Stau und tausende Demonstranten am Sonntag: Radlfahrer blockieren Straßen in München für Sternfahrt

München - Um kurz nach 16.30 Uhr war die große Radldemo von Sonntag beendet, wie die Münchner Polizei auf X (ehemals Twitter mitteilte):
Es waren dieses Jahr laut Polizei rund 3500 Teilnehmer – also deutlich weniger als noch vor einem Jahr. Das ist wahrscheinlich zu einem großen Teil auch dem garstigen Wetter geschuldet: Zwischendurch wurde aus dem Regen sogar Schnee und es war eisig kalt. "Wir fühlen mit den tapferen Radlern, die sich bei diesen Witterungsverhältnissen Richtung München aufgemacht haben", so eine Polizeisprecherin.
Die Verkehrsbehinderungen waren laut Polizei "überschaubar", auch weil an diesem Sonntag wenig Ausflugsverkehr unterwegs war. Es waren rund 1000 Einsatzkräfte mit der Demonstration beschäftigt.
"Paris macht es vor": Was die Demonstranten bei der Radsternfahrt in München fordern
Unter dem Motto "Fünf Jahre Radentscheid München: Wo bleiben unsere Radwege?" forderte der ADFC gemeinsam mit Bündnispartnern eine schnellere Umsetzung des Radentscheids. "Bislang sind nur wenige Meter neuer Radweg in München sichtbar, jetzt muss das Radnetz endlich zügig ausgerollt werden. Paris macht es vor: Dank neuer guter Fahrradwege pendeln dort erstmals mehr Menschen mit dem Fahrrad als mit dem Auto", sagte Andreas Schön, Vorsitzender des ADFC München.
Autobahnen hätten höchste Sicherheits- und Qualitätsstandards: breit, eben, sicher und durchgängig, sagte Schön weiter. "So müssen auch Radwege sein! Über die Autobahnen werden täglich Hunderttausende Pendler mit ihren Autos in die Stadt gepresst. Dieser klimaschädliche Kfz-Verkehr blockiert den Platz für breite und sichere Radwege." Unter anderem Diskussionen um wegfallende Parkplätze bremsten den schnellen Ausbau des Radwegenetzes aus.
"Die Bagger müssen jetzt endlich rollen": Münchner Radaktivisten machen Druck auf Stadtpolitik
Katharina Horn, Sprecherin des Radentscheids München, bezeichnete es als "Armutszeugnis für die Stadt", dass überhaupt nach den Radwegen gefragt werden müsse. "Fünf Jahre nach den beiden erfolgreichsten Bürgerbegehren der Stadtgeschichte sind nur wenige Meter neuer Radweg befahrbar. Die Bagger müssen jetzt endlich rollen."
Die Münchner Grünen unterstützten die Aktion. Die grün-rote Rathauskoalition habe es zwar geschafft, ein Konzept für die Verkehrswende zu entwerfen, doch es fehle Radinfrastruktur, kritisierte Münchens Grünen-Vorsitzende Svenja Jarchow. Damit mehr Menschen auf das Rad umsteigen würden, sei auch Sicherheit wichtig. "Jeder breitere oder neue Radweg rettet Leben. Klar ist: Die notwendige Verkehrswende gelingt nur mit mehr Platz fürs Rad."
Große Radsternfahrt am Sonntag: Was die Radlaktivisten fordern
Gleich zwei triftige Gründe führt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) an, warum er für Sonntag zur großen Radsternfahrt zum Königsplatz aufgerufen hat: Der Münchner Ableger der Radlaktivisten protestiert einerseits, weil seiner Ansicht nach der Ausbau der Radwege zu langsam vorangeht. Fünf Jahre, nachdem der Münchner Radentscheid für den massiven Ausbau der Radwege fiel, soll die Umsetzung dessen "endlich auf die Straße kommen".

Radsternfahrt des ADFC in München: Demo für Verkehrswende
Zu nichts weniger als zur "Radvolution" rufen die Demonstranten auf, damit in der Stadt, im Landkreis und in der Metropolregion "die Radfahrenden endlich sicher und zügig unterwegs sein können".
Zur Radsternfahrt hatten die Organisatoren beim Kreisverwaltungsreferat 10.000 Teilnehmer angemeldet. Im vergangenen Jahr waren es sogar noch mehr: Rund 18.000 Teilnehmer waren es laut den Organisatoren, die Polizei sprach von 17.000 Teilnehmern.

15 Demozüge zum Königsplatz: Viele Strassensperrungen und Staus erwartet
15 Demozüge aus allen Himmelsrichtungen starteten am Sonntag zum Königsplatz, wo ab 15 Uhr eine stationäre Demo mit Bühnenprogramm und Musik geplant war. Für die Polizei bedeutete die Demonstration einen Großeinsatz. Sie begleitete mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks und einigen Freiwilligen Feuerwehren die Demozüge und die damit einhergehenden Straßensperrungen.
Die Polizei rechnete mit Verkehrsstörungen, Umleitungen und Sperrungen im ganzen Stadtgebiet. Konkrete Sperrungen wurden gegen 13 Uhr auf dem Mittleren Ring und der A95 im Stadtgebiet erwartet. Die Sperrung sollte rund eineinhalb Stunden andauern. Insbesondere auf dem Mittleren Ring rechnete die Polizei auch nach dem Ende der Demo noch mit Verkehrsbehinderungen.
Wegen Radldemo: Ausfälle und Verspätungen bei Tram und Bus
Nicht nur der Individualverkehr, sondern auch der öffentliche Nahverkehr war von der großen Demo betroffen sein: Die MVG rechnete im gesamten Stadtgebiet mit "erheblichen Beeinträchtigungen bei Tram und Bus", wie sie mitteilte.
Die Münchner Radsternfahrt-Startpunkte im Überblick
- West-Route: Nymphenburg, Südliche Auffahrtsallee, Abfahrt ca. 13.00 Uhr
- Nord-Route: Studentenstadt, Park + Ride Parkplatz, Ungererstraße 214, Abfahrt ca. 12.55 Uhr
- Ost-Route: Tassiloplatz, Welfenstraße 56, Abfahrt ca. 12.50 Uhr
- Süd-Route: Baierbrunner Straße, Abfahrt ca. 13.15 Uhr
Die Startpunkte im Umland im Überblick:
- Freising: Start gegen 9.25 Uhr
- Garching: Start gegen 11.55 Uhr
- Erding: Start gegen 9.40 Uhr
- Grafing: Start gegen 10.50 Uhr
- Rosenheim: Start gegen 9.10 Uhr
- Holzkirchen: Start gegen 11.10 Uhr
- Geretsried: Start gegen10.35 Uhr
Etwa gegen 14 Uhr trafen alle verschiedenen Demozüge an der A95 bei München Kreuzhof aufeinander und fuhren gemeinsam zum Königsplatz. Dort fand dann die Abschlusskundgebung statt.