Steigen Bierpreise um 30 Prozent? Das sagen die Münchner Brauereien

München - Sonnenblumenöl, Gemüse, Mehl: Viele Lebensmittel sind in diesem Jahr teurer geworden. Steigen nun auch noch die Bierpreise?
Münchner Brauereien: Wird Bier teurer?
Ja, erklärte Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerbunds, kürzlich der "Bild". "Die Kostensteigerungen sprengen alle Dimensionen. Die Preise gehen durch die Decke. So etwas haben wir noch nicht erlebt", sagte er. Um ganze 30 Prozent könne der Bierpreis steigen, ergänzte Stefan Fritsche, Vize-Chef des Brauereiverbands Berlin Brandenburg.
Was sagen die Münchner Brauereien? Wie kritisch ist die Lage? Die AZ hat nachgefragt.
Brauer vor großen Herausforderungen
"Wir als Brauer sehen einen massiven Anstieg der Kosten, einerseits in dem Bereich der Rohstoffe, aber auch im Energiebereich", erklärt Fried-Heye Allers für die Spaten-Löwenbräu-Gruppe. Dieser Anstieg sei noch nicht beendet und werde sich fortsetzen: "Dies stellt uns BrauerInnen insgesamt vor große Herausforderungen." Inwiefern sich das auf die Bierpreise auswirkt, könne nicht beantwortet werden.
Auch Paulaner stellt fest: "Die gesamte Braubranche ist von einem massiven Preisanstieg in der gesamten Lieferkette betroffen." Zwar beziehe man Rohstoffe vor allem aus Bayern und habe "langfristige Lieferverträge mit unseren Partnern. Aber natürlich müssen wir die Marktentwicklung aufgrund der aktuellen Situation weiter genau beobachten." Zu möglichen Bierpreis-Erhöhungen will man sich bei Paulaner nicht äußern.
Rohstoffe und Energiepreise steigen
Hofbräu schildert die Situation ähnlich. Die Preise für Hopfen und Malz seien stark angestiegen, was aufgrund von Lieferverträgen jedoch noch keine Auswirkungen habe – diese seien erst zeitlich versetzt zu spüren. Neben den Rohstoffkosten seien "auch die steigende Energiekosten für Strom, Gas und Öl zu nennen. Zusätzlich verteuern sich durch den Transport mit Lkw die Beschaffungskosten aller benötigten Rohstoffe sowie sämtliche Lieferkosten", so Hofbräu-Sprecher Stefan Hempel.
Und: "Im Bereich Gebinde und Verpackungen sind die Preise für Edelstahlfässer und Glasflaschen stark gestiegen, weil deren Herstellung ebenfalls sehr energieintensiv ist. Besonders bei Glasflaschen wirken sich die deutlich gestiegenen Kosten unmittelbar aus. Bei Etiketten, Werbemitteln und Verpackungen wie Kartons treffen uns die Verknappung und Preissteigerungen beim Papier ebenfalls sofort."
Weiterer Kostenfaktor für die Brauereien seien die Löhne und Gehälter, die aufgrund der tariflichen Lohnerhöhungen steigen sowie gestiegene Kosten für Reinigungs- und Desinfektionsmittel.
Hofbräu hat bereits zum 1. Februar 2022 die Preise für Gastronomen und im Handel erhöht. "Allerdings konnten dabei nicht alle oben genannten Preissteigerungen in vollem Umfang berücksichtigt werden, da sie zum Zeitpunkt der Kalkulation nicht bekannt waren", so Hempl weiter. Heißt: Weitere Erhöhungen sind zu erwarten.
Giesinger Bräu hebt Preise noch in diesem Jahr an
Giesinger Bräu wird konkreter und stellt eine baldige Erhöhung des Bierpreises für Konsumenten in Aussicht. "Leider werden wir nicht umhinkönnen, im Laufe des Jahres die Preise für unsere Biere anzuheben", sagt Geschäftsführer Steffen Marx zur AZ. "Wir können den Rahmen noch nicht abschließend bestimmen. Wir werden voraussichtlich zumindest die Inflation ausgleichen müssen, um unsere gestiegenen Kosten auszugleichen.”
Auch er nennt die steigenden Getreide- und Energiepreise als Grund. "Von 76 Zulieferern im Bereich Bierproduktion haben 69 die Preise erhöht. In der Gastronomie ist es noch schlimmer, da werden die Einkaufspreise nahezu wöchentlich im Großmarkt nach oben angepasst.”
Ob die Bierpreise bei den Münchner Brauereien tatsächlich um 30 Prozent steigen werden, lässt sich also noch nicht sagen – es ist aber davon auszugehen, dass sie tatsächlich erhöht werden.