom, ein Michelin-Stern) gewonnen. Der hat sich eine Menge einfallen lassen zum Thema. Und gibt ganz offen zu: "Ich hatte vorher wenig Ahnung von Olivenöl. Das war in meiner Küche immer der Supporter, nie der Main Character".

Aber er hat sich auf die Herausforderung eingelassen und es tatsächlich geschafft, ein Menü mit drei Gerichten zu kochen, das bei jedem Gang eine Olivenöl-Sorte in den Vordergrund stellt. Da unterstreicht dann das würzig-scharfe Cornicabra-Öl eine Gelbschwanzmakrele (Hamachi) oder zum Dessert das tomatige Picual-Öl Mandeln, Kumquats und Salbei.

Das kann Olive: Duft nach Tomate oder unreifer Banane

Wie unterschiedlich die einzelnen Öle schmecken, wurde den geladenen Pressevertretern zuvor per ausgiebiger Olivenöl-Verkostung demonstriert. Es ist interessant, Olivenöl mit Nase und Gaumen zu erkunden. So erfährt man mit allen Sinnen, dass ein Olivenöl tatsächlich nach Tomate oder einer unreifen Banane riechen und schmecken kann.

Umso beeindruckender ist anschließend die Umsetzung von Dominik Käppeler in seinen perfekt abgeschmeckten Gerichten. Und sogar Drinks lassen sich mit Olivenöl verfeinern. Dafür wurde extra die Münchner Barfrau Susan Ann MacKenzie angeheuert. Sie hat zum Beispiel Gin mit Olivenöl geklärt und daraus einen Yuzu-Cocktail kreiert. Der AZ hat besonders der alkoholfreie Cocktail mit fermentierten Erdbeeren und Rhabarber geschmeckt. Dank Olivenöl schmeckte er weder wässrig noch zu sauer, sondern voll und rund. Es gibt Prospekte und Broschüren. Aber ein solches Erlebnis kann kein Werbetexter schaffen. Dafür braucht es die kreativen Macher und keine blumigen Worte.

Heumilch-Fütterung ist landwirtschaftliches Weltkulturerbe

Auch die ARGE Heumilch sieht noch sehr viel Luft nach oben in Sachen Bekanntheit ihrer Produkte. Dabei darf sich die ganzjährige Fütterung von Milchkühen mit Heu seit Kurzem sogar ganz offiziell als landwirtschaftliches Weltkulturerbe bezeichnen. Ebenfalls unterstützt von der EU ist auch der länderübergreifende Verein nun auf Werbetour. Der Grund ist für Geschäftsführerin Christiane Mösl klar: "Die Fütterung von Kühen mit Heu ist artgemäß und naturnah. Trotzdem kommen nur drei Prozent der gesamten Milch in Europa aus reiner Heu-Fütterung."

Sterneköchin Sigi Schelling (Werneckhof, ein Michelin-Stern) ist auf einem Heumilch-Bauernhof aufgewachsen, den ihre Familie heute immer noch betreibt. Das Thema liegt auch ihr sehr am Herzen. Deshalb hat sie sich über die Anfrage der ARGE Heumilch gefreut, sie bei ihrer Mission zu unterstützen. Sie sagt: "Ich koche ausschließlich mit hochwertigen Zutaten. Daher hat es mir sehr viel Freude bereitet, die Heumilch-Käsespezialitäten entsprechend ihrer hohen Qualität in diesem Menü zu verarbeiten." Die Köchin hat sich sogar darauf eingelassen, dass Bauer Karl Neuhofer zum Pressetermin einen kompletten Heuhaufen mitbrachte und mitten in ihrem edlen Werneckhof auftürmte.

Bauer Karl Neuhofer: "Eine Zeit lang haben wir geglaubt, wir hätten einen Fortschritt verpasst"

Aber Neuhofer ist Bauer aus Leidenschaft und möchte seine Mission eben auch für alle Sinne erfahrbar machen. Seine Familie hat an der Heumilch immer festgehalten. "Kühe sind Gourmets. Früher war Heufütterung ganz normal. Eine Zeit lang haben wir geglaubt, wir hätten einen Fortschritt verpasst", so Neuhofer. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich Heumilch gegenüber Milch aus Silo-Fütterung besonders gut für die Käseherstellung eignet.

Sigi Schelling vertieft in ihrem Element in der Küche.
Sigi Schelling vertieft in ihrem Element in der Küche. © ARGE Heumilch/ Volker Debus

Und weil Menschen wie Kühe ebenfalls Gourmets sind, hat sich Sigi Schelling ins Zeug gelegt und ihren Gästen ein Sechs-Gänge-Menü gekocht. Das Besondere: In jedem der feinen Gänge war ein besonderer Heumilch-Käse oder ein Heumilchprodukt verarbeitet. Die Langustine mit grünem Spargel wurde zum Beispiel mit einer Camembert-Creme unterstrichen und zum Lammrücken gab's ein knuspriges Käsetascherl. Klingt simpel, ist aber in beiden Fällen ein geschmackliches Highlight, das noch lange nachwirkt und tatsächlich inspiriert.

Allein das Dessert mit Heumilch-Produkten von Sigi Schelling macht schon glücklich

In einer Ochsenessenz servierte Schelling einen feinen Spinat-Steinsalzkäseknödel. Und auch an ihre Frischkäse-Tascherl mit Langenegger Dorfkäse und Salbei-Nussbutter wird sich die Runde der auserwählten Genießer und besonders die AZ noch lange erinnern.

Die Frischkäse-Tascherl mit Langenegger Dorfkäse und Salbei-Nussbutter.
Die Frischkäse-Tascherl mit Langenegger Dorfkäse und Salbei-Nussbutter. © ARGE Heumilch/ Volker Debus
Ein Heumilch-Dessert, das noch lange nachwirkt. Besser geht's nicht.
Ein Heumilch-Dessert, das noch lange nachwirkt. Besser geht's nicht. © ruf

Allein das Dessert aus Erdbeeren, Heumilch-Joghurteis mit leicht gelierter Holunderblütensuppe und Buttermilch und dazu ein Topfensoufflé hätte viele schon glücklich gemacht. Mit dem Heuduft in der Nase war das ein wunderbares Heumilch-Erlebnis.

Geschmacklich geht eben nichts über ehrliche, regionale Produkte.

www.oliveoilworldtour.de

www.heumilch.com

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