Stellwerk am Ostbahnhof: Münchner Sorgenkind wird 2023 erneuert

OB Dieter Reiter (SPD) wollte, dass schon dieses Jahr die Stellwerk-Technik am Ostbahnhof saniert wird. Doch aus diesen Plänen wird nichts, sagt die Deutsche Bahn.
von  Emily Engels
Das Stellwerk am Ostbahnhof (das gelbe Gebäude rechts im Bild) ist in die Jahre gekommen. Es ist für viele Störungen im Netz verantwortlich.
Das Stellwerk am Ostbahnhof (das gelbe Gebäude rechts im Bild) ist in die Jahre gekommen. Es ist für viele Störungen im Netz verantwortlich. © Emily Engels

München - Als "retro, charmant – und störanfällig" bezeichnet Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die fast 50 Jahre alten Räumlichkeiten des Stellwerkes am Ostbahnhof. Welche Probleme das in die Jahre gekommene Sorgenkind verursacht, bekommen Münchner Fahrgäste regelmäßig selbst zu spüren – immer dann, wenn die Bahn wieder mal eine "Stellwerkstörung" meldet.

Über den Verkehrsknotenpunkt Ostbahnhof fahren täglich 1.000 Züge, es gibt rund 700 Weichen und Signale. Vor allem am Nadelöhr Stammstrecke führen Stellwerkstörungen schnell zu riesigen Problemen und stundenlangen Ausfällen.

Stellwerk wird im Mai 2023 erneuert

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag im alten Stellwerk in der Friedensstraße 45 hat Söder den Umständen entsprechend gute Nachrichten im Gepäck: Das Stellwerk soll nun schon bis Mai 2023 erneuert werden. Söder: "Das sind immerhin knapp sechs Monate früher als ursprünglich geplant."

Bahn-Vorstand Ronald Pofalla nennt die Kosten: 220 Millionen Euro. Im Bahnverkehr werde die Digitalisierung des alten Stellwerkes die Kapazität um 30 Prozent erhöhen, ohne dass nur eine einzige neue Schiene verlegt werden muss. Doch Verbesserung soll schon vorher kommen. Bis 2023 sollen Teile des alten Stellwerkes sukzessive erneuert werden – bei laufendem Betrieb.

Das Stellwerk am Ostbahnhof (das gelbe Gebäude rechts im Bild) ist in die Jahre gekommen. Es ist für viele Störungen im Netz verantwortlich.
Das Stellwerk am Ostbahnhof (das gelbe Gebäude rechts im Bild) ist in die Jahre gekommen. Es ist für viele Störungen im Netz verantwortlich. © Emily Engels

OB Reiter forderte schnellere Erneuerung

OB Dieter Reiter (SPD) hatte Mitte Dezember, kurz nachdem eine Stellwerkstörung wieder einmal für stundenlange Ausfälle gesorgt hatte, einen offenen Brief an Söder geschrieben – und darin eine Fertigstellung noch in diesem Jahr gefordert. Damals schrieb Reiter: "Angesichts der immer prekärer werdenden Situation und der Tatsache, dass Hunderttausende täglich die S-Bahn nutzen, muss die Erneuerung meines Erachtens zwingend bereits in 2020 stattfinden."

Schneller als Mai 2023 wird eine Erneuerung aus technischen Gründen nicht möglich sein, heißt es von der Bahn. Neben der Software, die aufwendig programmiert werden muss, müssen etwa neue Kabel am Gleis verlegt werden, erklärt Volker Hentschel, vom Netzvorstand der DB. Ein weiterer Grund, warum eine Erneuerung nicht vor Mai 2023 abgeschlossen sein wird: "Die Arbeiten passieren vor allem nachts und am Wochenende", erklärt Hentschel. Damit der Betrieb niemals komplett gesperrt werden muss.

Ein Schaltplan der S-Bahn im Stellwerks-Gebäude.
Ein Schaltplan der S-Bahn im Stellwerks-Gebäude. © Emily Engels

Das alte Gebäude bleibt noch bis 2028

Bis Mai 2023 wird zunächst nur die Stellwerktechnik für die S-Bahn erneuert. Bis 2028 - bis auf der Zweiten Stammstrecke Bahnen fahren - wird der gesamte Zugverkehr am Ostbahnhof von der erneuerten Technik überwacht und gesichert. Das alte Stellwerkgebäude bleibt zumindest bis 2028 noch bestehen. Währenddessen sollen neue, kleinere Modulgebäude um das Areal herum gebaut werden, erklärt Hentschel.

OB Reiter begrüße es zwar, dass Söder seiner dringenden Bitte gefolgt sei – und die Sanierung vorgezogen wird. Er ergänzt jedoch enttäuscht: "Allerdings hätte ich mir im Interesse der Bürger eine deutlich frühere Fertigstellung gewünscht." Reiter teilt weiter mit: "Die Zuverlässigkeit der S-Bahn und damit eines Großteil des Münchner Personennahverkehrs hängt maßgeblich von diesem Stellwerk ab."


Umbaumaßnahmen: So viel investieren Bahn und MVG

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) werkelt heuer an ihrem Netz.

  • Vom 13. Juli und 18. September werden an der Münchner Freiheit Weichen erneuert. Zwischen Uni und Münchner Freiheit fahren Busse.
  • Ab April wird an die zweigleisige Haltestelle am Bahnhofplatz um ein drittes Gleis erweitert. Außerdem wird es für die Tram 16 und 17 eine neue Gleisverbindung von der Arnulfstraße in die Prielmayerstraße geben. Die Linien 16, 17, 19, 20 und 29 werden während der Bauzeit umgeleitet beziehungsweise unterbrochen.
  • Die Tram 17 wird vom 15. März bis Mitte April zwischen Isartor und Max-Weber-Platz unterbrochen.
  • Zwischen Maxmonument und Effnerplatz (Tram 16) werden zwischen 18. Mai bis Juni Gleise erneuert.
  • Am Orleansplatz werden zwischen 18. Mai und Mitte Juni Gleise erneuert. Die Tram 21 wird zwischen Max-Weber-Platz und Haidenauplatz umgeleitet.
  • Ab dem 5. Oktober ist die Tram 20 zwischen Westfriedhof und Moosach Bahnhof für einen Monat unterbrochen.

Bayernweit investiert die Bahn. Sie wird 1,7 Milliarden Euro in die Infrastruktur stecken. 2020 sollen 340 Kilometer Gleise, fast 270 Weichen sowie 30 Brücken saniert werden. Neben Arbeiten an der Stammstrecke und der Weiche am Ostbahnhof (siehe links), will die Bahn auch die Elektrifizierung der Strecke von München über Lindau nach Zürich abschließen.

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