Steilvorlage für Josef Schmid

CSU-OB-Kandidat Josef Schmid dreht den SPD-Wahlslogan "Damit München München bleibt" um – und sagt, was sich ändern muss.
München - Eine bessere Steilvorlage hätte der CSU-Herausforderer Josef Schmid sich für seine gestrige Wahlkampf-Rede wohl gar nicht wünschen können. „Damit München München bleibt“, lautet der Slogan, der derzeit auf SPD-Plakaten prangt. Also zerfieselte OB-Kandidat Schmid beim Dreikönigstreffen der CSU genüsslich, an welchen Punkten München keinesfalls bleiben solle, wie es jetzt ist.
Er wolle nicht, so führte Schmid aus, dass München „das München der stinkenden Schultoiletten, fehlenden Mensen und damit der fehlenden Ganztagsschule“ bleibe. Sein „Bua“, Schüler in der zweiten Klasse, trinke sogar weniger, damit er nicht aufs Schulklo müsse – „weil’s ihn so graut“.
Ebenso wenig dürfe München „das München der fehlenden Kinderbetreuungsplätze“ bleiben – oder „das München des stockenden, lahmenden und fehlenden U-Bahn-Baus“. Er dagegen wolle, „dass der öffentliche und der Auto-Verkehr viel mehr als bisher unter der Erde fließen“.
Was sonst noch auf der Schmid’schen Abwatsch-Liste stand: die Finanzmisere der Kliniken, die leer stehenden städtischen Wohnungen sowie die verpassten Zielvorgaben beim Wohnungsbau. „Ich will nicht, dass München so bleibt!“, rief er mehrere Male in den übervollen Saal im Augustiner in der Fußgängerzone – und erntete dafür begeisterten Applaus.
Er stamme aus „einfachen Verhältnissen“, ließ der Metzgerssohn die Zuhörer wissen. Seine Eltern seien keine Akademiker gewesen, und doch habe sein Vater ihn gelehrt: „Stillstand heißt Rückstand“.
Kleine Randnotiz: Während Schmids Rede drehte sich eine ältere Dame aus dem treuen CSU-Publikum zum Journalisten-Tisch um und fragte: „Wie heißt eigentlich der Kandidat der SPD?“ Apropos Dieter Reiter: Dass viele der Themen, die CSU-Herausforderer Schmid anpacken will, auch auf der Prioritäten-Liste des SPD-Kandidaten Reiter stehen – die Schulraumsanierungen, die Leerstandsproblematik und die Förderung genossenschaftlichen Wohnungsbaus zum Beispiel – werteten die Schwarzen lediglich als Bestätigung.
Die SPD, so ätzte Schmid, habe gerade „ihre steilste Lernkurve aller Zeiten“ absolviert, indem sie Vorschläge der CSU übernommen habe. Schon zu Beginn seiner Rede hatte Schmid Beobachtern der SPD, die er offenbar unter den Gästen ausgemacht hatte, empfohlen: „Passen Sie gut auf!“
Gleich nach Schmid kam Partei-Chef Ludwig Spaenle ans Pult und griff erstmal tief in die Populismus-Kiste. „München ist die schönste Stadt der Welt“, rief er. „Deshalb ist es notwendig, dass der fähigste OB diese Stadt führt – und der wird Josef Schmid heißen.“
Zuspruch bekam dieser auch von der stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden Julia Klöckner, die als Festrednerin vor Ort war. Sie lobte Schmids „fulminante Rede“ und seine Plakate – „weil sie nicht zu laut sind“.
Sie selbst aber lieferte eine inhaltlich erstaunlich dünne Rede ab, in der es unter anderem um ihre Verwandtschaft, Handyverträge und Anglizismen ging.
Am Tag vor der Klausur der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth spielte im Augustiner auch der Streit um die Armutszuwanderung eine Rolle. Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer, der zum Dreikönigstreffen eingeladen hatte, warb für eine sachliche Debatte. Auch Josef Schmid bezog Position: „Einen undifferenzierten Satz wie ,Wer betrügt, der fliegt’ hätte ich so nicht formuliert.“