Statistikamt soll umziehen: „Niederschmetternd und demotivierend“

MÜNCHEN - Rund 500 Arbeitsplätze sollen laut Innenministerium nach Fürth verlagert werden. Ein Schock für die Mitarbeiter - ziehen sie mit oder bleiben sie in München?
Die Mitarbeiter erfuhren es aus der Zeitung: Das Landesamt für Statistik soll von München nach Fürth umziehen. „Es war ein Schock“, sagt Statistikerin Cornelia Wegert (49). „Man fühlt sich von der Politik verschaukelt. Man wird rumgeschachert und zählt als Mensch gar nicht!“
So wie sie empfinden in diesen Tagen viele Menschen, die bei der Behörde arbeiten. Rund 500 Arbeitsplätze sollen laut Innenministerium nach Franken verlagert werden – frühestens Ende 2012 könnte damit begonnen werden. Für die betroffenen Mitarbeiter stellt sich jetzt die Frage, ob sie nach Fürth gehen möchten oder ob sie auf die Ankündigung vertrauen, dass es eine „sozialverträgliche Umsetzung der Pläne“ gibt. Niemand werde gegen seinen Willen versetzt, heißt es im Ministerium. Wo genau, in welcher anderen Behörde, die Betroffenen aber stattdessen arbeiten könnten, scheint noch unklar.
Viele der Mitarbeiter sind an München gebunden
Für viele ist ein Umzug nach Franken keine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Cornelia Wegert ist zum Beispiel in die Pflege ihrer behinderten Mutter eingebunden. Ihr Mann arbeitet auch beim Landesamt, aber im Rechenzentrum Süd – und genau das soll in München bleiben.
Auch für Hans-Joachim Ludwig (54) wäre ein Weggang nach Fürth schwierig: Seine Frau ist an einem Max-Planck-Institut nahe München beschäftigt. „Unser ganzes privates Umfeld ist hier.“ Kollegin Gabriele Schröder (45) kennt das Problem: Ihr Mann leitet gemeinsam mit seinen Eltern und dem Bruder ein Hotel. „Das kann man schlecht nach Fürth versetzen.“ Die Nachricht vom Umzug traf sie hart: „Das war niederschmetternd, lähmend, demotivierend.“
Innerhalb der CSU ist wegen der Umzugspläne ein Streit entbrannt – der Münchner Bezirksverband hatte diese kritisiert und sich damit einen Rüffel von Partei-Chef Horst Seehofer eingefangen. Doch die Münchner CSU ließ sich nicht beirren und legte nach: „Wir halten die Verlagerung des Landesamtes für Statistik für regionalwirtschaftlich wenig effektiv und verwaltungsökonomisch problematisch.“
Julia Lenders