Startbahngegner wollen Pause im Planungsverfahren
MÜNCHEN - Die Gegner der dritten Startbahn am Flughafen haben sich für eine Pause im laufenden Planungsverfahren ausgesprochen. „Das wäre eine faire Lösung“, sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses „AufgeMUCkt“.
Der Dachverband von 68 Bürgerinitiativen reagierte damit auf die Ankündigung der Regierung von Oberbayern, für die umstrittene Start- und Landebahn eine neue Bedarfsanalyse erstellen zu lassen. Darin sollen die Folgen der Wirtschaftskrise berücksichtigt werden.
„Tatsache ist, dass die wirtschaftliche Entwicklung für den Flughafen von Bedeutung ist“, begründete Regierungssprecher Martin Schelter die Maßnahme. Zwar habe die Flughafen München GmbH (FMG) seinerzeit für das Planfeststellungsverfahren eine Verkehrsprognose bis 2020 vorgelegt, jedoch habe damals niemand mit der Krise rechnen können.
Mit der Ankündigung für ein neues Gutachten über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung erfüllt die Bezirksregierung indirekt eine Forderung der Startbahngegner. „AufgeMUCkt“ hatte seit langem kritisiert, es gebe gerade angesichts der Krise keinen Bedarf für die neue Piste. Schon im Anhörungsverfahren zur Startbahnplanung war in einer großen Zahl von Einwendungen eine neue Bedarfsprognose gefordert worden, wie Binner sagte. Bei den rückläufigen Fluggastzahlen handle es sich schließlich „nicht um eine Delle, das ist schon ein Blechschaden“.
Flughafen: Dritte Startbahn ist unbedingt notwendig
Auch mit Blick auf den Klimawandel lehnen die Gegner den Bau der dritten Startbahn ab. Anwohner fürchten zudem eine massive zusätzliche Lärmbelästigung und Gesundheitsbelastung mit Schadstoffen. Für diesen Samstag (12. September) rief das Bündnis „AufgeMUCkt“ zu einer Kundgebung vor dem Verwaltungsgebäude der FMG auf. Binner erwartet mindestens 3000 Teilnehmer.
Bei der Flughafengesellschaft will man das neue Wirtschaftlichkeitsgutachten erst einmal abwarten. Sollten sich daraus Abweichungen von den bisherigen Prognosen für den Luftverkehr ergeben, „werden wir ein ergänzendes Szenario darstellen“, sagte ein Sprecher. Die Notwendigkeit der dritten Piste sei allerdings schon jetzt im täglichen Flugverkehr zu erkennen. Die beiden Start- und Landebahnen sind nach den Angaben der FMG an mehreren Stunden des Tages voll ausgelastet, zusätzliche Starts und Landungen seien in dieser Zeit nicht möglich.
Ob es nach der neuen Bedarfsanalyse auch ein neues Anhörungsverfahren geben wird, ist indessen noch unklar. „Das hängt maßgeblich vom Ergebnis des Gutachtens und der ergänzten Verkehrsprognose ab“, sagte Regierungssprecher Schelter. Die Anhörung war im März nach viereinhalb Monaten beendet worden, an knapp 60 Verhandlungstagen waren rund 60 000 Einwendungen von Anwohnern, anderen privat Betroffenen sowie Kommunen und öffentlichen Stellen diskutiert worden.
dpa